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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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finde den Gedanken furchtbar, Zhanayt so kaltblütig auf den Hochzeitsmarkt zu führen wie ein Stück Vieh.«
    »Hat dich das davon abgehalten, einer Frau die Ehe anzutragen, die du noch nicht einmal kennengelernt hattest?«, fragte sie sanft. »Oder davon abgehalten, genau das mit Zhan zu tun?«
    »Nein, aber das …«
    »Das ist etwas anderes«, beendete sie den Satz für ihn. »Cayleb, ich glaube, ich liebe dich wirklich, aber um ganz ehrlich zu sein, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, und es war auch gar nicht notwendig. Kannst du mir ganz ehrlich sagen, dass das für dich ›etwas anderes‹ war?«
    »Nein«, gab er leise zu.
    »Aber Zhanayt ist deine kleine Schwester.« Sharleyan lächelte fast ein wenig wehmütig. »Manchmal wünschte ich, ich hätte wenigstens einen Bruder oder eine Schwester, damit ich selbst fühlen könnte, was dir mit Zhanayt da gerade so zu Herzen geht. Andererseits: Wenn ich noch Geschwister hätte − vor allem, wenn es ein jüngerer Bruder wäre −, dann hätte Mahrak wohl noch viel größere Schwierigkeiten, für mein Überleben zu sorgen … von meiner Regentschaft ganz zu schweigen. Aber es ist doch so, du warst skrupellos genug, selbst eine erforderliche Staatsheirat einzugehen, und du warst auch skrupellos genug, das für Zhan vorzubereiten, und zwar aus genau demselben Grund. Wenn es so weit ist, Liebster, wirst du die gleiche Entscheidung auch für Zhanayt treffen. Ich hoffe nur, dass es bei ihr genauso gut laufen wird wie bei uns … und es sieht so aus, als könnte sich das auch bei Zhan und Mahrya recht anlassen.«
    »Und was glaubst du, wie die Chancen dafür stehen?«, fragte er sie sehr leise.
    »Ganz ehrlich?« Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte sie seinen Blick. »Nicht allzu gut«, sagte sie dann. »Dass du und ich in der Lage sind, mehr zu vollbringen als einander nur zu tolerieren, eben weil es notwendig ist, verschafft uns einen gewaltigen Vorteil, Cayleb. Dass Mahrya ganz danach aussieht, als wäre sie eine ideale Gefährtin für deinen kleinen Bruder, steigert diesen Vorteil noch einmal. Aber irgendwann wird sich das auch wieder ausgleichen müssen, meinst du nicht auch?«
    »Oh ja.« Er flüsterte es fast, und sie drückte ihm zärtlich die Hand.
    »Worauf auch immer es letztendlich hinauslaufen wird, wir brauchen uns wirklich nicht zu beeilen, irgendein Endergebnis zu forcieren«, sagte sie ihm. »Eine der ersten Dinge, die Mahrak mich gelehrt hat, als ich den Thron geerbt habe, war, dass ein Großteil aller Probleme sich im Laufe der Zeit von selbst löst. Ich versuche dir hier wirklich nicht einzureden, du müsstest jetzt sofort damit anfangen, dir Pläne zurechtzulegen, an wen du Zhanayt idealerweise verheiratest. Ich will nur sagen, dass es vielleicht recht klug wäre, sie nicht zu irgendwelchen Sehnsüchten und Schwärmereien ihrerseits auch noch zu ermutigen.«
    Cayleb schaute sie an und öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Doch dann überlegte er es sich anders, führte nur erneut ihre Hand an die Lippen und küsste sie. Erstaunt blickte sie ihn an und fragte sich offensichtlich, was er eigentlich hatte sagen wollen, doch er schüttelte nur den Kopf und lächelte.
    Ich wünschte wirklich, ich könnte dir sagen, wie sehr die Geschehnisse der letzten Tage bewiesen haben, dass Merlin recht hatte, als er mir riet, dich zu meiner Partnerin zu machen, nicht nur zu meiner Gemahlin, dachte er.
    »Ich denke, das ist recht gut gelaufen«, fasste Cayleb später am Abend noch einmal seine Eindrücke zusammen, wenngleich für deutlich andere Zuhörer.
    Sharleyan war bereits zu Bett gegangen, und Cayleb stellte fest, dass er seit seiner Hochzeit deutlich weniger versucht war, noch lange aufzubleiben, zu viel Wein zu trinken oder mit Merlin oder irgendeinem anderen Kampfgefährten zu lange schlechte Witze zu reißen. Im Augenblick jedoch hatte er keine andere Wahl und er, Erzbischof Maikel, Rahzhyr Mahklyn und Merlin saßen auf einem Balkon des Palastes und nippten an desnairianischem Whiskey, während sie zu den Sternen aufblickten. Die Lichter in der Ferne − Lichter, das wusste Cayleb mittlerweile, die jeweils eine eigene Sonne waren, ebenso gleißend hell wie die Sonne von Safehold selbst − glitzerten wie Juwelen am samtenen Himmelsgewölbe, und eine kühle Brise strich über sie hinweg, wie man sie in Charis nur in den Stunden vor dem Morgengrauen erleben konnte. Das war kaum ein Szenario, wie das Volk sich eine Besprechung zwischen einem

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