Die Fluchweberin
gewesen, die mich gerettet hatte.
Noch immer glaubte ich die Last um meinen Hals zu spüren. Ich musste mir Gewissheit verschaffen. Das konnteich nur, indem ich in Aurensicht wechselte. Das machte mir Angst, denn damit hatte der letzte Angriff begonnen.
Ich rief mir ins Gedächtnis, dass mir die Dinge erst aus der Hand geglitten waren, als ich versucht hatte, nach den fremden Spuren in meiner Aura und der verborgenen Magie zu greifen. Hätte ich nicht versucht, den Fremdkörper zu entfernen, hätte es vermutlich keinen Angriff gegeben. Solange ich nichts weiter tat, als einen Blick auf meine Aura zu werfen, würde nichts geschehen. Es mochte schlüssig klingen, die Furcht jedoch stand wie eine Barriere zwischen mir und meiner Aura. Minutenlang saß ich da, immer noch zitternd, bevor ich endlich den nötigen Mut fasste und mich dem Spiegel zuwandte.
Farblos. Meine Aura war farblos! Ein erleichterter Seufzer schlüpfte mir über die Lippen, als ich die wirbelnden und zuckenden Lohen sah, die mich umgaben. Der Schleier war fort! Tränen brannten in meinen Augen und ich war bereits im Begriff, wieder auf die normale Sicht zu wechseln, als ich aus dem Augenwinkel den Schatten an meinem Hals sah.
Nichts war fort.
Vielleicht geschwächt, aber wer konnte schon wissen für wie lange?
Während ich noch auf mein Spiegelbild starrte, veränderte sich meine Aura. Dunkles Grau mischte sich darunter, erst nur vereinzelte Schlieren, dann immer mehr, als hätte allein der Wechsel in die Aurensicht die fremde Präsenz hervorgelockt.
Mit heftigem Herzklopfen kehrte ich zu meiner normalen Sicht zurück. Wie gelähmt saß ich da, den Blick auf mein Gesicht im Spiegel gerichtet, und wartete darauf, dass fremde Züge die meinen überlagern würden.
Sekunden verstrichen.
Dann Minuten.
Die Minuten dehnten sich zu einer Stunde und mehr.
Mein Spiegelbild veränderte sich nicht.
Meine Augen brannten und mein Nacken war vollkommen verspannt, als ich es endlich wagte, den Blick abzuwenden. Es hatte mich nicht angegriffen, vermutlich, weil ich nicht versucht hatte, den Zauber loszuwerden.
Ich bewegte mich noch immer nicht vom Fleck. Mein Hintern war längst eingeschlafen und auch der Rest meines Körpers sehnte sich nach ein wenig Ruhe. Ich wusste jedoch nur zu gut, dass ich sie nicht finden würde. Nicht in dieser Nacht und nicht hier.
Ich stand auf, schlüpfte in meine Turnschuhe und schlich mich aus dem Zimmer. Mittlerweile war es nach Mitternacht, die Sperrstunde war längst angebrochen und bis auf das geisterhafte Notlicht lagen die Gänge dunkel und verlassen da. Kein Laut drang aus den umliegenden Zimmern. Wie eine Schlafwandlerin bewegte ich mich den Gang entlang, die Treppen hinunter und aus dem Haus. Nicht wissend, was ich tat oder eigentlich vorhatte, ließ ich mich von meinen Schritten lenken. Ich folgte Stufen und Gängen, ohne jemandem zu begegnen. Immer noch wusste ich nicht, wohin mich mein Weg führte. Erst als ich vor einer Tür innehielt, begriff ich es. Mein Unterbewusstsein hatte mich zu der einzigen Person geführt, in deren Nähe ich mich sicher fühlte.
Am liebsten wäre ich hineingestürmt und hätte Skyler alles erzählt, doch das durfte ich nicht. Mir war klar, dass ich mich ihm unmöglich anvertrauen konnte. Aber ebenso wenig konnte ich jetzt in mein Zimmer zurückkehren. Die bloße Vorstellung, die Nacht dort allein mit diesem Wesen und seiner Magie zu verbringen, war kaum zu ertragen. Alles, was ich mir wünschte, war jemand, der bei mir war.Jemand, der mir Kraft gab, auch wenn er nicht ahnte, was passiert war.
Natürlich würde Skyler Fragen stellen. Ich würde ihm eine Geschichte über scheußliche Albträume erzählen, die mir solche Angst eingejagt hätten, dass ich nicht allein sein wollte. Gänzlich gelogen wäre die Sache mit den Träumen ja nicht, nur dass ich heute noch keine Gelegenheit dazu bekommen hatte, meine Nachtmahre überhaupt von der Leine zu lassen.
Ich hob die Hand, um anzuklopfen, ließ sie jedoch wieder sinken. Konnte ich wirklich einfach in das Zimmer eines schlafenden Jungen platzen? Was willst du sonst? Hier herumstehen, bis Mr Smulders dich erwischt? Der Hausvorsteher der Jungs war für seine Schlaflosigkeit bekannt. Und dafür, dass er nachts den einen oder anderen Rundgang durchs Haus machte, wenn er mal wieder keine Ruhe fand. Während ich noch mit mir rang, bemerkte ich den schmalen Streifen Licht, der unter der Tür nach draußen fiel. Skyler war noch wach.
Ich klopfte
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