Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Wahrheit zu sagen, wird niemals kommen, Cayleb.«
    Offenkundig überrascht blickte der Kaiser den Erzbischof an, und Staynair seufzte.
    »Ich kannte Rayjhis Yowance schon, als er fast noch ein kleiner Junge war, Euer Majestät«, erklärte er in deutlich förmlicherem Ton, als er ihn ansonsten Cayleb gegenüber anschlug. »Als wir einander kennenlernten, war er noch ein Midshipman und ich nur ein Novize. Ich schätze ihn sehr, und ich würde ihm sofort mein Leben oder das meines Königreiches anvertrauen. Aber ich muss Euch gestehen, so desillusioniert er über die ›Vierer-Gruppe‹ auch sein mag, so sehr er sich für die Trennung zwischen der Kirche von Charis und der Kirche des Tempels eingesetzt hat, ich glaube nicht, dass er bereit ist, die ganze Wahrheit über Langhorne, Bedard und Pei Shan-wei zu akzeptieren. Tatsächlich beängstigt mich sogar schon der Gedanke, wie er auf die Entdeckung reagieren könnte, dass unser Merlin hier im eigentlichen Sinne gar nicht ›lebt‹. Er glaubt an die Erzengel, Cayleb. Tief in seinem Innersten, dort, wo sich alle jene Dinge befinden, die ihn so stark machen, so entschlossen und so vertrauenswürdig. Aber ich glaube nicht, dass er über diese Schwelle hinaustreten könnte. Und um ganz ehrlich Euch gegenüber zu sein: Ich weiß auch nicht, ob wir überhaupt das Recht haben, etwas Derartiges von ihm zu verlangen.«
    Cayleb kniff die Augen zusammen und blickte den Erzbischof ernst an. Es war offensichtlich, dass er angestrengt nachdachte, und fast eine Minute verging, bevor er schließlich lautstark ausatmete.
    »Ich fürchte, Ihr könntet recht haben«, sagte er dann bedächtig. »Ich schätze, ich habe Rayjhis nie für so … engstirnig oder beschränkt gehalten.«
    »Das hat weder mit Engstirnigkeit noch mit Beschränkung zu tun«, widersprach Staynair. »Das ist Glaube− der Glaube, der ihm im wahrsten Sinne des Wortes seit der Wiege eingeimpft wurde. Und genau das wird diesen Kampf auch so außerordentlich hässlich werden lassen, wenn seine ganzen Dimensionen erst einmal allen bewusst werden. Und das ist, wie ich Merlin gegenüber schon einmal angemerkt habe, der Grund, warum wir es uns nicht leisten können, diese Dimensionen schon jetzt allgemein bekannt zu machen.«
    »Dem muss ich zustimmen, Cayleb«, sagte Merlin. »Und ganz pragmatisch gesehen, muss ich sagen, dass ich nicht der Ansicht bin, im Falle von Rayjhis mache das einen großen Unterschied.«
    »Ach, nicht?« Cayleb neigte den Kopf zur Seite, und Merlin zuckte mit den Schultern.
    »Was auch immer er über Shan-wei zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren bereit sein mag, er hat ganz offensichtlich meine ›Seijin‹-Fähigkeit hingenommen. Ich glaube sogar, er ist sich ziemlich sicher, dass sie über das reine ›Seijin-Sein‹ hinausgeht. Aber dass sowohl Euer Herr Vater als auch Maikel akzeptiert haben, dass sie dem Licht und nicht der Finsternis dienen, reicht ihm aus. Und ich weiß, dass er gelernt hat, sie in seine Überlegungen einfließen zu lassen und sie nach Kräften zu nutzen. Es gibt ein altes Sprichwort, dem ich hier auf Safehold zwar noch nicht begegnet bin, aber ich denke, hin und wieder sollten wir alle das berücksichtigen: ›Was nicht kaputt ist, muss man auch nicht reparieren‹.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Staynair und nickte nachdrücklich. »Rayjhis ist ein sehr guter, sehr treuer und sehr fähiger Mann, Cayleb. Das wisst Ihr genauso gut wie ich. Und Ihr wisst auch, dass er diese Güte, diese Treue und diese Befähigung seit fast drei Jahren in einer sehr effektiven Partnerschaft mit Merlin immer wieder unter Beweis gestellt hat. Zugegebenermaßen …« − der Erzbischof lächelte ohne jegliche Spur von Belustigung − »… hat diese Partnerschaft mit einigen Anfangsschwierigkeiten begonnen, aber nachdem er erst einmal akzeptiert hat, das Merlin auf der Seite von Charis steht, hat Rayjhis rückhaltlos mit ihm zusammengearbeitet. Ich glaube nicht, dass wir ihm mehr erklären müssen, als wir ihm bislang erzählt haben − und alles davon war, bitte vergesst das nicht, die Wahrheit, wenngleich auch nicht die ganze Wahrheit. Und für den Fall, dass Euch in Corisande doch etwas ›zustoßen sollte‹ − was, wie Ihr gerade erwähnt habt, durchaus möglich wäre −, dann gibt es hier in Tellesberg bereits mehrere Personen, einschließlich mir selbst, die in das gesamte Geheimnis eingeweiht sind und denen Rayjhis bereits vertraut.«
    »Also gut.« Wieder nickte Cayleb, dann

Weitere Kostenlose Bücher