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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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packt ihn mit einer Hand am Kragen und mit der anderen hält er ihm das Maul zu und bringt ihn so zum Schweigen. Wir schauen uns an, keiner weiß, was er jetzt tun soll.
    Es klopft wieder und dann hört man eine Stimme um die Hausecke. »Ich weiß, dass ihr dort drin seid.«
    »Verflixt und zugenäht«, sagt Ben.
    »David Schwachkopf Prentiss«, sagt Cillian.
    Ja, es ist die Stimme von Prentiss junior, unserem Gesetzeshüter.
    »Ihr glaubt wohl, ich kann euren Lärm nicht hören?«, ruft er durch die geschlossene Tür. »Benison Moore. Cillian Boyd.« Er macht eine kurze Pause. »Todd Hewitt.«
    »So viel zum Thema Verstecken«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust, denn ich bin noch immer ein bisschen verärgert über die ganze Angelegenheit.
    Cillian und Ben werfen einander einen Blick zu, dann lässt Cillian Manchee los und sagt zu uns beiden: »Bleibt, wo ihr seid«, und geht auf die Tür zu. Ben stopft den Proviantbeutel in den Rucksack und schnürt ihn zu. »Setz ihn auf«, sagt er leise.
    Ich will ihn anfangs nicht nehmen, aber Ben gibt mir ein Zeichen und macht dabei ein so ernstes Gesicht, dass ich ihn schließlich doch nehme und aufsetze. Er scheint eine ganze Tonne zu wiegen.
    Wir hören, wie Cillian die Vordertür öffnet. »Was willst du, Davy?«
    »Für dich immer noch Sheriff Prentiss, Cillian«, schnarrt Prentiss junior.
    »Wir sind gerade beim Mittagessen, Davy«, sagt Cillian. »Komm später wieder.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun werde. Ich glaube, ich werde zuerst ein Wörtchen mit dem jungen Todd wechseln müssen.«
    Ben schaut mich an, in seinem Lärm hört man deutlich die Sorge.
    »Todd hat auf der Farm zu tun«, antwortet Cillian. »Er geht gerade zur Hintertür raus. Ich kann ihn hören.«
    Das soll eine Aufforderung sein für mich und Ben, oder? Aber ich möchte verdammt noch mal mitkriegen, was hier vorsich geht, und ich kümmere mich nicht um Bens Hand, die auf meiner Schulter liegt und versucht, mich zur Hintertür zu schieben.
    »Du hältst mich wohl für einen Narren, Cillian?«, fragt Prentiss junior.
    »Willst du wirklich eine ehrliche Antwort auf diese Frage haben, Davy?«
    »Ich kann seinen Lärm hören, er ist keine zehn Meter hinter dir. Ich höre auch Bens Lärm.« Sein Tonfall ändert sich. »Ich möchte nur mit ihm reden. Er hat nichts zu befürchten.«
    »Warum hast du dann eine Waffe dabei, Davy?«, fragt Cillian.
    Ben drückt mich ganz fest an der Schulter, wahrscheinlich ohne darüber nachzudenken.
    Die Stimme und der Lärm von Prentiss junior ändern sich erneut. »Bring ihn raus, Cillian. Du weißt, warum ich hier bin. Dein Junge hat, so scheint es, ein kleines, lustiges Wort verlauten lassen, ganz unschuldig, und das macht jetzt die Runde durch die Stadt, und wir wollen uns einfach davon überzeugen, was dran ist, mehr nicht.«
    »Wir?«, fragt Cillian.
    »Unser ehrenwerter Herr Bürgermeister würde gern ein Wörtchen mit dem jungen Todd wechseln.« Prentiss junior wird lauter. »Ihr kommt jetzt alle raus, verstanden? Ihr kriegt keinen Ärger. Es geht hier nur um einen Plausch unter Freunden.«
    Ben deutet mit dem Kopf zum Hinterausgang, jetzt ganz energisch, und es scheint, diesmal hat es keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Wir schleichen uns Richtung Tür, aber Manchee kann nicht länger die Klappe halten und bellt: »Todd?«
    »Ihr denkt doch nicht etwa daran, euch durch den Hintereingang fortzustehlen, oder?«, schreit Prentiss junior. »Geh mir aus dem Weg, Cillian.«
    »Verschwinde von meinem Grund und Boden, Davy«, entgegnet Cillian.
    »Ich sag’s dir nicht zweimal.«
    »Ich glaube, du hast es schon dreimal gesagt, Davy. Wenn du mir drohen willst, dann kann ich dir nur sagen: Es funktioniert nicht.«
    Eine Pause entsteht, aber der Lärm der beiden wird lauter. Ben und ich wissen, was jetzt kommt, und mit einem Mal geht alles ganz schnell, wir hören einen lauten Schlag, gleich darauf zwei weitere, und ich und Ben und Manchee rennen zur Küche, aber als wir dort ankommen, ist schon alles vorbei. Prentiss junior liegt auf dem Boden, presst die Hand auf dem Mund, Blut quillt hervor. Cillian hält das Gewehr des Sheriffs in der Hand und hat es auf Prentiss junior gerichtet.
    »Ich habe gesagt: Verschwinde von meinem Grund und Boden, Davy«, wiederholt er.
    Prentiss junior schaut erst ihn an, dann uns, die Hand noch immer gegen den blutenden Mund gepresst. Wie schon gesagt, er ist nicht einmal zwei Jahre älter als ich, er bringt kaum einen

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