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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Hand entgegenstreckte, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. »Ich hoffe, sie können zumindest einen gewissen Trost daraus ziehen, dass Delferahk und Ferayd schon bald erfahren werden, wie falsch sie sich verhalten haben. Zumindest werde ich beträchtlichen Trost darin finden, es ihnen berichten zu können.«

Oktober, im Jahr Gottes 892

.I.
    Helen Island, Howell Bay, Königreich Charis
    Eine frische Brise trieb weiße Schaumkronen über den Hafen von King’s Harbour, als Kaiserin Sharleyan auf die Brustwehr der Zitadelle hinaustrat. Ein höchst beeindruckender Anblick, dachte sie und blickte auf die winzigen Schiffsmodelle hinab, die auf der anderen Seite des Hafenbeckens vor Anker lagen; im Schein der Sonne wirkte das Meer fast, als bestehe es aus blau geädertem Marmor. Der Wind brachte kühle, willkommene Erfrischung von der Hitze des Tages, und die Flaggen und Banner, die entlang der Brustwehr aufgezogen waren, knatterten lautstark in der Brise, als wollten sie der herrlichen Szenerie, auf die Sharleyan hinabblickte, Applaus spenden. Edwyrd Seahamper hingegen schien deutlich weniger beeindruckt von dem Ausblick zu sein; ihn schien vor allem zu beruhigen, dass seine Monarchin hier oben auf den Zinnen der Zitadelle vor jeglichen Attentätern in Sicherheit war.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass Sie in meinen Diensten jemals in die Lage kommen werden, Ihr Leben teuer verkaufen zu müssen, Edwyrd«, sagte sie zu dem Mann, der seit ihrer frühesten Kindheit für ihre Sicherheit sorgte.
    »Bei allem Respekt, Eure Majestät, das glaube ich auch nicht. Zumindest nicht heute.«
    Sie wandte sich zu ihm um und schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Dann schwand dieses Lächeln wieder, und sie legte ihm sanft die Hand auf den Oberarm.
    »Glauben Sie immer noch, das Ganze sei ein schrecklicher Fehler gewesen, Edwyrd?«, fragte sie ihn so leise, dass ihre Stimme vom Knattern der Flaggen im Wind beinahe übertönt wurde.
    »Eure Majestät, es hätte mir niemals zugestanden, irgendetwas in dieser Art zu …«
    »Seien Sie doch nicht albern, Edwyrd!« Sie drückte ihm den Unterarm, durch das Kettenhemd hindurch. »Ich glaube nicht, dass Sie überhaupt noch irgendetwas haben sagen müssen, seit ich elf Jahre alt war!«
    Unwillkürlich verzog der Gardist die Lippen zu einem Lächeln − beinahe zumindest −, und Sharleyan lachte lauthals.
    »Edwyrd, Edwyrd!« Sanft schüttelte sie seinen Arm. »Es ist wirklich eine Schande, dass Sie sich so sehr bemüht haben, eine ›unbewegte Miene‹ zu erlernen, wenn die einzige Person, die Sie damit wirklich hinters Licht führen wollen, in Ihnen lesen kann wie in einem Buch!«
    »Nun, es ist kaum meine Schuld, dass Ihr schon immer übermäßig schlau wart, Eure Majestät«, gab er zurück.
    »Nein, das wohl wirklich nicht. Aber meine Frage haben Sie immer noch nicht beantwortet. Halten Sie das Ganze immer noch für eine schreckliche Idee?«
    Kurz schaute Seahamper sie an, dann wandte er den Blick von ihr ab und schaute stattdessen auf den Hafen hinaus. Es kam nur selten vor, dass er mit seiner Königin − Kaiserin, du Trottel!, korrigierte er sich innerlich − in dieser Art und Weise alleine war. Tatsächlich hatte sie jetzt sogar noch weniger Privatsphäre als zu der Zeit, da sie ›nur‹ die Königin von Chisholm gewesen war.
    »Eure Majestät«, sagte er schließlich, den Blick immer noch auf die Galeonen gerichtet, die so tief unter ihnen vor Anker lagen, »ich weiß es nicht. Ich muss zugeben, der Kaiser ist ein besserer Mann − ein besserer Gemahl für Euch −, als ich jemals zu erhoffen gewagt habe. Es ist gut, dass Ihr jemanden gefunden habt, den Ihr, so denke ich, aufrichtig lieben könnt und der diese Liebe auch erwidert.« Schließlich schaute er seine Kaiserin doch wieder an. »Es gibt letztendlich nicht viele Könige oder Königinnen, die das von sich behaupten können. Aber ob dieses ›Kaiserreich Charis‹ eine gute Idee war oder nicht … mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Es war doch ohnehin nur eine Frage der Zeit, Edwyrd«, gab sie leise zurück. Nun war es an ihr, zum blauen Hafenbecken hinabzuschauen, doch ihre Augen blickten ins Leere, in die blaue Howell Bay hinein, die sich scheinbar endlos bis zum Horizont erstreckte, der sich weit jenseits der Hafenmole hart und klar vor dem Himmel abzeichnete. »Was auch immer ich gewünscht habe, was auch immer ich möglicherweise vorgezogen hätte: Es war klar, dass der Tag gekommen wäre, an dem ich keine andere

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