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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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und Blechbläser waren vertreten, auch wenn einige Neuerungen hinzugekommen waren. Na ja, dachte Merlin, vielleicht wäre es wohl besser zu sagen, man hat einige sehr alte Instrumente wiederentdeckt. Schließlich war es doch unwahrscheinlich, dass die Bürger von Safehold, innerhalb von lediglich achteinhalb Jahrhunderten, sämtliche musikalische Facetten hätten neu erfinden sollen, die die Menschheit auf Terra im Laufe von mehr als fünfzigtausend Jahren ersonnen hatte. Eines der Instrumente, die Merlin nicht kannte, gehörte zur Familie der Blechbläser. Es war so lang, dass selbst bei der in Spielmannszügen verwendeten Variante noch ein zweiter Musiker erforderlich war, um es überhaupt tragen zu können, doch an sich wurde es mit der gleichen Zungen- und Atemtechnik gespielt wie das Horn, das Nimue von Terra kannte. Ein weiteres Instrument sah ein wenig aus wie eine Kreuzung aus einem Waldhorn und einer Tuba. Dann gab es da die Holzbläser − die Pikkoloflöten, Flautinos und Querflöten −, ganz zu schweigen von Klavieren, den Orgeln in den verschiedene Kirchen und Kathedralen, und sogar Cembalos. Auch Schlaginstrumente gab es reichlich: Pauken, Zimbeln, Xylophone …
    Und dann waren da noch die Sackpfeifen. Davon gab es gleich mehrere verschiedene Abarten: von der Dudelsack-Bauform mit mehreren Spielpfeifen, die Nimue Alban schon gekannt hatte, bis hin zu noch entschieden merkwürdigeren Bauweisen, bei denen man den traditionellen Windsack gewöhnlicher Dudelsäcke mit etwas verbunden hatte, was immense Ähnlichkeit mit einer Posaune besaß.
    Aber es waren nicht die Instrumente an sich, die Merlin hier so sonderbar erschienen, als vielmehr die Kombination von Instrumenten, die in Safehold bevorzugt Verwendung fand. So hätte sich Nimue Alban beispielsweise niemals vorstellen können, dass irgendjemand ein Konzert für Gitarre, Banjo, Querflöte, Pauken und Dudelsack würde komponieren wollen. Bedauerlicherweise brauchte sich Merlin das mittlerweile nicht mehr nur vorzustellen.
    Es gab noch einige andere Zusammenstellungen, die ihn gelegentlich zu der Frage trieben, ob sich irgendeine genetische Drift möglicherweise auf das Gehör der Safeholdianer ausgewirkt haben mochte. Das war die einzige Erklärung, die ihm einfallen wollte, um das − theoretisch melodische − Mischmasch zu erklären, das sie ersonnen hatten.
    Glücklicherweise neigte man generell dazu, sich bei der Musik für formale Tänze wie diesen hier ein wenig zurückzunehmen, und normalerweise kamen dabei Zusammenstellungen zum Einsatz, die Merlin nicht das Gefühl gaben, sein künstliches Gehör würde unablässig mit einem stumpfen Gegenstand bearbeitet. Tatsächlich war die Musik, die das Orchester in einem der großen Ballsäle des Palastes von Tellesberg derzeit zu Gehör brachte, fast schon besänftigend. Sie erinnerte Merlin ein wenig an Walzermusik, auch wenn der Rhythmus eher in die Richtung ging, die Nimue als ›Swing‹ gekannt hatte.
    Merlin war froh, sich nicht zusammen mit den anderen auf der Tanzfläche zu befinden. Nimue war eine ausgezeichnete Tänzerin gewesen, und sie hatte auch stets jegliche Gelegenheit dazu beim Schopfe ergriffen. Merlin hingegen war nie in die auf Safehold gebräuchlichen Tänze eingeführt worden … die zu gleichen Teilen aus Walzertakt und einer Art ›aggressivem Square Dance‹ zu bestehen schienen, in den immer wieder einzelne Elemente des Tangos eingeflochten waren, und dazu noch Aspekte von etwas, das einst ›Charleston‹ genannt worden war. Wie echte Tänzer aus Fleisch und Blut etwas Derartiges im schwülen Klima von Tellesberg überhaupt zustande bringen konnten, gehörte zu den unergründeten Geheimnissen in Merlins Leben.
    Einige seiner Kameraden von der Garde ärgerten sich darüber, dass ihre Pflichten sie zwangen, bei derartigen Festlichkeiten wie der heutigen nur reglos Wache zu stehen. Vielleicht ›bedauerten‹ sie es auch nur. Merlin erging es anders. Hätte man ihn darauf angesprochen, so hätte er zugegeben, ihm sei nicht klar gewesen − und das trotz seiner Erfahrungen als einer der Leibgarden von Kronprinz Cayleb −, dass die persönliche Leibwache des Königs von Charis einen derart großen Teil seines Lebens damit verbringen würde, nur reglos herumzustehen und seine Umgebung mit hinreichend bedrohlichen Blicken zu bedenken, um jegliche Anwesenden von vornherein von jeglichem Gedanken abzubringen, den König anzugreifen. Dass Cayleb nun vom König zum Kaiser aufgestiegen

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