Die Fluchweberin
nächsten Wochenende denkst?«
Meine Verwirrung musste mir anzusehen gewesen sein. Bevor ich etwas erwidern konnte, sagte er: »Lass uns am Samstagabend ausgehen.«
Fast hätte ich ihn gefragt, was mit dem Max passiert war, den ich kannte. Ich wollte einfach nicht glauben, dass er soeben mit seiner Freundin Schluss gemacht hatte und sich eine Minute später an mich heranmachte. Das passte so gar nicht zu ihm.
»Du meine Güte, Raine, sieh mich nicht so erschrocken an!« Er lachte, doch es klang gezwungen. »Für dich mag das ein wenig plötzlich kommen, für mich nicht. Ja, ich habe mich gerade erst von Kim getrennt, aber zwischen ihr und mir hat es schon länger nicht mehr gestimmt. Vielleicht noch nie. Verflucht, sie wollte mir nicht einmal eine Erklärung für ihr Verhalten geben. Sie behauptet doch glatt, sie wisse nicht, warum sie es getan hat. Kannst du dir das vorstellen?« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Aber das ist nicht alles. Ich habe dich von Anfang an nicht mehr aus dem Kopf bekommen, Raine.«
Oh Mann. Abgesehen davon, dass mich eine Beziehung mit ihm viel zu sehr in den Fokus meiner Mitschüler rücken würde, war Max nicht der, den ich wollte. Bis vor ein paar Wochen noch hatte ein Teil von mir immer bedauert, dass ich ihm damals einen Korb gegeben hatte, jetzt jedoch …
»Max, ich …«, setzte ich an, ohne die Spur einer Idee, wie ich ihm eine schonende Abfuhr erteilen konnte. Vermutlich gab es in dieser Hinsicht kein schonend. Egal wie ich es ihm sagte, meine Antwort würde ihm nicht gefallen. Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht. Es hat nichts mit dir zu tun, aber das mit uns würde einfach nicht funktionieren.«
Er gab meine Hand frei. »Es ist seinetwegen, oder? Du stehst auf Skyler.«
Der letzte Satz war keine Frage.
Ich sah keinen Sinn darin, etwas anderes zu behaupten. Meine Gefühle für Skyler mochten kompliziert sein, aber sie waren auch die perfekte Erklärung, warum ich nichts von Max wollte. Deshalb nickte ich nur.
Bevor Max noch etwas sagen konnte, kehrte Skyler in die Halle zurück. Sein Haar war noch feucht von der Dusche. »Danke, dass du auf sie aufgepasst hast«, sagte er an Max gewandt, dann sah er mich an. »Gab es Schwierigkeiten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat mich nicht gesehen.«
»Gut. Für die nächsten zwei Stunden bleiben wir verschont. Ich habe sie gerade in der anderen Halle beim Leichtathletikteam gesehen.«
»Ich geh wohl besser duschen.« Als Max das Ballnetz wieder aufnahm und an Skyler vorbeiging, hörte ich ihn nur »Glückspilz« murmeln, dann war er aus der Halle.
Skyler sah ihm hinterher. »Was war das denn?«
»Er hat mit Kim Schluss gemacht.«
»Dann geht es ihm wohl nicht sonderlich gut.«
»Wie man es nimmt.« Ich zuckte die Schultern. Mir stand nicht der Sinn danach, ihm von Max’ neu erwachtem Interesse an mir zu erzählen. Überhaupt wollte ich im Moment nicht sonderlich viel reden. Meine Kopfschmerzen waren schlimmer geworden und im Augenblick wünschte ich mich einfach nur in die Stille meines Zimmers.
Er drehte sich zu mir herum. »Bereit für die Hausaufgaben?«
Ich schüttelte den Kopf. »Eigentlich würde ich mich lieber hinlegen.«
»Ist alles in Ordnung?«
Nein, nichts ist in Ordnung. In einem Anflug von Selbstmitleid hätte ich mich ihm am liebsten in die Arme geworfen und alles erzählt; von dem Fluch, von Kims Verhalten,ihrer Besessenheit und von meinem merkwürdigen Traum letzte Nacht. Ich wünschte mir, ich könnte mich ihm anvertrauen, wünschte, er würde mich in den Arm nehmen und mir versichern, dass alles gut werden würde. Zum Glück war mein Verstand noch nicht völlig von Selbstmitleid und Verliebtheit zerfressen, sodass nichts davon den Weg über meine Lippen fand. »Mir dröhnt nur der Schädel«, sagte ich stattdessen. »Ich schätze, das ist als Ausrede gut genug, um die Hausaufgaben sausen zu lassen und mich auf mein Zimmer zu verkrümeln.«
»Kann man vermutlich gelten lassen. Bist du sicher, dass du nicht vielleicht doch zur Schulschwester gehen solltest? Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.«
»Ich glaube nicht, dass es eine Gehirnerschütterung ist.« Skyler schien sich damit jedoch nicht zufriedengeben zu wollen. Er setzte bereits zu einem Widerspruch an. Schnell fügte ich hinzu: »Wenn ich morgen immer noch Kopfschmerzen habe, gehe ich zu ihr.«
Er dachte einen Moment nach, dann nickte er. »Einverstanden. Aber du legst dich
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