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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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meinte sie damit nicht nur die Verdächtigungen, die sie wegen ihres verschwundenen Medaillons gegen mich ausgesprochen hatte.
    Sie schenkte mir ein Lächeln, das so viel echter aussah als jedes Lächeln, das ich je an ihr gesehen hatte, dann nickte sie mir noch einmal zu und folgte ihren Freundinnen nach drinnen.
    »Du meine Güte, was ist denn mit der los? Die benimmt sich ja, als hätte sie jemand verhext.«
    Skylers Worte ließen mir den Atem stocken. Ahnte er etwas? Unmöglich! Ich zuckte die Schultern. »Falls ja, sollte man vielleicht darüber nachdenken, zumindest gewisse Formen von Magie zuzulassen.«
    Skyler lachte. »Schon traurig, wenn jemand so ein Miststück ist, dass man gleich denkt, es ginge nicht mit rechten Dingen zu, sobald sich derjenige mal normal benimmt.«
    Als wir in der nächsten Pause in den Aufenthaltsraum gingen, um uns wie gewohnt mit Lily und den anderen zu treffen, war Kim bereits dort. Sie stand neben Ty, hatte eine Hand vertraulich auf seinen Arm gelegt und lachte über eine Bemerkung von ihm. Und nicht nur das, sie unterhielt sich mit ihm und den Mädchen. Alle drei schauten ähnlich verdutzt aus der Wäsche wie Kims Freundinnen vorhin, als sie mich vor ihnen in Schutz genommen hatte.
    Ich folgte Skyler zur Küchenzeile, und während er uns Tee holte, warf ich ein paar Münzen in den Automaten und zog uns zwei Schokoriegel. Dabei konnte ich kaum den Blick von der neuen Kim nehmen. Ich war zu weit entfernt, um zu hören, worüber sie sprachen, doch es konnte nichts Schlimmes sein, denn Kim sah nicht boshaft aus und die anderen drei machten nicht den Eindruck, als würden ihre Worte sie verletzen. Das war eine ganz normale Unterhaltung.
    Skyler hielt mir eine Tasse hin. »Die wird mir allmählich unheimlich.«
    »Seltsam ist es schon«, räumte ich ein. »Aber auch eine angenehme Abwechslung.«
    »Meinst du, dass die Aktion mit der Putzkammer sie zum Nachdenken gebracht hat?«
    Da ich nicht wusste, was ich darauf sagen sollte, nippte ich an meinem Tee und verbrannte mir prompt die Zunge. »Vielleicht hat Max ihr ja den Kopf gewaschen, nachdem sie sich gestern wegen der Kette so aufgeführt hat.«
    »Ich werde ihn mal fragen.«
    »Wozu? Ist es nicht egal, warum sie sich verändert hat? Hauptsache, es ist so, oder?«
    »Auch wieder wahr.« Er sah mich an. »Das bedeutet dann wohl, dass ich mir ihretwegen nicht länger Sorgen machen muss und meine Aufmerksamkeit wieder mehr auf dich richten kann.«
    Ich runzelte die Stirn. »Tust du das nicht schon die ganze Zeit?«
    »Ja, aber nur, weil ich auf dich aufpassen wollte. Jetzt geht es darum, wie ich dich am besten weichklopfe, damit du endlich mit mir ausgehst. Letztes Wochenende ist das ja schiefgegangen.«
    »Ich habe so das Gefühl, dass es auch dieses Wochenende nicht besser laufen wird.«
    »Du unterschätzt meinen Charme.«
    »Und du über schätzt ihn.«
    Skyler grinste. »Warten wir’s ab.«
    Ob er in diesem Moment auch daran dachte, wie nah wir uns gekommen waren, nachdem er mich aus der Putzkammer befreit hatte? Aber das war eine Ausnahmesituation gewesen. Ein Moment, in dem ich sie nicht alle beisammen­-gehabt hatte. Jetzt jedoch war ich wieder bei klarem Verstand und bereute es, ihn so nah an mich herangelassen zu haben. Nah genug, um ihm Hoffnungen zu machen. Als hätte ichnicht schon genug Probleme! Ich hatte Kim verflucht, auf dem Gelände trieb sich jemand herum, der magische Spielchen trieb, und jemand, der mich zu beobachten schien. Plötzlich kam mir ein Gedanke. Was, wenn es Skyler war?
    Bevor er an die Schule gekommen war, hatte ich nie auch nur das geringste Anzeichen entdeckt, dass hier jemand mit Magie experimentierte, und plötzlich sollte jemand Rituale im Garten abhalten? War er etwa so sehr von mir besessen, dass er versucht hatte, einen Liebeszauber zu wirken?
    Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen, zumindest keinen Liebeszauber. Skyler schien so von sich selbst überzeugt zu sein, er würde nicht versuchen, mich mit unlauteren Mitteln rumzukriegen. Aber was hatte er dann dort unten getan? Wenn er überhaupt etwas getan hatte? Die bloße Vorstellung, er könnte wie ich sein, ließ mein Herz schneller schlagen.
    Jemand, vor dem ich mich nicht nur nicht zu verstecken brauchte, sondern der mich auch noch verstand! Trotz aller Euphorie zwang ich mich zur Ruhe. Es war überhaupt nicht gesagt, dass Skyler derjenige war, der das Ritual abgehalten hatte. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wer es sonst

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