Die Fluchweberin
mehr sagen,brauchte die Worte, um mein Handeln darunter zu verbergen, doch meine Stimme versagte mir ihren Dienst.
Was, wenn sein implantierter Sensor auf meine Magie anschlug?
Es war ein Risiko, das ich eingehen musste.
Noch immer seine Hand haltend konzentrierte ich mich auf meine Gabe. Ich fokussierte meine Gedanken darauf, Skyler sein Misstrauen zu nehmen und ihm ein Gefühl von Frieden und Ruhe einzupflanzen. Du hast nichts zu befürchten , vermittelte ich ihm, gab es ihm in Form von Bildern und Gefühlen ein. Spüre die Ruhe, die dich erfüllt, und vergiss deine Sorgen und Ängste.
Der Anflug eines Stirnrunzelns zeigte sich auf seinem Gesicht und ich fürchtete schon, er hätte mich durchschaut. Dann jedoch glätteten sich seine Züge und das Misstrauen schwand aus seinem Blick.
Denk nicht länger über mich nach. Ich ließ Bilder in seinem Geist entstehen, die ihn und mich zusammen zeigten. Erinnerungen an die unbeschwerten Stunden, die wir miteinander gehabt hatten. Diese Bilder heraufzubeschwören war schmerzhaft, denn sie stammten aus einer Zeit, die unwiederbringlich hinter uns lag. Trotzdem konnte ich spüren, welche Macht sie über Skyler hatten. Seine Hand zuckte nicht mehr, lag jetzt ganz ruhig in meiner. Sein Atem ging regelmäßig und auf seinen Lippen zeigte sich der Anflug eines Lächelns. Du brauchst nicht zu fürchten, dass ich etwas Dummes tun könnte. Ich mache dir keine Schwierigkeiten. Alles ist gut. Du vertraust mir. Liebende vertrauen einander.
Liebende. Das Wort ließ mich schlucken. Was auch immer wir füreinander empfunden hatten, war vorbei. Zumindest seine Gefühle hatten sich um 180 Grad gedreht. Was meine eigenen Gefühle anging, würde es wohl noch ein wenig dauern, sie in den Griff zu bekommen. Doch sosehrSkyler mich auch verabscheuen, mich vielleicht sogar hassen mochte, so wenig konnte er gegen die Macht seiner Erinnerung ausrichten. Seine Gefühle mochten der Vergangenheit angehören, doch sie waren noch nicht lange genug tot, um sie nicht mit ein wenig Magie wieder zum Leben erwecken zu können.
Alles ist gut , wiederholte ich und verstärkte das Gefühl der Zufriedenheit in ihm, ließ den Frieden durch meine Fingerspitzen in seinen Körper strömen und hüllte seinen Geist darin ein wie in eine warme Decke.
Als er meine Finger umfasste und sanft drückte, wusste ich, dass ich gewonnen hatte.
»Du musst dir das nicht länger ansehen«, sagte er ruhig. »Warte vor der Tür auf mich.«
Nur mit Mühe gelang es mir, einen erleichterten Seufzer zu unterdrücken. Skyler mochte mich verachten, doch ein Teil von ihm versuchte immer noch, mich zu beschützen. Diesen Teil hatte ich mit meiner Gabe erreicht. Ich hatte es geschafft, ihn in Sicherheit zu wiegen und zugleich seine Sorge um mich zu wecken.
Dankbar erwiderte ich den Druck seiner Hand, ehe ich sie losließ und kehrtmachte.
Sobald ich draußen war, schloss ich die Tür hinter mir. Die Ruhe, die ich ihm eingegeben hatte, würde nicht lange anhalten. Sein Misstrauen würde mit jeder Sekunde stärker werden und schließlich würde es ihm gelingen, das Gefühl des Friedens abzuschütteln und in die Realität zurückzufinden.
Mein erster Impuls war, zu laufen. So schnell und so weit ich konnte, doch Skyler war trainiert und sportlich. Er würde mich einholen, bevor ich überhaupt in die Nähe des Ausgangs gelangte.
Ich musste ihn hier festsetzen, ihn davon abhalten, mir zu folgen.
Mein Blick wanderte über den Speicher und blieb an einem Schrank hängen, der nicht weit von der Tür im Raum stand. Wenn es mir gelang, ihn zu kippen, würde er die Tür verbarrikadieren und Skyler wäre eingeschlossen.
So leise wie möglich schob ich ein paar Kisten zur Seite, die zwischen dem Schrank und der Tür standen, dann maß ich den Abstand zwischen dem Möbel und der Tür ab. Mit ein bisschen Glück würde der Schrank nicht zu Boden fallen, sondern sich auf etwa halber Höhe mit der Tür verkeilen. Da ich bezweifelte, dass ich den Schrank lautlos verschieben konnte, musste ich es darauf ankommen lassen. Ich hatte bei dieser Sache nur einen Versuch. Wenn Skyler auf den Lärm aufmerksam wurde und die Tür nicht verrammelt war, hatte ich verloren.
Ich ging um den Schrank herum, stemmte die Hände dagegen und legte alle Kraft in meine Arme. Erst sah es so aus, als ließe er sich nicht bewegen. Dann verstärkte ich meine Anstrengung und das Möbel geriet langsam ins Wanken. Ein letzter, kräftiger Stoß und der Schrank kippte. Ich
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