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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Emerald im gleichen Maße nahezu hoffnungslos war, wie Sterbliche sie nur empfinden mochten. Und Graisyns kürzlich vorgelegte Analyse der Möglichkeiten, die Prinz Nahrmahn offenstanden − und auch seine persönlichen Neigungen −, hatten auch nicht gerade aufmunternde Bettlektüre dargestellt.
    »Also, das ist noch nicht offiziell − oder zumindest war es das noch nicht, als Graisyn seine Nachricht abgefasst hat −, aber es besteht nicht mehr allzu großer Zweifel daran, dass Nahrmahn sein Mäntelchen nach dem Wind gehängt hat«, grollte Clyntahn. Sämtliche seiner Zuhörer richteten sich in ihren Sesseln auf und kniffen die Augen zusammen, und er zuckte mit den massigen Schultern. »Ich weiß, dass Graisyn uns schon seit Monaten erzählt, Emerald würde nicht lange durchhalten, wenn Cayleb seine Truppen erst einmal an Land gehen lässt, aber ich glaube, nicht einmal er hat das kommen sehen.«
    »Wie zuverlässig sind seine Informationen?«, erkundigte sich Maigwair.
    »Das ist immer die Frage, nicht wahr?« In einem angespannten Grinsen ließ Clyntahn die Zähne aufblitzen. »Anscheinend konnten weder er noch sein Intendant die Gerüchte bestätigen oder bestreiten, die in Eraystor die Runde machen, aber sie waren sehr wohl in der Lage zu bestätigen, dass Pine Hollow irgendwohin ausgesandt worden war. Und die meisten dieser Gerüchte besagten, dass nur ein Ort infrage kommt, an den seine Entsendung in Nahrmahns Namen irgendeinen Sinn ergibt. Und nun ist anscheinend auch Nahrmahn persönlich irgendwohin aufgebrochen. Möchte jemand von Ihnen vielleicht eine kleine Wette eingehen, wohin er wohl gereist sein könnte?«
    Bestürzt verzog Duchairn das Gesicht. Wie Clyntahn schon gesagt hatte, so bestand nur wenig Zweifel, dass die Charisianer Emerald erobern konnten, wann immer sie das wollten. Doch eine Eroberung von Emerald, so unschön das auch wäre, war doch immer noch etwas völlig anderes als die Vorstellung, Emerald könne sich aus freien Stücken dem Widerstand anschließen, den das Haus Ahrmahk der Autorität von Mutter Kirche entgegensetzte.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass Nahrmahn etwas Derartiges tun sollte«, sagte Maigwair, doch sein Tonfall verriet, dass er gerade versuchte, sich selbst von dem zu überzeugen, was er da sagte, und wieder schnaubte Clyntahn verächtlich.
    »Ich schon.« In den Augen des Großinquisitors loderte Zorn. »Warum sollte Nahrmahn nicht dem Beispiel folgen, das Charis hier gibt? Die liegen gleich nebeneinander, sie sind beide eine halbe Welt weit von Zion entfernt, und das macht sie für jede Ketzerei empfänglich, die irgendwo auftaucht − und Nahrmahn hatte schon immer die moralische Integrität einer Nutte aus dem Hafenviertel.«
    Das ist typisch Clyntahn, dachte Duchairn säuerlich, einfach ein Urteil über den Charakter oder die moralische Festigkeit eines anderen abzugeben, ohne sich dabei auch nur im Mindesten scheinheilig zu fühlen.
    »Ich fürchte, da hat Zhaspahr nicht ganz unrecht«, merkte Trynair an. »Und in mancherlei Hinsicht ist es sogar schwierig, es Nahrmahn vorzuwerfen, wenn er versucht hat, zu irgendeiner Art Verständigung mit Cayleb zu kommen.«
    »Ich finde schon, dass wir ihm das vorwerfen können«, schoss Clyntahn zurück.
    »Ich habe nicht gesagt, man solle ihn dafür nicht verurteilen, Zhaspahr«, betonte Trynair. »Ich habe gesagt, es sei schwierig, es ihm vorzuwerfen, und ganz weltlich betrachtet ist das nichts als die reine Wahrheit. Tatsächlich ist genau das auch das Gefährliche daran.«
    »Dass auf diese Weise auch noch eine der Ablenkungen wegfällt, bei denen wir davon ausgegangen sind, sie würden Charis eine Zeit lang beschäftigen, ist ja nun wohl kaum bloß eine Kleinigkeit, würde ich meinen«, warf nun Maigwair ein.
    »Eigentlich schon«, widersprach Trynair kühl. Es war Maigwair anzusehen, wie zornig ihn das machte, doch der Kanzler schüttelte den Kopf. »Denken Sie doch einmal darüber nach, Allayn«, sagte er. »Es war von vornherein klar, dass Emerald nie eine ernst zu nehmende ›Ablenkung‹ für Charis darstellen würde − nicht ohne eine Flotte, die eine Invasion der Truppen von Charis hätte verhindern können. Oder zumindest hätte diese Ablenkung wirklich nicht lange angehalten. Aber jetzt ist Nahrmahn mit Cayleb zu irgendeiner Art politischer Übereinkunft gelangt − vorausgesetzt natürlich, Graisyns Vermutungen erweisen sich als stichhaltig. Ich weiß wirklich nicht, wie sich das für ihn darstellen

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