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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gewiss nicht weiter hergeholt als die Vorspiegelung, die Ritter der Tempel-Lande seien nicht zugleich auch der Rat der Vikare, und es würde wohl niemand wagen, den Reichsverweser mit allzu viel Nachdruck auf die kleinen, diplomatischen Unaufrichtigkeiten hinzuweisen, derer sich zu bedienen er nun einmal beschlossen hatte.
    Abgesehen davon ist der wahre Grund dafür, dass Avrahm diesen ›Khailee‹ auftreten lässt, wohl doch darin zu suchen, dass er mir etwas Wichtiges mitzuteilen hat … und dass er selbst niemals hier war.
    »Welche unerwartete Freude, ›Meister Khailee‹«, sagte er ruhig. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Herr Botschafter«, erwiderte sein Gast. »Bedauerlicherweise stehe ich heute Nachmittag ein wenig unter Zeitdruck. Vielleicht ein andermal.«
    »Selbstverständlich«, murmelte Dragoner und wies höflich auf den bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch. Er wartete, bis ›Khailee‹ sich gesetzt hatte, dann nahm er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz. »Darf ich fragen, was Sie an diesem Nachmittag zu mir führt?«, erkundigte er sich dann höflich.
    »Ehrlich gesagt«, gab der Siddarmarkianer zurück, »ist heute eine recht bemerkenswerte Nachricht auf meinem Schreibtisch gelandet. Eine Nachricht von Kanzler Trynair an Lord Wallyce.«
    Es gelang Dragoner, seinen Gast lediglich mit höflichem Interesse anzublicken, obwohl ihm der Schreck tief in die Glieder gefahren war. Lord Frahnklyn Wallyce war der Kanzler der Republik − das Gegenstück zu Graf Gray Harbor hier in Siddarmark. Die Tatsache, dass ›Khailee‹ hier war, anstelle eines offiziellen Boten aus dem Büro des Kanzlers, ließ bei Dragoner innerlich sämtliche Alarmglocken schrillen. Und dass ›Khailee‹ hier war, um über eine Nachricht zu berichten, die der Kanzler des Rates der Vikare an Wallyce persönlich geschickt hatte, war beinahe schon Furcht erregend.
    Ach, zur Hölle, was heißt denn hier ›beinahe schon‹, Rayjhis?, herrschte er sich selbst an. Das ist Furcht erregend, und das weißt du auch ganz genau!
    »Tatsächlich?«, merkte er so ruhig an, wie er es nur zustande brachte.
    »Tatsächlich.« Sein Gast saß ihm sehr aufrecht gegenüber, sein Blick wirkte äußerst aufmerksam. »Die Nachricht wurde über Semaphoren übertragen und sollte umgehend dem Reichsverweser vorgelegt werden. Leider befindet sich der Reichsverweser heute Nachmittag nicht in der Stadt. Er wird erst recht spät am Abend zurückkehren.«
    »Davon hatte ich noch nichts gehört«, sagte Dragoner und achtete sorgfältig nicht nur auf die Worte seines Gastes, sondern auch auf all das, was ›Khailee‹ hier unausgesprochen ließ.
    »Kanzler Trynair hat darum gebeten, dem Reichsverweser diese Nachricht so schnell wie möglich zukommen zu lassen und sie mit höchster Vertraulichkeit zu behandeln. Bedauerlicherweise ergibt sich daraus für uns ein Problem. Da wir uns nicht ganz sicher sind, wo sich der Reichsverweser derzeit aufhält − wir sind zwar über seinen Terminkalender informiert, aber wir können uns nicht darauf verlassen, dass er ihn auch vollständig einhält −, können wir wohl kaum eine Abschrift davon durch die Gegend schicken, in der Hoffnung, dass sie den Reichsverweser auch erreicht. Also haben wir sie, um dem Gesuch des Kanzlers nachzukommen, sie vertraulich zu behandeln und vor unbefugtem Zugriff zu schützen, zum Palast des Reichsverwesers übermittelt, sodass er sie unmittelbar nach seiner Rückkehr erhält. Gleichzeitig haben wir Boten ausgeschickt, die ihn suchen und ihm dann ausrichten sollen, besagte Nachricht sei eingetroffen.«
    »Das klingt belobigenswert gründlich«, merkte Dragoner an.
    »Ich danke Ihnen. Allerdings ist dies auch genau das, was mich heute hierherführt − in meiner Funktion als einer der besagten Boten. Zufälligerweise hatte der Reichsverweser erwähnt, er wolle auf dem Rückweg möglicherweise noch bei Ihrer Botschaft vorbeischauen. Ganz offensichtlich ist sein Terminkalender nun nicht gerade in Stein gemeißelt, daher bin ich mir nicht sicher, dass er Sie tatsächlich aufsuchen wird. Aber sollten Sie ihn zufälligerweise sehen, könnten Sie ihm dann wohl eine Nachricht von mir ausrichten?«
    »Ich wäre hocherfreut, Ihnen behilflich sein zu können, so mir das möglich ist«, versicherte Dragoner ihm.
    »Ich weiß das zu schätzen, Herr Botschafter.« Die Lippen des Siddarmarkianers lächelten, nicht aber seine Augen. »Dann berichten Sie

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