Die Flüchtende
aber beschuldigst, dein Geld genommen zu haben, dann bist du auf einem verdammt falschen Dampfer.»
Er drehte sich um.
« Bist du nie auf die Idee gekommen, dass deine Alte vielleicht keine Lust hat, einer Mörderin Geld zu schicken?»
Sie sah ihn an, und während ihr seine Worte in den Gehörgang und weiter bis ins Gehirn drangen, wurde ihr klar, dass es genau so war.
Es war Schluss mit den Almosen.
Beatrice Forsenström hielt ihre Schuld für abbezahlt.
Alles wurde leer.
Langsam ging sie zum Tisch, zog einen der Stühle heraus und setzte sich. Das Gesicht in den Händen, fing sie an zu weinen.
Nun war sie verloren.
Es war alles umsonst gewesen.
Es war schon immer beschlossen gewesen, dass sie es nicht schaffen sollte. Als sie sich trotzdem auf dem Weg dazu befand, hatte das Schicksal eingegriffen, um sie wieder umzuwerfen.
Einmal Verliererin, immer Verliererin. Sie hatte die Rangordnung herausgefordert und einen Platz einnehmen wollen, der nicht für sie vorgesehen war. Schäm dich, Sibylla Wilhelmina Beatrice Forsenström! Du hattest alles, aber du hattest nicht Verstand genug, damit zufrieden zu sein. Es war dir nicht gut genug. Du hättest nie hungern müssen, aber du hast die Wahl getroffen und deinen Platz geräumt.
Getauscht ist getauscht, ein für alle Male.
«Was ist?»
Sie spürte seine Hand auf ihrer Schulter.
«Verdammt, Sylla, das renkt sich irgendwie ein.»
«Sicher. Ich muss nur vorher eine lebenslängliche Gefängnisstrafe absitzen. Und dann, denke ich, ist es egal.»
« Du brauchst, glaube ich, einen hinter die Binde.»
Er versuchte fröhlich zu klingen.
Ja, warum nicht. Ein Rausch war das, wonach sie sich am meisten sehnte. Das Hirn betäuben. Für ein Weilchen entkommen.
Er hatte bereits eine große Flasche Koskenkorva aus einem Schapp genommen.
Sie sah die Flasche an und dann hoch in sein Gesicht. Er schien ihr wieder gut zu sein. Sie nickte.
«Ja, bitte. Warum nicht?»
^ie war schon fast in Vetlanda, als die Polizei sie stoppte. Auf U dem Wagen vor ihr blinkte ein rotes Licht, sie fuhr an den Straßenrand und hielt an. Zwei Polizisten tauchten am Seitenfenster auf und sie drückte den automatischen Fensterheber. Einer der Polizisten beugte sich zu ihr herein, drehte den Zündschlüssel herum und zog ihn ab. Dann zog er seinen Oberkörper wieder zurück, beugte sich aber weiterhin herunter, sodass er ihr Gesicht sehen konnte.
«Na ... was soll das denn nun?»
Sie hatte keine Angst. Sie hatte gar kein Gefühl.
«Willst du nicht mal aussteigen?»
Er öffnete die Tür und sie stieg aus. Hinter dem De Soto hielt ein Auto, und Micke sprang heraus und stürzte auf sie zu.
«Du verfluchte Schlampe! Wenn dem Wagen was zugestoßen ist, dann schlag ich dich tot!»
Maria Johansson war auf dem Beifahrersitz sitzen geblieben.
Der eine Polizist legte ihm die Hand auf die Schulter.
«Mach mal ein bisschen halblang, okay?»
Micke sprang auf den Fahrersitz, um sich davon zu überzeugen, dass alles in Ordnung war. Als er zufrieden gestellt war, stieg er wieder aus und der Polizist gab ihm die Autoschlüssel. Micke sah Sibylla angewidert an.
«Du hast ja nicht alle Tassen im Schrank, Mensch!»
Sie spürte, wie die Polizisten sie rechts und links am Arm nahmen und zu einem Streifenwagen führten. Die Hand auf ihrem Kopf, ließen sie sie auf dem Rücksitz Platz nehmen. Der eine setzte sich neben sie und der andere auf den Fahrersitz.
Niemand von ihnen sagte noch etwas.
«Sibylla Forsenström? Heißt du so?»
Warum roch es in dem Zimmer so komisch?
«Warum hast du das Auto genommen?»
Wenn das nun Gas war?
«Hast du einen Führerschein?»
Warum waren da hinten Risse in der Wand?
«Kannst du sprechen?»
Der Mann auf der anderen Seite des Tisches seufzte und begann in irgendwelchen Papieren zu blättern. Vier schwarz gekleidete Männer entstiegen der Wand und sahen sie an.
«Wir können in unseren Unterlagen nichts über dich finden. Hast du das zum ersten Mal getan?»
Die schwarz gekleideten Männer kamen näher. Einer von ihnen hielt einen glühenden Steckschlüssel in der Hand.
«Wir werden mit dem Sozialdienst Kontakt aufnehmen, aber als Erstes rufen wir deine Eltern an, damit sie dich abholen können.»
Sie würden sie auseinander schrauben. Die Teile entnehmen und sie für bessere Modelle verwenden. Der Mann mit dem Steckschlüssel bewegte den Mund, sie konnte aber nicht verstehen, was er sagte.
Sie sah den Mann hinter dem Schreibtisch an. Er hatte kein Gesicht mehr.
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