Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Er erfuhr aus den Wortfetzen der Anka’an-Speermeister, ihren Anführern und den ihnen folgenden Eingeborenen, daß die Jagdbeute weder der Sklavenhund – einige der Dörfler brummten unwillig, weil sie nicht Zeit und Energie darauf verwandten, das Monster zu jagen, das ihnen soviel Vieh geraubt hatte – noch die vier aus Rahnalor Entkommenen waren.
    „Andernfalls“, meinte er, „hätte ich die Große Schlucht auf einem anderen Weg verlassen und mich zurück zum Stützpunkt aufgemacht, um dort ein Schiff für uns hinein zu dirigieren. Wir haben unsere Arbeit hier getan. Wir wissen, daß es Kirgon gibt, und wir wissen auch von weißen Sauriern, und wenn der Protektionsrat diese Geschichte erfährt, kann er alle Anflüge auf Belsar überwachen und sie stoppen, wer immer es auch sein mag. Allerdings ist mir der Gedanke nicht angenehm, daß die protosaurische Rasse so gewalttätige Piraten hervorbringen kann. Aber als ich das hörte, merkte ich, daß es wahrscheinlich ein Überlebender des Bundes-Stützpunktes war, der sich hier irgendwo versteckt hält.“
    Rianna fragte: „Wie kamst du darauf, daß es ein Überlebender des Stützpunktes sein könnte?“
    „Weil“, antwortete Dravash, „ich einen Bogen gesehen habe – einen ziemlich groben. Kein Eingeborener hätte ihn benutzt. Und nachdem ich den verwüsteten Kirgon-Stützpunkt gesehen hatte, wußte ich auch, daß Wesen, die das getan haben, auch keine Skrupel haben würden, mit effektiveren Waffen als Pfeil und Bogen zu jagen. Die Leute vom Stützpunkt kannten dieses Tabu, aber wenn der letzte Überlebende kurz vor dem Verhungern stand, war er wahrscheinlich nicht mehr so vorsichtig, sich an diese Einschränkung zu halten.“
    Dane war sich nicht so sicher. Das gleiche mochte auch für irgendeinen eingeborenen Kriminellen gelten, den man aus seinem Dorf vertrieben hatte. „Aber wenn es ein Überlebender des Stützpunktes ist“, fragte er, „und er sich vor dem gesamten Anka’an-Orden verstecken konnte, wie kommst du dann darauf, daß wir ihn finden könnten?“
    „Dank unserer Kehlscheiben“, sagte Dravash. „Wenn wir in seine Reichweite kommen, wird er die Vibrationen von unseren Translatorscheiben auffangen, und er wird wissen, daß wir ihm nichts zuleide tun werden.“
    „Das ist ein viel größeres Wenn als mir lieb ist“, begann Dane, doch plötzlich zischte etwas in der Luft, und zitternd blieb ein Pfeil im Boden neben Dane stecken.
    Sein Herz tat einen Sprung. Das Schwert reflektierte das Sonnenlicht, als er es zückte. Plötzlich vibrierte die Scheibe in seiner Kehle – in merkwürdiger Sprache: „Kommt doch, ihr schmierigen Untermenschen. Auch dieses Mal werdet ihr mich nicht schnappen!“
    Ein zweites Zischen durchfuhr die Luft, und Danes gesunde Hand zuckte plötzlich hoch in Abwehr. Der Pfeil prallte von der erhobenen Klinge ab und fiel zu Boden.
    „Warte!“ rief Rianna. „Wir sind vom Galaktischen Bund! Wir sind Freunde!“ Sie spähte durch das dichte Unterholz des Dschungels und sah eine menschliche Gestalt auf sie zuschleichen. Dane dachte verwirrt: Ein Mensch. Ich hatte gedacht, das Personal vom Stützpunkt habe nur aus Sh’fejj bestanden …
    Der Mensch hielt sich im Schatten des Waldes, doch Dane sah, daß er den Bogen noch halb im Anschlag hielt.
    „Ich habe keine Freunde beim Bund“, spottete die Stimme. „So habt ihr es also schließlich bis zu dem Misthaufen geschafft!“ Der Bogen hob sich. „Wart ihr das, die … dies hier verursacht habt?“ Eine begleitende Geste wies auf die Zerstörung des Kirgon-Stützpunktes um sie herum.
    „Nein“, antwortete Dravash. „Damit hätten wir nichts zu tun. Wir haben es gerade erst entdeckt. Warum kommst du nicht heraus und redest mit uns?“
    „Wo ist euer Schiff?“ fragte die Stimme aus der Deckung.
    „In der Kreisbahn“, antwortete Dravash. „Komm raus, damit wir dich sehen und mit dir reden können.“
    Rianna flüsterte: „Ein Kirgon.“
    Der Mann im Schatten zögerte und kam dann mit gesenktem Bogen aus den Schatten auf sie zu. Die Helle seiner Gestalt beruhte nach Danes Meinung auf einem enganliegenden silbrigen Anzug, der Dane an frühe Raumfahrtanzüge erinnerte. Auch sein Haar war silbrig, und die Haut wirkte im Schatten fahl, mit einem leichten grauen Schimmer, der Dane irgendwie an eine Photographie erinnerte.
    Er trat ins volle Sonnenlicht – und plötzlich strahlten Gesicht und Hände perlweiß, so schön wie bei einem Engel mit Heiligenschein.

Weitere Kostenlose Bücher