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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Seeleuten am beliebtesten war. Dass der Wirt und Eigentümer der ›Seemannsbraut‹ stets für ausgezeichnete Küche sorgte und dass man sich selbst noch nach der längsten Reise darauf verlassen konnte, frisches Obst vorzufinden, hatte darauf durchaus einen gewissen Einfluss.
    Doch die allgemeine Stimmung, gänzlich zufrieden wieder in die Heimat zurückgekehrt zu sein, die sonst sowohl in der Schankstube als auch in den Speisesälen der ›Seemannsbraut‹ stets herrschte, wollte sich an diesem Abend nicht einstellen.
    »Wollen wir doch mal sehen, wie das deren Frauen und Kindern schmeckt!«, knurrte jemand anderes.
    »Also wirklich!«, meldete sich ein stämmiger, breitschultriger Seemann zu Wort, der sein graues Haar zu einem langen Zopf zusammengebunden hatte. »Das waren ja nu’ keine Frauen, die da versucht haben, zu uns an Bord zu kommen! Und auch keine Kinder!«
    »Nein, aber die haben angefangen …«
    »Halt die Schnauze, verdammt!«, bellte der Seemann, sprang von seinem Schemel und bahnte sich den Weg wie eine Galeere, die sich geradewegs durch die feindlichen Reihen pflügte. Wie ein zorniger Todeswal steuerte er auf den Mann zu, der gerade eben noch geschrien hatte, während die anderen Gäste einem aufgescheuchten Schwarm Fastdorsche gleich bereitwillig auswichen. Der andere Mann, der deutlich mehr nach einem Buchhalter aus irgendeinem Kontor aussah als nach einem Matrosen, wich rasch zurück − immer weiter, bis eine Wand seinen Rückzug schließlich zu einem Ende brachte. Er erstarrte, als der Seemann ihn finster anblickte.
    »Jou, ich will Rache«, erklärte er dem armen Buchhalter und schien ihn alleine mit dem Zorn lodernden Blick fast in die Wand hineinzupressen. »Aber was auch immer die zu tun bereit sind und diese Mistkerle von der Inquisition glauben, ich will nicht das Blut von Frauen und Kindern an meinen Händen kleben haben!«
    »Ruhig, ruhig«, warf der Schankwirt besänftigend ein. »Hier geht es heiß her, und es wird noch heißer. Wir sollten nicht aufeinander losgehen.«
    »Genau!«, pflichtete einer der Gäste bei. »Setzt euch wieder! Komm, ich geb dir einen aus!«
    Der Seemann nahm wieder Platz, und der Buchhalter verschwand. Dieser Ausbruch hatte, wenngleich nur für kurze Zeit, diesen Sturm der Entrüstung verebben lassen, der sich in der ›Seemannsbraut‹ immer weiter zusammengebraut hatte, seit die Matrosen von Tellesberg erfahren hatten, dass die Wahrheit noch viel schlimmer war, als alle Gerüchte vermuten ließen.
    Der Mann, der den Schankraum gerade verlassen hatte, war in eben dieser Schankstube zu diesem Zeitpunkt am denkbar falschen Ort gewesen. Die Männer − und auch Frauen − dort waren überwiegend erfahrene Seeleute und deren Ehefrauen. Jeder dort hatte irgendjemanden gekannt, der in Ferayd gewesen war, und wusste ganz genau, dass alles, was sich dort ereignet hatte, ebenso gut auch ihnen selbst hätte widerfahren können. Oder ihren Ehemännern, Brüdern, Schwestern.
    Oder Kindern.
    Der Zorn, der fast schon bis zur Oberfläche hochkochte, war verbittert und äußerst hässlich. Die Mehrheit derer, die sich jetzt in der ›Seemannsbraut‹ aufhielten, war der gleichen Meinung wie der grauhaarige Matrose, doch zumindest einige waren offenkundig auch der gleichen Ansicht wie der Buchhalter. Und selbst diejenigen, die ihm nicht offen recht gegeben hatten, dürsteten nach Rache, nicht nur nach Gerechtigkeit. Der so alte Zorn auf Corisande und die ›Vierer-Gruppe‹ war nicht verschwunden, und er hatte sich auch nicht beruhigt. Doch das hier war etwas anderes. Das war neu, das war widerlich, das war etwas Persönliches … und es war die unmittelbare Folge des Handelns der Kirche.
    Daran zweifelte kein Mann und keine Frau in der ›Seemannsbraut‹. Jeder Einzelne der Hand voll Überlebender von den Schiffen, die am Pier von Ferayd festgemacht hatten, hatte genau das Gleiche berichtet. Sie hatten erzählt, Priester des Schueler-Ordens hätten die Enterkommandos begleitet. Hatten berichtet, dass diese die Soldaten aus Delferahk immer wieder ermahnt hatten: »Tötet die Ketzer!« Selbst einige derjenigen, die diese Schenke noch als Tempelgetreue betreten hatten, empfanden nun den gleichen, tiefsitzenden Hass, den das hervorgerufen hatte − und der Zorn breitete sich schon jetzt vom Hafenviertel über die ganze Stadt Tellesberg aus.
    »Ich sage immer noch, wir sollten diesen Mistkerlen die Stadt abfackeln!«
    »Na, was das angeht …«, grollte der grauhaarige

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