Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
zurückrufen, dass all das mitten in der Nacht geschehen war, und dass das erste, was irgendjemand in Ferayd bemerkt hatte − abgesehen von seinen eigenen Truppen und der Inquisition, natürlich −, das plötzliche Dröhnen zahlreicher charisianischer Kanonen im Hafen gewesen war.
    Aber wenn er Lieutenant Cheryng richtig verstanden hatte, dann würde nun jedem, der in irgendeiner Weise daran beteiligt gewesen war, eine schmerzliche Lektion in der alten Weisheit erteilt werden, dass alles, ob gut oder schlecht, seine Konsequenzen hatte.
    »Major Fhairly sagt, dass sich mindestens fünfzehn charisianische Galeonen in der Ostpassage befinden, Sir«, wiederholte der Lieutenant zur Antwort auf seine Frage. »Er glaubt, es sind noch mehr, als er bislang gesehen hat. Oder genauer, mehr, als er hatte sehen können, als er diese Depesche abgeschickt hat.«
    Lakyr biss die Zähne aufeinander. Major Ahdym Fhairly hatte das Kommando über die Verteidigungsbatterien auf der Ostinsel inne, von denen aus sich die schmalste Stelle der Ostpassage recht gut einblicken ließ − wobei die Ostpassage die östlichste der drei befahrbaren Kanäle war, die in den eigentlichen Ferayd-Sund hineinführten. Doch die Ostinsel war einhundertdreißig Meilen von Ferayd selbst entfernt.
    »Wie lange hat es gedauert, bis diese Nachricht uns erreicht hat?«
    »Nur etwa vier Stunden, Sir. Der Major hat sein Kurierboot zum Festland übersetzen lassen, und von dort aus wurde die Nachricht dann über die Semaphorenkette weitergeleitet.«
    Nur etwa vier Stunden, dachte Lakyr. Ich frage mich, ob Fhairly überhaupt noch lebt.
    »Also gut«, sagte er dann, »die werden mindestens fünfzehn oder sechzehn Stunden brauchen, um hierherzukommen, selbst wenn sie die Passage schon hinter sich gebracht haben sollten. Damit werden sie den Hafen erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen, und ich bezweifle, dass sie irgendwelche ernstzunehmenden Angriffe starten werden, wenn sie nicht genug Licht haben.«
    Er blickte auf und sah Cheryngs Gesichtsausdruck.
    »Ja, Lieutenant?«
    »Sir, ich dachte … Na ja, was ist, wenn die an der Ostfeste überhaupt nicht vorbeikommen?«
    Der junge Mann klang fast, als hätte sein Oberbefehlshaber ernstlich seine Gefühle verletzt, indem er wie selbstverständlich davon ausgegangen war, es werde Fhairly nicht gelingen, die Eindringlinge aufzuhalten. Lakyr setzte gerade schon zu einer scharfen Erwiderung an, doch dann rief er sich ins Gedächtnis zurück, dass auch er einst ein junger, unerfahrener Lieutenant gewesen war.
    »Ich muss zugeben, es ist … unwahrscheinlich, dass Major Fhairly und seine Männer sie aufhalten können, Taiwyl«, sagte er mit fast schon sanfter Stimme. »Der Major hat bereits fünfzehn Galeonen gemeldet. Das bedeutet mindestens siebenhundert Kanonen, wenn die Berichte stimmen, die wir über ihre Bewaffnung erhalten haben. Major Fhairly hat nur fünfundzwanzig. Zugegeben, seine sind durch steinerne Wandungen gedeckt, aber dafür können die sich auch nicht bewegen. Ganz zu schweigen davon, dass bei Flut − und dass die Nachricht genau zu diesem Zeitpunkt eingetroffen ist, legt nahe, dass die Charisianer es bewusst darauf ausgelegt haben, bei Flut einzutreffen − der Kanal vor der Ostinsel noch fast sechs Meilen breit ist. Seine Kanonen haben selbst unter absolut optimalen Bedingungen nur eine Reichweite von drei Meilen, und die Chance, über eine derartige Entfernung noch irgendetwas zu treffen, ist … ziemlich gering. Falls die Charisianer es also nicht von sich aus darauf anlegen, sich mit ihm ein Gefecht zu liefern, wird der Major nichts anderes tun können, als sie ein wenig zu … belästigen, mehr aber auch nicht.«
    Erstaunt blickte Cheryng ihn an, obwohl alles, was Lakyr gerade zu ihm gesagt hatte, dem Lieutenant eigentlich hätte bekannt sein müssen. Andererseits war es bei einem einfachen Blick auf die Karte wirklich sehr leicht, die wahren, wahrhaft gewaltigen Ausmaße des Kanals schlichtweg zu vergessen. Schon oft hatte Lakyr vermutet, dass den Leuten, die einst den Bau der Ostfeste angeordnet hatten, genau das geschehen sein musste.
    »Und das«, fuhr Lakyr grimmig fort, »ist der Grund, warum ich recht zuversichtlich bin, dass die Charisian Navy irgendwann bei Morgengrauen vor dem Hafen stehen wird. Und bis dahin müssen wir uns darauf vorbereiten, sie entsprechend willkommen zu heißen.« Erneut grollte der Donner über die Ostfeste hinweg, während die Galeonen majestätisch an den

Weitere Kostenlose Bücher