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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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konnte. Alles drehte sich um ihn, und er glaubte sich nach wie vor in einem Traum.
    Doch dann stellte er sie, die Frage, deren Antwort er so fürchtete. Er richtete sie an Ulrich: » Lebt sie? «
    Ulrich, zuvor noch freudig und erleichtert wegen des verzögerten, aber dafür umso deutlicheren Lebenszeichens des Neugeborenen, wurde nun ernst. Er löste sich von der Umarmung der alten Maja und ging auf Konrad zu.
    » Geh hinein, Ritter Konrad. Geh hinein, in die Hütte dort. Sie wird sich freuen, dich zu sehen. Glücklich wird sie sein. «
    Konrad hörte seine Worte nicht zu Ende an. Rasenden Herzens lief er zu der besagten Hütte, aus der ihm nun Johann und Regino entgegenkamen. Auch sie hatten das erlösende Schreien gehört und wollten nach dem kleinen Neuankömmling sehen. Ohne die beiden bass erstaunten Männer zu begrüßen, hastete Konrad hinein, stolperte und fiel regelrecht vor Maries Lager.
    Anna war bei ihr und kümmerte sich um sie.
    Blass war Marie, ihre Haare klebten nass am Kopf, ihre Augen waren blutunterlaufen, die Laken von wässrig-roten Flecken durchtränkt. Aber sie lebte. Sie lebte und war nicht, wie Konrad befürchtet hatte, bei der Geburt des Kindes gestorben.
    » Du hast so entsetzlich geschrien. Ich habe es bis tief in den Wald hinein gehört « , stammelte er und warf sich auf die geschwächte Frau, um sie zu umarmen.
    Marie wusste nicht, wie ihr geschah.
    Was passierte hier?
    Soeben hatte sie nach einer ganzen Nacht und einem halben Tag voller Schmerzen ihr erstes Kind geboren. Soeben noch musste sie annehmen, dass das kleine Mädchen vor seinem ersten Atemzug sterben würde.
    Dann endlich war der erlösende Schrei aus dem Hof erklungen. Das war ihr erstes Glück nach all den schrecklichen Qualen gewesen.
    Und jetzt?
    Da war dieser Mann. Er sah schrecklich aus. Abgemagert, mit schlechter Haut, verfilztem Haar und einem Bart, der fast bis zur Brust reichte. Aber dennoch erkannte sie ihn sogleich. Er war da. Er war zurück.
    Alles war gut.
    Marie drückte Konrads zerzausten Kopf an sich und begann zu weinen. Bitterlich weinte sie. Zum ersten Male in ihrem Leben flossen die Tränen in Strömen über ihre blassen Wangen und wollten gar nicht mehr versiegen.
    Und als sich die Hütte nach und nach mit all den an diesem Ort versammelten Menschen füllte und Adelheid der glücklichen Mutter die nun rosige kleine Tochter reichte, da weinte sie sogar noch mehr.
    » Raus jetzt hier! « , dröhnte plötzlich Majas Stimme über all die anderen Köpfe hinweg. » Mutter und Kind brauchen Ruhe! Raus! Es reicht, wenn der Schwarzkreuzler bleibt und stille Wache hält. Wir wollen keine Aufregung mehr. Aufregung hatten wir allesamt mehr als genug. «
    Unwirsch zog sie dann einen nach dem anderen, auch den verdutzten Crispin, aus der Hütte hinaus und befahl ihnen, die nächste, noch im Rohbau befindliche Behausung aufzusuchen, wo bereits ein Tisch mit einfachen, aber liebevoll zubereiteten Speisen gedeckt war.
    » So, nun wollen wir endlich feiern « , hörten Marie und Konrad von fern den befehlenden Ton Majas.
    » Auf das Leben! « , scholl Ulrichs gelöste Stimme zu ihnen herüber.
    » Auf das Leben « , stimmten nun die Übrigen, teils fröhlich, teils erschöpft, teils verwirrt, aber allesamt erleichtert mit ein.
    » Auf das Leben « , flüsterte auch Konrad– nun allein mit Marie und ihrer kleinen Tochter.
    » Ja, das Leben « , bestätigte Marie.

EPILOG
    D ie große Pestilenz oder der Schwarze Tod, wie man den Seuchenzug später nannte, legte sich noch weitere drei Jahre wie ein düsteres Leichentuch über Europa. Während der Süden, der Westen und auch der Norden mehrfach verheerend heimgesucht wurden, wodurch ein Drittel der dortigen Menschen den Tod fand, hatte der Osten des Kontinents weniger zu leiden. Doch verschont blieb auch er nicht.
    Im Sommer 1350 erreichte die Pest das Ordensland, wenige Wochen später auch Schlesien und Böhmen. Sie wütete in diesen Gegenden nicht flächendeckend, aber immerhin zwei lange Jahre.
    Die Siedler in der Dachsschlucht inmitten eines dichten Waldes im Altvatergebirge erfuhren von diesem Sterben nichts. Nahezu abgeschottet von der Außenwelt, deren Dörfer sie nur selten– und das meist heimlich– aufsuchten, bildeten sie eine kleine, friedliche Gemeinschaft ehemals Vertriebener und Heimatloser, Vertriebener und Heimatloser, die unermüdlich damit beschäftigt war, aus ihrer Höhle Golderz ans Tageslicht zu befördern. Vordem von Tod, Trauer und bösen

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