Die Fluchweberin
gleich hin, versprochen?«
»Versprochen.«
»Gut, du musst nämlich fit sein«, sagte er. »Ich habe nämlich bereits Karten für Mr Invisibles Zaubershow reservieren lassen.«
Wir hatten ein Date! Nach allem, was passiert war, hatte ich gar nicht mehr daran gedacht. Auch wenn ich noch nicht wusste, was mein Ausflug nach London mir für Erkenntnisse bringen oder ob Kim mich nicht vorher in die Finger bekommen würde, freute mich die Aussicht auf ein bisschen Normalität. Und darauf, mehr über Skyler und sein Interesse für Magie in Erfahrung zu bringen.
Er brachte mich bis zu meiner Zimmertür, vermutlich wäre er mit reingekommen, wenn Miss Weldon, die Hausvorsteherin, nicht gerade auf dem Gang gewesen wäre. Von dem Moment an, in dem sie Skyler sah, vergaß sie, was auch immer sie hier oben tun wollte, und ließ ihn nicht mehr aus den Augen, bis er sich artig von mir verabschiedete und ich die Tür vor seiner Nase schloss. Vermutlich folgte sie ihm nach unten, um sich zu vergewissern, dass er das Haus auch wirklich verließ. Die Vorstellung, wie sie hinter ihm herschlich, brachte mich zum Lächeln.
Ich verriegelte die Tür und holte die Schmerztabletten aus der Schublade. Zwei spülte ich mit einem Schluck Wasser herunter, den Rest steckte ich für morgen in meine Tasche.
19
Sobald meine Kopfschmerzen nachließen, schnappte ich mir frische Klamotten und ging duschen. Ich genoss das heiße Wasser, das mir über die Schultern lief, meine angespannten Muskeln lockerte und die kalte Angst aus meinen Gliedern trieb, die seit gestern mein ständiger Begleiter war.
Als ich mich danach in mein Duschtuch wickelte, war die Luft im Bad feucht und schwer vor Hitze. Wohlige Wärme durchströmte mich und zum ersten Mal seit Längerem fühlte ich mich wieder ruhig und entspannt. Ich rubbelte mir die Haare trocken und wischte den angelaufenen mannshohen Spiegel ab, der an der Innenseite der Tür angebracht war. Die Feuchtigkeit hinterließ Schlieren auf dem Glas, die mein Spiegelbild verschwimmen ließen. Ich griff nach meiner Bodylotion und rieb meine Arme und Schultern ein. Als ich mich nach vorne beugte, um mir auch die Beine einzucremen, sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten im Spiegel.
Irritiert wandte ich den Kopf.
Da war nichts.
Vermutlich hatte mir meine Wahrnehmung einen Streich gespielt. Ich wandte mich wieder meinen Beinen zu, als ich es erneut sah. Nicht groß, unmittelbar vor meiner Brust in der Luft.
Wieder wandte ich mich dem Spiegel zu, dieses Mal langsam, während ich versuchte, den Schatten nicht aus den Augen zu verlieren. Sobald sich mein Blick jedoch direkt auf den Spiegel richtete, war es erneut verschwunden. Jetzt jedoch war ich mir sicher, dass ich etwas gesehen hatte. Als hätte etwas um meinen Hals gehangen. Sofort erinnerte ichmich an die Kette aus meinem Traum und an das Gefühl, ein Gewicht um meinen Hals zu tragen, das mich den ganzen Tag über verfolgt hatte.
Ich trat so dicht an den Spiegel heran, dass mein Atem das Glas erneut beschlagen ließ. Schnell wischte ich es mit den Fingern sauber, dann hielt ich die Luft an und nahm meinen Hals und meine Schultern in Augenschein.
Wieder nichts.
Ich wechselte auf Aurensicht, doch abgesehen von meiner eigenen Aura, die sich wie gewohnt in einem farblosen Wirbel um meinen Körper schloss, konnte ich nichts erkennen. Einmal mehr fragte ich mich, wie sie wohl in Wirklichkeit aussehen mochte und warum ich nicht in der Lage war, meine eigene Aura zu erkennen.
Mit zusammengekniffenen Augen schob ich meinen Kopf noch näher an den Spiegel heran, so nah, dass meine Nase das Glas berührte und ich mein eigenes Abbild nur noch verschwommen erkennen konnte. Als das nichts brachte, machte ich einen Schritt zurück und vergrößerte nach und nach meinen Blickwinkel auf mich selbst.
Meine Aura umgab mich wie ein schützender Kokon. Unwillkürlich streckte ich die Finger aus und tastete nach den Lohen meiner Aura, die wie Hitzeflimmern von meiner Haut aufstiegen. Wie jedes Mal, wenn ich sie berührte, spürte ich auch jetzt ein leises Prickeln an meinen Fingerspitzen, das sich langsam über meinen Arm ausbreitete. Dann tat es einen Schlag. Erschrocken riss ich die Hand zurück. Es hatte sich angefühlt, als hätte ich in einen elektrischen Zaun gefasst.
Vorsichtig schob ich meine Finger wieder näher an meine Aura heran, wobei ich darauf achtete, sie dieses Mal nicht zu berühren. Zentimeter für Zentimeter kam ich ihr näher. Die feinen
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