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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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Viola auf.
    »Lauf!«, schreie ich.
    Aber ich weiche keinen Schritt.
    Ich werfe mich nach vorn.
    Und der Kampf beginnt.
    Ich greife ihn an, er stürzt sich auf mich. Ich habe das Messer in der Hand, aber im letzten Augenblick weiche ich aus und er kracht gegen die Felswand.
    Er wirbelt herum. Sein Gesicht ist nur noch eine Grimasse. Er holt zum Schlag aus, aber ich ducke mich und schlitze ihm mit dem Messer den Unterarm auf, doch das stört ihn nicht im Geringsten.
    Er holt mit der anderen Hand aus und trifft mich am Unterkiefer. Die Wucht des Schlags schleudert mich nach hinten.
    »Todd!«, schreit Viola.
    Ich taumle rückwärts, gegen die letzte Bank.
    Aaron dreht sich zu Viola um. Sie ist dort, wo die Treppen beginnen.
    »Lauf!«, schreie ich.
    Aber sie hat einen großen, flachen Stein in der Hand und zielt auf Aaron. Der duckt sich, will ihn mit einer Hand abwehren, aber der Stein trifft ihn an der Stirn, Aaron torkelt bis zum Felsvorsprung, hin zur Vorderseite der Kirche ...
    »Schnell!«, schreit Viola.
    Ich komme mühsam auf die Beine.
    Aber Aaron hat sich schon umgedreht.
    Blut strömt ihm übers Gesicht.
    Sein Mund ist zu einem Schrei geöffnet.
    Wie eine Spinne schnellt er vorwärts und packt Violas rechten Arm.
    Sie schlägt wie besessen mit ihrer linken Hand auf ihn ein, besudelt sich mit Blut von seinem Gesicht.
    Aber er lässt sie nicht los.
    Ich schreie auf und stürze auf sie zu.
    Mit gestrecktem Messer.
    Wieder lasse ich es in letzter Sekunde sinken.
    Und pralle mit ihm zusammen.
    Wir fallen auf die untersten Stufen. Viola rollt weg, ich liege auf Aaron, er schlägt nach mir, kommt mir mit seinem entsetzlichen Gesicht nahe und beißt mich in eine ungeschützte Stelle an meinem Hals.
    Ich schreie auf und versetze ihm einen Schlag mit dem Handrücken. Ich krieche von ihm weg, zurück in die Kirche, die Hand gegen den Hals gepresst.
    Er kommt hinterher, seine Faust holt aus.
    Trifft mich am Auge.
    Mein Kopf fliegt nach hinten.
    Ich stolpere zwischen den Bankreihen in die Kirchenmitte. Noch ein Faustschlag.
    Ich hebe die Hand mit dem Messer, um die Schläge abzuwehren.
    Aber ich richte die Klinge nicht auf ihn.
    Und er trifft mich wieder.
    Ich krieche über die nassen Steine von ihm fort.
    Den Gang entlang, zur Kanzel hin.
    Zum dritten Mal trifft mich seine Faust im Gesicht. Ich merke, wie mir zwei Zähne aus dem Mund fliegen. Beinahe falle ich.
    Und dann falle ich wirklich.
    Und schlage mit Kopf und Rücken an der Kanzel auf.
     
    Und lasse das Messer fallen.
     
    Es schlittert auf die Felskante zu.
    Es nützt mir nichts, wie immer.
    »Dein Lärm verrät dich!«, kreischt Aaron. »Dein Lärm verrät dich!« Er kommt auf mich zu, steht jetzt über mir. »Von dem Augenblick an, an dem ich diesen heiligen Ort betrat, wusste ich, dass es so ablaufen würde!« Er bleibt neben meinen Füßen stehen, starrt auf mich herab. Seine Fäuste triefen von meinem Blut, sein Gesicht von seinem eigenen. »Du wirst nie ein Mann werden, Todd Hewitt. Niemals!«
    Aus den Augenwinkeln heraus sehe ich, wie Viola fieberhaft noch mehr Steine sucht.
    »Ich bin bereits ein Mann«, sage ich. Aber ich habe versagt, ich habe das Messer fallen lassen, und jetzt versagt mir sogar meine Stimme den Dienst, ich presse meine Hand an den blutenden Hals.
    »Du hast mich um mein Opfer gebracht!« Seine Augen sind jetzt wie brennende Diamanten, sein Lärm flammt rot und so heiß, dass die Feuchtigkeit um ihn herum zu verdampfen scheint. »Ich werde dich töten.« Er neigt den Kopf zu mir. »Und im Sterben sollst du wissen, dass ich sie langsam getötet habe.«
    Ich beiße die Zähne aufeinander und versuche auf die verdammten Füße zu kommen.
    »Trau dich doch«, knurre ich.
    Aaron stößt einen Schrei aus und macht einen Schritt auf mich zu.
    Er streckt die Hände nach mir aus.
    Ich warte auf ihn.
    Und Viola schmettert einen Stein gegen seine Schläfe, der so groß ist, dass sie ihn fast nicht heben kann.
    Er taumelt, stützt sich auf die Sitzbänke, fängt sich wieder, taumelt erneut.
    Aber er fällt nicht.
    Er fällt, verdammt noch mal, nicht hin.
    Er steht zwischen mir und Viola, reckt sich, wendet Viola den Rücken zu, das Blut schießt über sein Gesicht, aber verdammt noch mal, er steht immer noch da, er ist so verflucht groß wie die Schreckgestalt eines Albtraums.
    Er ist wirklich ein Ungeheuer.
    »Du bist kein Mensch«, sage ich zu ihm.
    »Das habe ich dir doch gesagt, kleiner Todd«, gibt er mir zurAntwort. Seine Stimme ist leise

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