Die Flüchtlinge des roten Mondes
vergleichsweise unbedeutend.
Meister Rhomda bewegte sich, und Dane spürte, wie ihn Erleichterung überfiel. Er rannte auf den Speermeister zu, um ihm zu helfen, sich am Felsen aufzurichten. Rhomda sah zu Joda, der vor Rianna saß. Er grub die Zähne in die Lippen, während sie die riesige Wunde verband.
„Du hast mir das Leben gerettet, Junge“, sagte er mit schwachem Lächeln, „aber du hast deinen Speer entehrt.“
Joda starrte ihn trotzig an. Tränen rannen ihm vor Schmerz über das Gesicht. Er sagte – offensichtlich ein Zitat: „Die Ehre des Zabav ist die Ehre seiner … Lady“, fügte er hinzu, „und ich habe ein umfassenderes Gesetz als deines kennengelernt. Ich werde nie wieder denken, es sei eine Unehre, einem Freund im Kampf gegen einen unehrenhaften Feind das Leben zu retten.“
Dravash wühlte in seinem Beutel nach dem Medizinkästchen für seine und Arataks Verletzungen. Während sie einander gegenseitig die großen Wunden verbanden und versorgten, sank Belsar tief an den Horizont. Die Strahlen bemalten den leuchtenden Himmel über ihnen mit unglaublichen Farben. Rhomda sagte: „Ich vermute, es ist meine Pflicht, euch davon zu informieren, daß ihr alle meine Gefangenen seid. Und zumindest Ihr, Thrava’ash, werdet es schwierig finden fortzulaufen. Nicht unmöglich, gewiß, aber schwierig.“
„Sicher, Speermeister“, brummte Aratak, „kann Eure Pflicht nicht von Euch verlangen, weitere Anstrengungen in dieser Richtung zu unternehmen. Eure Mühe war ohnehin bereits übermenschlich. Außerdem …“ – er blickte mitleidig auf den Verwundeten herab – „… seid Ihr ernsthaft verwundet, und wie immer auch Eure Pflichtauffassung ist … kann Euch niemand vorwerfen, wenn ihr … äh … es unmöglich findet, uns an der Flucht zu hindern. Bedauerlicherweise fürchte ich, daß Ihr unser Gefangener seid, wenn wir es auch vorziehen würden, Euch nicht als solchen zu betrachten, sondern eher als einen Freund, dessen Eifer unglücklicherweise in die falsche Richtung führte.“
Rhomda schüttelte den Kopf und seufzte. Er sagte: „Ehrlich gesagt, habe ich nur das Zeugnis des Heilkundigen aus Rahnalor, daß ihr keine Reisenden aus Raife sein könnt, wie ihr vorgebt. Und diese beiden Leichen stellen ein machtvolles Argument dafür dar, daß ich meinen Auftrag beendet habe, und ich kann die Jagd auf die Sternendämonen für beendet erklären.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber nein. Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Ich habe euch beide mit diesem … diesem Wesen reden hören, in einer Sprache, wie man sie weder in Raife spricht noch an irgendeinem anderen Ort dieser Welt. Und der Schluß liegt nahe, daß auch ihr … Sternendämonen seid …“
„Wie kommt Ihr darauf, daß Dämonen nur von den Sternen kommen können?“ fragte Joda herausfordernd. Rianna hatte seine Wunde verbunden. Er war bleich, und der Arm hing in einer provisorischen Schlinge, doch er kaute einen Streifen getrockneten Harlikfleisches, schnitt weitere für Dane und Rianna sowie ein größeres für Meister Rhomda ab, das er ihm entgegenstreckte. „Jawohl, sie sind Dämonen – und schlimmer, von den Sternen. Aber auch in Rahnalor gibt es böse Leute, Kriminelle, ja sogar in meinem Dorf gibt es sie, und es gibt auch böse Erste Wesen. Vielleicht gibt es in Eurem edlen Gesegneten Reich auch den einen oder anderen Dämonen, und der Himmel enthält dafür den einen oder anderen Heiligen.“
Rhomda nahm das Stück Trockenfleisch entgegen und sagte sanft: „Das sind keine Themen für ein Kind, Junge. Überlaß das doch den Älteren.“
„Ich bin kein Kind“, gab Joda wütend zurück. „Ich bin Joda, der Granth-Töter, und ich trage den Zahn eines Granths. Ich bin klug genug, um zu wissen, daß meine Lady, ihre Begleitung und der Ältere von den Sternen gut sind! Wenn Ihr auch die blaue Robe tragt, der zu gehorchen ich gelernt habe, wißt Ihr doch nichts von diesen Leuten, während ich mit ihnen seit mehr als einem Mond umherziehe. Ihr seid es, der hier ignorant ist, und Ihr solltet die Sache denen überlassen, die wissen, über was sie reden!“ Er schluckte schwer und sagte dann: „Ich will nicht grob zu Euch sein, Speermeister, Ihr seid freundlich zu mir gewesen, seit ich ein feiges Kind war und von meinem Vater geschlagen wurde, aber ich kenne diese Leute und Ihr nicht, und Ihr wart es, der mir zuerst erzählt hat, daß nur Dummköpfe über Dinge reden, von denen sie nichts verstehen.“
„Das Göttliche Ei hat
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