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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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derart unerlässlich für das Überleben seines Volkes war, könne doch nur aus kaltem politischen Kalkül bestehen. Und aus Opferbereitschaft.
    Doch die junge Frau, die ihm nun ihre schlanke, zierliche Hand entgegenstreckte, hatte wahrlich nichts mit politischem Kalkül‹ und ›Opferbereitschaft‹ zu tun. Das schwarze Haar unter ihrer Krone leuchtete in der Sonne, und in ihren riesigen Augen war beachtlicher Verstand zu erkennen. Ihr täuschend schlichtes Kleid war aus Stahldistelseide gewebt, leichter und zarter noch als Baumwollseide, und in einem Cayleb gänzlich unvertrauten Stil geschnitten. In Charis zog man vor allem weit geschnittene Kleider vor, für Männer ebenso wie für Frauen, schließlich herrschte hier in der Nähe des Äquators ein recht warmes Klima. Sharleyans Gewand hingegen war deutlich enger geschnitten, betonte eine reizvolle Figur, die − obwohl die Königin sehr schlank war − Rundungen an den richtigen Stellen aufwies. Grazil legte die Königin den Kopf in den Nacken, als Cayleb behutsam, fast schon vorsichtig, ihre Finger ergriff und sie elegant an die Lippen führte.
    »Willkommen in Charis, Eure Majestät«, sagte er, als hinter ihm der Jubel am Pier die Lautstärke noch einmal verdoppelte. »Willkommen in Charis, Eure Majestät.«
    Angesichts des Stimmengewirrs, das rings um sie aufbrandete wie ein Wirbelsturm, konnte Sharleyan ihn kaum verstehen. Ihre Finger schlossen sich fester um die seinen, ertasteten die Schwielen, die ohne Zweifel zahllose Schwertkämpfe hinterlassen hatten, und eine sonderbare Freude erfasste sie, als sie bemerkte, dass sie ihm nicht einmal ganz bis zur Schulter reichte. Graf Gray Harbors Garderobe hatte sie auf die Exotik des charisianischen Stils vorbereitet, und als sie Cayleb nun anblickte, begriff sie, dass diese lose sitzenden, farbigen Gewänder perfekt zu seinem muskulösen Körperbau passten.
    Und es war zweifellos sehr albern, in diesem Augenblick über etwas Derartiges nachzudenken.
    »Ich danke Euch, Euer Majestät«, erwiderte sie und mühte sich, mit ihrer Stimme den Tumult des Volkes von Charis zu übertönen. »Die Begrüßung durch Euer Volk ist … überwältigend.«
    »Sie haben Euch voller Ungeduld erwartet, seid Euer Schreiben mich erreichte«, erklärte Cayleb. Dann wurde sein Blick sehr viel sanfter. »Ebenso wie ich.«
    Es hätte die Höflichkeit eines Höflings sein können, mit der lediglich der Form genüge getan werden sollte. Doch das war es nicht, und Sharleyan lächelte, als sie bemerkte, wie aufrichtig er sie hier willkommen hieß und wie viel Freude sein Tonfall verriet.
    »Euer Porträt wird Euch nicht gerecht, Euer Majestät«, erwiderte sie mit einem verschmitzten Glitzern in den Augen, und sie sah, wie ihr zukünftiger Gemahl ein wenig errötete. Dann lachte er und schüttelte den Kopf.
    »Wenn Ihr das sagen könnt, nachdem Ihr mich tatsächlich gesehen habt, dann sollten wir vielleicht den königlichen Optiker rufen, auf dass er Eure Augen untersuche.«
    Seine Augen blitzten belustigt auf, und Sharleyan lachte. Dann war es an ihr, den Kopf zu schütteln.
    »Euer Majestät … Cayleb … ich bin mir sicher, dass wir die Zeit finden werden, einander kennenzulernen. Doch jetzt, so denke ich, erwartet Euer Volk uns.«
    »Nein, Sharleyan«, widersprach er, trat neben sie und ergriff sanft ihren Ellenbogen. Dann führte er sie den Rest des Laufstegs hinunter auf den Pier. »Nein, unser Volk erwartet uns.«

.X.
    Palast der Erzbischofs, Tellesberg, Königreich Charis
    »Verzeiht, Eure Eminenz.«
    Maikel Staynair blickte von dem neuesten Stapel Schreibarbeiten auf, als Pater Bryahn Ushyr die Tür zu seinem Büro öffnete. Angesichts des Tumultes und der Aufregung wegen Königin Sharleyans Ankunft an diesem Morgen, hatte der Erzbischof bislang nur sehr wenig erledigen können, und einige der Dokumente, die dort vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, mussten einfach so rasch wie möglich abgearbeitet werden. Es war Staynair nicht leichtgefallen, die dafür erforderlichen Stunden zu finden, und Pater Bryahn wusste das ebenso gut wie Staynair selbst. Andererseits hatte er den Unterpriester nicht leichtfertig in das Amt seines Privatsekretärs und Helfers berufen. Staynair vertraute dem Urteilsvermögen des Unterpriesters völlig, und unter gewöhnlicheren Umständen war Ushyr so unerschütterlich, wie ein Erzbischof sich das nur wünschen konnte. Doch an diesem Nachmittag lag irgendetwas Ungewöhnliches in seiner Stimme. Etwas

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