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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gewesen sein sollte.
    Irgendwie musste ich mehr darüber herausfinden.
    Jetzt wurde meine Aufmerksamkeit erst einmal von Michelle, Cin und Tanya auf sich gezogen, die in diesem Augenblick hereinkamen. Als sie Kim sahen, gingen sie zu ihr. Wieder konnte ich nicht verstehen, was sie sagten, ihre Gesichter jedoch sprachen Bände. Kim wirkte verletzt, während Tanya und die anderen hämisch grinsten. Das konnte nichts Nettes gewesen sein.
    Plötzlich fühlte ich mich getroffen. Als hätten Tanyas Worte nicht Kim, sondern mir selbst gegolten. Es tat weh, so behandelt zu werden, und ich musste den Kloß herunterschlucken, der sich zusammen mit der Enttäuschung in meinem Hals bildete.
    So schnell, wie es gekommen war, war das Gefühl auch wieder verflogen.
    Verwirrt blinzelnd blickte ich auf die Szene vor mir. Was war das denn? Warum hatte ich mich plötzlich so getroffen gefühlt, obwohl mir niemand etwas getan hatte? Die drei hatten ja nicht einmal in meine Richtung geschaut. Trotzdem fühlte ich mich so, wie Kim aussah. Als hätte mir jemand eine Ohrfeige verpasst.
    In der nächsten Stunde saß ich über mein Geografiebuch gebeugt, als plötzlich die Zeilen vor meinen Augen verschwammen. Hinter meiner Stirn pochte ein dumpfer Schmerz. Merkwürdig, denn eigentlich neigte ich überhaupt nicht zu Kopfschmerzen. Vor mir lag ein gefalteter Zettel. Meine Finger zitterten, als ich das Papier öffnete.
    Erst Samariterin, dann Einzelgänger stand darauf.
    Ich wusste weder, von wem der Zettel kam, noch, was die Worte zu bedeuten hatten. Aber sie versetzten mir einen Stich. Es fühlte sich an, als hätte mir meine beste Freundin – nicht dass ich eine gehabt hätte – ein Messer ins Herz gestoßen. Hinter mir erklang ein Glucksen, und als ich mich danach umdrehte, sah ich Cin und Michelle kichernd die Köpfe zusammenstecken.
    Aber irgendetwas war falsch.
    Mein Tisch stand in der ersten Reihe und die beiden saßen ganz hinten. Für mich jedoch sah es aus, als müsste ich nur die Hand ausstrecken, um sie zu berühren. Aber das war … das war nur von Kims Platz aus möglich.
    Obwohl ich mich nicht bewegen wollte, wandte ich den Kopf wieder ab und blickte erneut auf das Buch vor meiner Nase. Daneben lag ein Kosmetikmäppchen. Definitiv nicht meines!
    Tränen brannten in meinen Augen und ich schluckte sie herunter, doch es waren ebenso wenig meine Tränen, wie es mein Zettel war. Nicht einmal die Kopfschmerzen gehörten mir. Alles, was ich sah, sah ich durch Kims Augen, und was ich empfand, waren in Wirklichkeit ihre Gefühle.
    Der Fluch wirkte, doch irgendwie war es mir gelungen, eine Verbindung zwischen Kim und mir zu schaffen. Und das war nun wirklich nichts, was ich haben wollte. Allein bei dem Gedanken daran, derart eng mit ihr verbunden zu sein, wurde mir schon schlecht. Vielleicht war es aber auch Kims Übelkeit, die sie angesichts des Verhaltens ihrer Freundinnen verspürte.
    Ich musste den Fluch unbedingt abändern, doch dazu brauchte ich erst einmal die Kontrolle über meinen Körper zurück.
    Wieder richtete sich mein – Kims – Blick auf das Papier. Sie fuhr sich über die Augen und ich spürte die Berührung ihrer Finger! Oh Gott, fing ich ihre Gedanken auf? Ich dachte, das wäre vorbei. Aber es ist wie früher.
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie meinte, doch ihre Verzweiflung weckte mein Mitgefühl. Dabei hatte sie das überhaupt nicht verdient! Dass sie mir trotzdem leidtat, ärgerte mich.
    Mein Ärger brach den Bann. Plötzlich sah ich meine Umgebung wieder mit meinen eigenen Augen. Ich war wieder ich. Blinzelnd drehte ich mich um. Kim zog ein Röhrchen Aspirin aus ihrer Tasche und schluckte zwei Tabletten. Dann knüllte sie den Zettel zusammen und stand auf. Hoch erhobenen Hauptes ging sie zum Mülleimer und versenkte ihn darin. Trotz der harten Miene, die sie an den Tag legte, sah ich die Verletzung dahinter. Du meine Güte, ich hatte sie gespürt. Ebenso wie die Kopfschmerzen, deren Nachhall mich immer noch verfolgte.
    Am Ende der Stunde schnappte ich mir meine Tasche und sprang auf. »Wir sehen uns in der Bibliothek«, rief ich Skyler zu und stürmte aus dem Klassenzimmer.
    Mein Abgang war nicht unbedingt unauffällig, doch ich hatte das Gefühl, keine Sekunde länger warten zu können. Die bloße Vorstellung, noch einmal als blinder Passagier in Kims Kopf gesogen zu werden, ohne etwas tun oder beeinflussen zu können, trieb mich an.
    Ich verschwand im ersten Waschraum, der meinen Weg kreuzte. Mit

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