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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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auch ihn gelehrt haben.«
    Sharleyan nickte, doch ihr Blick war immer noch auf die Gestalt gerichtet, auf die Gray Harbor sie so unauffällig hingewiesen hatte.
    Sie waren immer noch zu weit vom Ufer entfernt, um Details ausmachen zu können, doch Sharleyan sah schon jetzt, dass der junge Mann dort größer war als fast jeder andere derjenigen, die ihn umringten. Tatsächlich bemerkte sie mit einer gewissen Befriedigung, dass lediglich ein Gardist in schwarzgoldener Uniform, der genau hinter dem König von Charis stand, noch höhergewachsen schien.
    Sharleyan erkannte die Kette, die den Gebräuchen von Charis gemäß den gleichen Stellenwert hatte wie ihre eigene Krone. Sie glitzerte in grün-goldenem Feuer, und Sharleyan war in gewisser Weise dankbar dafür, dass Cayleb darauf verzichtet hatte, sämtliche Insignien seines Amtes anzulegen. Genau das hatte sie zwar erwartet, doch während sie immer weiter in den Hafen einfuhren und Sharleyan sich dabei ertappte, immer weiter nach Dingen Ausschau zu halten, die sie hätten beunruhigen können, kam ihr der Gedanke, dass sie sich auch hätte täuschen können. Schließlich gab es die alte Weisheit, was immer schiefgehen könnte, ging auch meistens schief, und das Letzte, was sie hier gebrauchen konnte, das war zweifellos, im Vergleich zu ihrem zukünftigen Ehemann unangemessen formlos gekleidet zu sein. Und fast genau so schlimm wäre es gewesen, zu festlich gekleidet zu sein.
    Hörst du jetzt endlich auf zu jammern!, schalt sie sich. Auch wenn Gray Harbor natürlich recht hat, bist du immer noch eine Königin. Du trägst immer noch Verantwortung und hast für einen angemessenen Auftritt in der Öffentlichkeit zu sorgen.
    Außerdem kann er unmöglich so gut aussehen wie auf dem Gemälde.
    Unwillkürlich lachte sie kurz auf, als ihr bewusst wurde, wie lächerlich dieser Gedanke eigentlich war, den sie gerade eben zugelassen hatte. Von allen dummen, unsinnigen, albernen Dingen, die ihr in diesem Augenblick auch durch den Kopf gehen konnten, war das doch zweifellos der hohlköpfigste, albernste und nutzloseste.
    Doch auch diese Erkenntnis vertrieb den Gedanken nicht.
    Kurz blickte Gray Harbor zu ihr hinüber, als Sharleyan auflachte, und sie schüttelte lächelnd den Kopf. Es wäre völlig unangemessen, ihm zu erklären, was sie da gerade eben so belustigt hatte. Selbst wenn der Graf eine eigene Tochter hatte.
    So sonderbar es war, so schien dieses kurze Lachen geholfen zu haben. Oder vielleicht half es, sich selbst einzugestehen, dass auch eine Regentin, eine Königin, sich zumindest gelegentlich romantischen Träumereien hingeben konnte.
    Aber ich wette, er ist wirklich nicht so süß wie auf dem Gemälde. Endlich kam die Galeone dank tatkräftiger Mithilfe der Schlepper längsseits zum Kai zum Stehen. Trossen wurden geworfen, strafften sich dann um die Poller, als die Mannschaft die Taue anzog, und eine reich verzierte Laufplanke, deren als Handlauf dienende, weiße Seitentaue im Sonnenlicht regelrecht glitzerten, wurde geschickt in Position gebracht. Die letzten Salutschüsse dröhnten, der Pulverdampf wurde vom Wind verweht, und einen kurzen Moment lang herrschte fast absolute Stille, durchbrochen nur vom Kreischen der Seevögel, Wyvern und der Stimme eines kleinen Kindes, das seine Mutter lautstark fragte, was gerade passiere. Und dann erschien eine schlanke Gestalt mit entschieden königlichem Auftreten am oberen Ende der Laufplanke, in der Einstiegsluke der hoch aufragenden Bordwand der Galeone, und der Trompetenchor, der sich hinter Cayleb aufgestellt hatte, ließ eine klangvolle, prachtvolle Willkommensfanfare ertönen.
    Sharleyan hielt inne, als die Trompeten erklangen, und Merlin fragte sich, ob der jungen Königin bewusst war, dass das, was hier gespielt wurde, einzig und allein dem Königshaus von Charis vorbehalten war. Natürlich konnte sie das unmöglich wissen, doch dank seiner hochleistungsfähigen Augen sah er ihr Gesicht, als stünde sie nicht einmal auf Armeslänge vor ihm. Er sah, wie sich ihre Augen kaum merklich weiteten, sah, wie sie noch stolzer den Kopf hob, sah das Rosa ihrer Wangen. Und dann schritt sie gemächlich die Laufplanke hinab.
    Niemand begleitete sie. Ihre eigenen Gardisten blieben hinter ihr; die Mienen der chisholmianischen Soldaten blieben völlig ausdruckslos, obschon ihre Anspannung beinahe körperlich spürbar war. Dank der SNARC, die von dem Augenblick an, da Gray Harbor in Chisholm eingetroffen war, rund um die Uhr über

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