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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gewesen wäre − Zhonairs Rücken fühlte sich an, als hätte ihn irgendjemand mit einer Keule bearbeitet.
    »Was?«, fragte er. Das Wort klang deutlich barscher, als er das eigentlich beabsichtigt hatte, und so räusperte er sich, um auch seinen Kehlkopf aus dem Schlaf zu holen, und versuchte es erneut.
    »Was?«, wiederholte er dann mit deutlich normalerer Stimme.
    »Sir, wir haben etwas gesehen − draußen im Hafen!«
    »Zeigen Sie!«, fauchte Zhonair, und auch die letzten Reste der Verschlafenheit waren nun wie fortgeblasen.
    Er folgte dem Sergeant, der ihn geweckt hatte, auf die nächstgelegene Geschützplattform hinaus. Bis zum Morgengrauen dauerte es noch etwa eine Stunde, und die fast gänzlich evakuierte Stadt Ferayd lag in völliger Dunkelheit hinter ihm. Der Himmel war kristallklar, zahllose Sterne glitzerten, doch der Mond war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war auch das ein Grund dafür, dass die Charisianer ausgerechnet diese Nacht für ihren Besuch hier ausgewählt hatten.
    Das Glimmen der Sterne war zu wenig, um von einer ›Beleuchtung‹ zu sprechen, doch es war immer noch eine Winzigkeit besser als gar nichts, und so strengte Zhonair die Augen an, um dem ausgestreckten Finger des Sergeants folgen zu können. Einige Herzschläge lang sah er nicht das Geringste. Dann kniff er die Augen zusammen, als er den kaum erkennbaren Schein der Sterne sah, der sich auf einem Segel widerspiegelte.
    »Ich sehe es«, sagte er leise. »Aber wo ist das Wachboot, das jetzt eigentlich …«
    Der gleißende Blitz brachte ihn dazu, die Augen zusammenzukneifen, als eine Kanone ohne jegliche Vorwarnung geradewegs in den Hafen feuerte. Admiral Rock Point hob den Kopf, als er das Dröhnen einer Vierzigpfünder hörte. Es kam von Osten, irgendwo hinter seinem Flaggschiff, und sein Holzbein klapperte auf den Deckplanken, als er zur Reling am Heck der Destroyer hinüberstapfte. Er blickte auf den Hafen hinaus, versuchte die Kanone auszumachen, die gerade eben abgefeuert worden war, doch mittlerweile hatte sich die Nacht wieder über das Hafenbecken gesenkt.
    »Geschützfeuer, einen Strich Steuerbord achteraus!«
    Hoch über sich hörte er die Stimme des Mannes im Krähennest, doch das half Rock Point im Augenblick auch nicht viel weiter. Dennoch hatte Rock Point wenigstens eine Vorstellung, woher der Schuss gekommen war, und er legte nachdenklich die Stirn in Falten, als er versuchte, vor seinen geistigen Augen den Hafen auftauchen zu lassen − und dieses Bild dann mit seinen äußerst detaillierten Kursvorgaben abzugleichen.
    Das muss entweder die Indomitable oder die Justice gewesen sein, entschied er. Zumindest, wenn die Schiffe sich jetzt dort befanden, wo sie eigentlich sein sollten. Und ein einzelner Schuss hieß entweder, dass es eine unbeabsichtigte Entladung gewesen war − was bedeutete, dass irgendjemand schon bald gewaltig in Schwierigkeiten stecken würde −, oder Kontakt mit einem Wachboot.
    Na ja, es ist ja nicht so, als wisse niemand, dass wir hier draußen sind, dachte er. Das Einzige, was mich wirklich überrascht, das ist, dass wir nicht schon in Dutzende von Schwierigkeiten gekommen sind. Natürlich könnte es auch sein, dass genau das schon passiert ist, und ich weiß bloß nichts davon, weil die beschlossen haben, die ganze Angelegenheit mit Säbeln zu erledigen!
    Er beneidete die Besatzungen an Bord der Barkassen und Kutter wirklich nicht, die derzeit im Hafen patrouillierten. Sicher, sie hatten eine bessere Chance, eine Galeone auszumachen, als dass eine Galeone ein einzelnes kleines, flaches Boot sehen würde. Andererseits gab es nicht viel, was sie unternehmen konnten, außer die sofortige Flucht anzutreten, falls sie auf eines der Schiffe unter Rock Points Kommando stießen. Und wie dieser einzelne Kanonenschuss deutlich unter Beweis stellte, hatten sie gewiss nicht die Feuerkraft, irgendetwas anderes zu tun.
    Eigentlich hatte Rock Points größte Sorge darin bestanden, die Delferahkan Navy könne in Form von Galeeren vor Ort sein, die als ›Wachboote‹ eingesetzt wären. Die größte potenzielle Gefahr, die sich daraus ergab, in der Dunkelheit in den Hafen einzufahren, bestand darin, dass sie damit den Galeeren die Möglichkeit böten, ihnen nahe genug zu kommen, um sie zu rammen oder zu entern. Dass eine Galeere das auch schaffte, wenn eine Galeone sie kommen sah und dann mit ihren äußerst präzise schießenden Kanonen das Feuer eröffnete, war zwar gering, doch die Wahrscheinlichkeit, dass

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