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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Prismatische Schimmer wellten sich über die hohen Wangenknochen, und die Augen wurden zu Spiegeln, aus denen die Sonne grell blitzte. Das Haar war unsichtbar geworden, eine Reflektion, die den hellen Sonnenschein abstrahlte.
    Er trug eine Art engen Overall aus grauem Leder, der mit Pelz besetzt war. Dane fragte sich, wie er so die Hitze aushalten konnte. Um die Hüfte hing ein schwarzer Gürtel mit Metallknöpfen, an dem Scheiden für zwei Schwerter sowie ein leeres Halfter, das einst wohl eine pistolenartige Waffe gehalten hatte, hingen. Der Bogen war neu, offensichtlich aus hiesigem Material gefertigt.
    „Du hast also den Stützpunkt des Bundes auf diesem Planeten nicht gekannt?“ fragte Dravash, und Dane, der seinen Gedanken folgte, wußte, der ungesprochene Teil des Satzes lautete in etwa: Ihr habt ihn also nicht gefunden. Wenn deine Leute ihn aufgespürt hätten, sähe er wohl jetzt genauso aus wie dieser hier . Dravash zeigte in Richtung auf die Zerstörung.
    „Wie ist das geschehen?“
    Die blitzenden Augen wirkten wie silberne Spiegel und ohne Ausdruck, doch Dane sah, wie sich die Lippen bewegten, und erwartete Spott, als der Kirgon fragte: „Was wollt ihr denn wissen?“
    „Meine Vorgesetzten in der Umlaufbahn haben mich beauftragt, diese Sache zu untersuchen“, sagte Dravash ruhig. „Belsar ist eine friedliche Welt und steht unter dem Schutz des Bundes.“
    „Wenn ich euch erzähle, was passiert ist – werdet ihr mich dann hier aus dieser Einsamkeit aus Felsen und Dschungel wegbringen und mich heimschicken?“
    „Ich kann dir versprechen, dich von diesem Planeten fortzubringen“, sagte Dravash. „Aber ich habe keine Befugnis, mehr zu versprechen. Die letztendliche Entscheidung wird beim Protektionsrat liegen.“
    Wieder sah Dane seine Lippen zucken, war jedoch absolut verdutzt durch die leeren, metallischen Spiegel seiner Augen. Ein Lächeln? Eine Andeutung von Spott?
    „Der Transport weg von dieser höllisch kalten Welt würde schon reichen“, antwortete der Kirgon, und Dane, der unter den Strahlen Belsars fast dahinschmolz, starrte ihn entsetzt an. „Anschließend wird es wohl … eine Angelegenheit für die Diplomatie werden.“
    Er hat noch einen Trumpf im Ärmel, dachte Dane. Er hat zu schnell nachgegeben. Ich hoffe nicht, daß Dravash denkt, er habe sich uns ergeben!
    Joda, der den Kirgon, seit er aus dem Wald getreten war, in blankem Entsetzen angestarrt hatte, zupfte nun Rianna am Ärmel, und Dane hörte ihn etwas flüstern.
    „Warum steht der Edle hier herum und verhandelt mit diesem … diesem Speerwerfer?“ Ablehnung und Ekel standen in seinen Augen. Der Junge hatte natürlich nicht die Unterhaltung mittels der Translatorscheiben mitbekommen. „Das ist … wirklich ein Sternendämon! Sieh dir seine Haut an … die Augen … das Haar!“
    Rianna antwortete leise, ernsthaft und sachlich, und Dane fiel ein, daß auch der Kirgon eine Kehlscheibe trug und sie hören konnte.
    „Seine Leute kommen von einer sehr heißen Welt, die um einen blauweißen Stern kreist. Mit einer Haut wie deiner oder meiner würde er sofort verbrannt. So hat diese Rasse eine andere Haut entwickelt, das ist alles. Er wechselt die Farbe, weil sich die Haut dem Licht anpaßt; im Schatten wird sie dunkler, um Hitze zu absorbieren, und in der Sonne reflektiert sie alles Licht. Das ist wirklich alles.“
    „Er ist böse“, sagte Joda mit tiefster Überzeugung. „Er hätte uns alle aus dem Schatten heraus getötet! Warum redet Dravash mit ihm?“
    „Er holt Informationen, die wir brauchen“, gab Rianna ruhig zurück. Der Kirgon hatte inzwischen gemerkt, daß Joda keine Übersetzungsscheibe hatte, und beobachtete ihn durch die scheinbar blinden Augen.
    „Ein Eingeborener? Ich sehe, ihr seid auch nicht ganz und gar ablehnend, wenn es darum geht, euch ein Souvenir mitzunehmen, für das ihr später einen guten Preis erzielen könnt!“
    „Er ist kein Sklave“, gab Rianna zurück.
    „Oh, ein Weibchen!“ Das Auge des Kirgon blitzte in Riannas Richtung. „Ist er dein Spielzeug?“
    „Kümmert Euch nicht darum!“ Dravashs Stimme klang tief und ruhig. Wieder dachte Dane an den norwegischen Skipper, mit dem er vor Jahren einmal gesegelt war. Der wurde nur selten wütend, aber wenn er mal die Stimme hob – selbst wenn er nur sagte: „Leinen los!“ –, konnte man ihn trotz eines Sechzig-Knoten-Sturms hören. „Erzähl deine Geschichte. Wer hat den Stützpunkt zerstört?“
    Zum ersten Mal klang die Stimme

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