Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
nickte.
    »Geht nur mit dem Pater mit«, sagte sie zärtlich. »Macht euch um mich keine Sorgen. Wie der Herr Erzbischof schon gesagt hat: Wir sind jetzt in Sicherheit. Wirklich. Versprochen.«
    »Aber …«
    »Ist schon in Ordnung, Tym«, sagte sie mit etwas festerer Stimme. »Es dauert auch nicht lange.«
    Kurz zögerte der Junge. »Jawohl, Ma’am«, sagte er dann und legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. »Komm, Styv! Ich wette, da unten gibt’s auch heiße Schokolade.«
    Er führte Styvyn aus dem Büro hinaus. Noch einmal schaute sich der Jüngere der beiden um, den Blick fest auf seine Mutter gerichtet, bis sich die Tür zwischen ihnen schloss, und Staynair wandte sich wieder seiner Besucherin zu.
    »Bitte, Madame Dynnys, nehmen sie doch Platz«, forderte er sie auf.
    Er führte sie zu einem kleinen Sofa in einer Ecke des Büros hinüber, dann nahm er am anderen Ende des Sofas Platz und wandte sich ihr zu, statt sich wieder hinter seinen Schreibtisch zu setzen. Die Frau blickte sich in dem Raum um, biss sich auf die Unterlippe; ganz offensichtlich rang sie um Fassung. Dann richtete sie den Blick wieder auf den Erzbischof.
    »Meine Jungs wissen, dass ihr Vater tot ist«, sagte sie, »aber ich habe ihnen noch nicht berichtet, wie er gestorben ist. Das ist mir nicht leichtgefallen, aber ich konnte es nicht riskieren, dass die beiden sich in irgendeiner Weise verraten, bevor ich sie nicht an einen sicheren Ort gebracht habe.«
    »Hier sind sie wirklich sicher«, bestätigte Staynair erneut. »Ich verspreche es Ihnen, sowohl persönlich als auch Kraft meines Amtes.«
    »Ich danke Euch.« Ruhig blickte sie ihn an, dann bebten ihre Nasenflügel plötzlich. »Ich bin Euch wirklich dankbar für Euer Versprechen, und ich weiß, dass nichts, was Ihr getan habt, aus persönlicher Feindseligkeit Erayk gegenüber geschehen ist. Und doch − ich hoffe, Ihr werdet mir vergeben −, kann ich Euer Handeln nicht ganz von dem trennen, was ihm widerfahren ist.«
    »Das sollten Sie auch nicht können«, erwiderte er. »Zumindest noch nicht. Und niemand vermag es Ihnen zu verübeln, wenn Sie diese Unterscheidung niemals treffen können. Ich werde Ihnen nicht vorspiegeln, Euer Herr Gemahl habe sich hier in Charis allgemeiner Beliebtheit erfreut, denn dem war nicht so. Und doch hat ihn auch niemand gehasst oder verabscheut − oder zumindest ist mir nichts dergleichen bekannt. Ich selbst habe ihn niemals für einen schlechten Menschen gehalten − über den Großinquisitor etwa denke ich anders. Ich hatte nur das Gefühl, er sei schwach und … vergebt mir … korrupt. Verderbt durch eben jene Korruption, die den ganzen Rat der Vikare und sämtliche ranghohen Mitglieder des ganzen Episkopats befleckt.«
    »Er war schwach«, pflichtete Madame Dynnys ihm bei, und wieder standen ihr Tränen in den Augen. »Aber zugleich war er auch stärker, als ich jemals gedacht hätte. Gewiss stärker, als er selbst jemals von sich gedacht hatte. Diese Stärke fand er jedoch erst am Ende seines Lebens.«
    »Berichten Sie mir«, bat Staynair sie mit sanfter Stimme, und seine Besucherin holte zitternd Luft. Eine Träne rann ihr über die Wange; dann straffte Madame Dynnys die Schultern wie ein Soldat, der sich auf die Schlacht vorbereitet.
    »Ich war dabei.« Ihre leise Stimme klang rau. »Ich musste dabei sein. Ich habe alles gesehen, was sie ihm angetan haben, bis sie ihn schließlich, endlich sterben ließen. Es hat Stunden gedauert, Eure Eminenz! Am Ende war er nicht einmal mehr ein Mensch, nur noch ein gebrochenes, geschundenes, blutiges Etwas, und so etwas nennt ›Mutter Kirche‹ dann Gerechtigkeit.«
    Sie zischte das letzte Wort, als wäre es ein Fluch. Weitere Tränen lösten sich von ihren Wimpern, doch in diesen tränenfeuchten Augen loderte ein unbezähmbarer, rasender Zorn, als sie den Mann anblickte, der das Amt ihres Gemahls als Erzbischof von Charis übernommen hatte.
    »In einer Hinsicht täuscht Ihr Euch, Eure Eminenz«, erklärte sie ihrem Gegenüber unumwunden. »Nicht jedes Mitglied des Rates der Vikare ist korrupt und verderbt. Nicht einmal jeder Priester der Inquisition, trotz Clyntahns Gift im Herzen des Offiziums. Deswegen weiß ich auch, dass man ihm einen einfachen Tod versprochen hatte, wenn er nur das bestätigte, was die ›Vierer-Gruppe‹ über die Geschehnisse hier in Charis verbreiten ließ.
    Aber das zu tun, hat er sich geweigert.« Sie hielt dem Blick des Erzbischofs stand und hob voller Stolz das Kinn,

Weitere Kostenlose Bücher