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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nach Plymouth fuhr und dort untertauchte. Deshalb stieg ich in den Bus ins zwei Kilometer entfernte Gunnislake.
    Ich kaufte mir beim Fahrer ein Ticket und suchte mir einen freien Platz. Die Fensterscheiben waren getönt, sodass man von außen nicht hereinsehen konnte, trotzdem sank ich tief in den Sitz und schlug den Kragen meiner Jacke hoch, um mein Gesicht zu verbergen. Schlagartig spürte ich die Müdigkeit, die ich seit Stunden verdrängt hatte. Meine Lider wurden schwer und ich hatte Mühe, die Augen länger offen zu halten. Da ich es mir nicht erlauben konnte, meine Station zu verpassen, rutschte ich nach vorne, sodass eine bequeme Haltung unmöglich war. Glücklicherweise musste ich nicht lange warten, bis der Fahrer die Tür schloss, den Motor anließ und ruckelnd anfuhr. Er hatte einen stürmischen Fahrstil, mit heftigen Beschleunigungen und ruckartigen Bremsungen, den ich unter anderen Umständen als unangenehm empfunden hätte. Gegen meine Müdigkeit war es das perfekte Mittel.
    Die Fahrt war schnell vorüber, und ehe ich michs versah, erreichten wir den Bahnhof in Gunnislake. Ich sprang auf die Straße und ging über den Parkplatz zum Bahnsteig hinüber. Am Zugang hing der Fahrplan. Die Plattform war verlassen, der Morgenzug seit zwanzig Minuten weg. Der nächste würde erst in etwa zwei Stunden kommen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, den Bus nach Plymouth zu nehmen, statt hier für mehrere Stunden festzusitzen. Unentschlossen sah ich mich um. Der Bus war bereits weitergefahren. Meine einzige Möglichkeit, von hier fortzukommen, war der Zug. Skyler wusste das ebenfalls. Wenn er mich nicht unmittelbar in Plymouth suchte, würde er hierherkommen. Vielleicht schickte er auch einen Teil seiner Männer hierher und den Rest nach Plymouth. So oder so wünschte ich mir, eine bessere Option oder zumindest einen besseren Plan zu haben. Das Einzige, was ich tun konnte, damit sie mich nicht sofort fanden, war, den Bahnsteig zu meiden und ein Stück weiter entfernt auf den Zug zu warten.
    Ich ging über den Parkplatz, folgte ihm bis zum hinteren Ende, wo er vor einer Reihe aus Büschen endete. Von dort aus konnte ich den Parkplatz und den Zugang zum Bahnsteig im Auge behalten. Ich würde sehen, wenn sie kamen, ohne selbst sofort gesehen zu werden. Und wenn sie auftauchten, konnte ich noch immer verschwinden.
    Die Büsche waren nass vom Morgennebel. Tautropfen benetzten meine Jacke, als ich mir einen Weg zwischen dem Grün hindurch bahnte. Zu meiner Rechten öffnete sich ein großer, gepflegter Garten, an dessen anderem Ende ein Haus stand. Links von mir waren weitere Bäume und Büsche, die ein kleines Gebäude umgaben. Zu klein für ein Wohnhaus. Ich kämpfte mich voran, um es mir genauer anzusehen. Es entpuppte sich als alter Schuppen, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Dahinter gab es weitere Büsche und Bäume, die, soweit ich das beurteilen konnte, die Bahnstrecke noch ein ganzes Stück säumten. Genug Deckung, um im Notfall verschwinden zu können.
    Einigermaßen beruhigt kehrte ich an den Rand des Parkplatzes zurück und ließ mich, verborgen hinter einer Reihe von Büschen, auf den Wurzeln einer Eiche nieder.
    Ich lehnte mich gegen den Stamm, behielt den Blick auf das Bahnhofsgelände gerichtet und wartete.
    Klamme Kälte stieg vom Boden auf, drang durch den Stoff meiner Jeans und ließ mich frösteln. Obwohl ich fror, schaffte ich es nicht länger, die Augen offen zu halten. Ich suchte nach den Koffeintabletten, doch die lagen in meiner Schultasche in meinem Zimmer. Immer wieder döste ich kurz ein und fuhr jedes Mal wieder hoch, sobald mir derKopf auf die Brust sank. Ich hatte Angst davor, zu schlafen. Nicht nur weil ich jedes Mal fürchtete, Skyler vor mir zu sehen, wenn ich die Augen das nächste Mal öffnete, oder den Zug zu verpassen, sondern auch aus Furcht davor, dass die Hexenseele einmal mehr die Kontrolle übernehmen könnte.
    Was, wenn es mir beim nächsten Mal nicht mehr gelang, die Kontrolle über meinen Körper zurückzugewinnen?
    Aber die Runen würden mich schützen. Auch wenn meine Magie instinktiv auf die arkanen Zeichen reagiert hatte, spürte ich, dass sie wirkten. Ich wusste nicht, wie lange oder wie weit sie mir helfen würden, aber für den Augenblick war ich in Sicherheit.
    Wieder fielen mir die Augen zu.
    Meine Gedanken drifteten ab, mischten sich mit Bildern, die einer Mischung aus albtraumhafter Fantasie und Erinnerung entsprangen. Die Gesichter meiner Eltern

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