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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Bulle des Papstes die Johanniter ernannt– Vertreter des neben Templern und Ordo Teutonicus dritten großen im Heiligen Lande gegründeten Ritterordens. Männer also, die durchaus Verständnis und Mitleid für die Lage der so plötzlich und brutal vernichteten Templer aufbrachten, da auch sie nie sicher sein konnten, ob ihnen eines Tages ein ähnliches Schicksal blühte.
    Nun lebte Arnaud, nachdem seine beiden Einsiedlerbrüder bereits seit einigen Jahren verstorben waren, allein und einigermaßen unbehelligt in dem einzigen Gebäude auf diesem Gut, welches von dem ehemaligen Glanz der Templer zeugte. Er lebte in einer gotischen Kapelle, klein, aber mit hohem Gewölbe, turmlos, aber mit sieben riesigen, imposanten Fenstern. Er lebte das Leben eines geachteten Einsiedlers, denn auch der nahe Wettiner Adel hatte einst dem Templerorden angehört und behelligte den einzig überlebenden alten Mann nicht. Auch den Bauern und dem übrigen Adel in der Umgebung fiel dies nicht ein, und selbst der mächtige Erzbischof von Magdeburg interessierte sich nicht für Arnaud. Denn der Eremit fiel nicht auf, er sprach kaum mit den Menschen, verbreitete keine Botschaften, sondern hauste fromm, bescheiden und zurückgezogen.
    In den letzten Wochen jedoch hatte er sich erstmals seit mehr als dreißig Jahren weit hinausgewagt. In alle umliegenden Siedlungen war er gezogen. Er hatte es als seine Pflicht angesehen, die Menschen vor dem zu warnen, von dem ihm die Johanniter auf ihrer Durchreise berichtet hatten.
    Vor dem Pestzug, der sich auf den Weg durch Europa gemacht hatte. Doch kaum einer hatte ihn ernst genommen.
    Diese beiden Deutschordensmänner nun, diese Schwarzkreuzler, die nacheinander in seiner winzigen gotischen Kathedrale aufgetaucht waren, sie schienen die Schreckensnachricht zu bestätigen. Nicht von Frankreich sprachen sie, sie erzählten von Italien. Doch das war nicht alles, sie wussten auch von ersten Todesfällen auf Reichsgebiet.
    » Die Pest will dich nicht in Ruhe lassen, alter Freund. Ist sie der Grund, weshalb du nach mir gesucht hast? « , fragte Konrad Crispin.
    Die drei Männer saßen um einen kleinen Tisch auf einer Empore, dem Platz, wo sich zu den Glanzzeiten dieses schönen Gotteshauses, das nicht mehr als siebzig Jahre zählte, der Altarbereich befunden hatte. Konrad war verwundert, aber auch erfreut über das unerwartete Erscheinen seines Freundes Crispin in diesem merkwürdigen Refugium. Seit einigen Tagen hielt er sich nun bei Arnaud auf. Für den Eremiten war es keine Frage gewesen, Konrad Unterschlupf zu gewähren. Man müsse in Notzeiten zusammenhalten, hatte Arnaud gesagt. Auch wenn es sich bei den beiden unterschiedlichen Kreuzritterorden, denen sie angehörten, um ehemalige Konkurrenten handelte, so hatten sie immer mit den gleichen Feinden zu tun gehabt– und damit waren nicht allein Mauren und Sarazenen gemeint, sondern vor allem Neider und Skeptiker aus dem eigenen, christlichen Lager. Man verstand einander also gut. Tage- und nächtelang hatten Konrad und Arnaud Gespräche geführt und auch miteinander gebetet, der alte Mann war in alles eingeweiht: Er wusste nun von der Flucht Konrads vor den Rächern, die in der Marienburg auf ihn warteten, und er wusste von der Seuche, deren Hauch Konrad fürchtete weitergetragen zu haben.
    Crispin war also zu einer mittlerweile eingeschworenen Gemeinschaft gestoßen, als er das kleine Gotteshaus nach kurzer Suche gefunden hatte.
    » Die Pestilenz setzt sich fort. Unter den Reisenden, die du im Kloster deiner Base zurückgelassen hast, sind bereits einige Seelen zu beklagen « , antwortete Crispin Konrad, während er sich bei Arnaud bedankte, der ihm einen Becher heißen Suds reichte, welcher aus zerkochten Speiseresten aller Art bestand– Spenden der hiesigen Menschen an den Einsiedler.
    » Wer genau ist tot? « Konrad, der bislang ausgesprochen ruhig und für seine Verhältnisse sehr bedächtig gewesen war, wurde plötzlich hektisch und erhob sich bei dieser Frage leicht von seiner Bank.
    » Ein Bursche und ein Mädchen waren schon begraben, als ich hinzukam. Zwei weitere junge Männer starben in der folgenden Nacht. «
    » Das Mädchen hieß Lisa, nicht wahr? « , wollte Konrad wissen. Sein Blick hatte etwas Flehentliches.
    » Es war nicht die Schwester unseres Bruders Friedrich. Sie lebt. «
    Diese Information schien Konrad nur wenig zu interessieren. Ganz so, als habe er Crispin gar nicht zugehört, wiederholte er: » Lisa hieß sie, nicht wahr?

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