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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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wenn du nicht nach Hause kommst?»
    «Ach!»
    Plötzlich wurde sie unruhig. Er hatte ihnen doch hoffentlich nichts von seinen Plänen erzählt?
    «Wissen sie, dass du hier bist?»
    Er sah sie mit einem Bist-du-nicht-ganz-bei-Sinnen-Blick an.
    « Mein Vater fährt die ganze Nacht Taxi und meine Mutter ist zu einem Kurs.»
    «Weiß sonst jemand, dass du hier bist?»
    Er seufzte.
    «Mann, was bist du unruhig! Nein, niemand.»
    Du wärst auch unruhig, wenn du wüsstest, dass du die Nacht mit einer gesuchten Ritualmörderin auf demselben Dachboden verbringen wirst.
    «Okay. Willkommen!»
    Er ließ sich nicht lange bitten. Sah sich sofort nach einem geeigneten Platz um, wo er seine Sachen ausbreiten konnte, und entschied sich schnell für das Podest unter der Uhr. Sie beobachtete ihn, als er eifrig auspackte und sich seinen Schlafplatz zurechtmachte. Ihrerseits zog sie ihre Isomatte auf die andere Seite des Schornsteins, sodass sie sich von ihren Nachtlagern aus sehen konnten. Als er fertig war, betrachtete er voller Begeisterung sein Werk, setzte sich und sah sie erwartungsvoll an.
    «Hast du Hunger?»
    Und wie! Weiße Bohnen schmeckten auf die Dauer nicht besonders.
    «Wenn du so viel hast, dass es reicht.»
    Er riss die Grilltüte auf und legte sie vor sich auf den Fußboden. Dann zauberte er aus dem Rucksack Kartoffelsalat, eine Tüte Chips und zwei Dosen Coca-Cola hervor.
    «Bitte schön!»
    Welch ein Fest! Sie setzte sich zu ihm. Er schien genauso hungrig zu sein wie sie und sie aßen schweigend. Die Spareribs wurden sorgfältig abgenagt, bevor sie sie neben die noch nicht gegessenen auf die Grilltüte zurücklegten. Als die beiden Häufchen allmählich gleich groß waren, war Sibylla so pappsatt, dass sie sich zurücklehnen musste.
    «Bist du schon satt?», platzte er verwundert heraus. «Wo ich doch extra viel gekauft habe!»
    «Ja, das sehe ich. Wir können sie für morgen aufheben.»
    Er warf einen Blick auf ihren Bauch.
    «Dein Magen ist vielleicht schon geschrumpft», sagte er mit vollem Mund. « Das passiert, wenn man gewohnt ist, wenig zu essen.»
    Ja. Womöglich stimmte das. Sein Magen war davon eindeutig nicht betroffen, denn er machte sich über ein weiteres Sparerib her. Er war bis über die Wangen mit Grillöl verschmiert.
    «Mann, das klebt vielleicht. Wo wäscht man sich hier?»
    Sibylla zuckte die Schultern.
    «Ja, an so was muss man sich unter anderem gewöhnen, wenn man obdachlos ist. Fließendes Wasser ist ein Luxusartikel.»
    Er saß da und betrachtete seine verschmierten Hände und schaute dann die ihren an. Sie hielt sie vor ihm in die Höhe, damit er sie besser sehen konnte. Sie hatte die Spareribs lediglich mit Daumen und Zeigefinger angefasst. Geschwind leckte er seine Finger ab und wischte damit über die Hosenbeine.
    Dann sah er sich um.
    «Aha. Und jetzt?»
    «Was meinst du?»
    «Nun, man kann doch nicht nur rumsitzen? Was machst du denn immer so?»
    Dieser kleine Mensch in dem beinahe ausgewachsenen Körper hatte von nichts Ahnung.
    «Was machst du denn selber? Wenn du nicht gerade auf einem Dachboden obdachlos spielst?»
    «Ich sitze meistens am Computer.»
    Sie nickte und trank einen Schluck Cola.
    «Nun, das wird schwierig werden, wenn du mal kein Dach mehr überm Kopf hast.»
    Er grinste.
    «Vielleicht peil ich doch lieber einen Job beim Fernsehen an.»
    Sie ging zu ihrer Isomatte, legte sich hin und deckte sich mit dem Schlafsack zu. Die Hände steckte sie in die Achselhöhlen, um sie zu wärmen. Sie wandte den Kopf und sah verstohlen zu ihm hinüber.
    Ihm war jetzt schon langweilig. Das war nicht zu übersehen. In Ermangelung einer anderen Beschäftigung begann er die Reste ihres Mahls wegzuräumen.
    Auf der Uhr hinter ihm war es zehn nach sechs.
    Nachdem er die Essensreste beseitigt und einen Schlafsack aus seinem Rucksack gezogen hatte, folgte er ihrem Beispiel. Es war ein billiger Schlafsack, und Sibylla war gleich klar, dass er in der Nacht frieren würde. Das war gut so. Dann würde er sie in Zukunft vielleicht in Ruhe lassen. Jetzt lag er da, die Arme unterm Kopf, und starrte an die Decke.
    «Warum bist du obdachlos geworden? Hast du nie irgendwo gewohnt?»
    Sie seufzte.
    «Doch.»
    «Wo denn?» «In Smäland.»
    «Warum bist du von dort weggezogen?» «Das ist eine lange Geschichte.» Er wandte den Kopf und sah sie an.
    «Ach ja, aber ich höre gern zu. Wir haben schließlich so was wie keinen Mangel an Zeit.»
    Hinterher hatten sie ihr in die Dusche geholfen, und dann wurde

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