Die Flüchtlinge des roten Mondes
müssen die Blutung stoppen …“ Seine Stimme zitterte. Und seine Hände zitterten ebenfalls. Rhomda wollte erneut mit dem Speer nach ihm stoßen, doch Dane fing ihn mit den Händen ab und entwand ihn ihm, wobei er die verletzte Linke unter Schmerzen einsetzte. Er schleuderte ihn außer Reichweite und legte dann die Arme stützend um Rhomdas Schultern.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Hört sich albern an, aber es stimmt. Ich wollte nicht gegen Euch kämpfen. Ich wollte Euch nicht töten – Euch auch nicht weh tun. Ich bin nicht Euer Feind, Rhomda.“
Schmerz, Panik und Wut kämpfen kurz in Rhomdas dunkler Miene. Dann holte er tief Luft, hielt den Atem an und versuchte, sein Keuchen zu unterdrücken. Dann sah Dane, wie sich Ruhe und stoische Resignation über das Gesicht legten. Rhomda protestierte nicht, als Rianna neben ihm niederkniete und die Wunde zu säubern und das Blut zu stoppen begann. Aratak stand daneben und hielt vorsichtig Rhomdas Speer.
Der Kirgon trat hinter sie. Er glühte in den Strahlen der untergehenden Sonne.
„Laßt ihn in Ruhe“, schnaubte er durch Danes Kehlscheibe. „Mein Freund wird sich seiner schon annehmen.“
„Nein!“ Dane riß den Kopf hoch und sagte langsam in Kharam: „Ich selber werde ihn in Sicherheit bringen.“
Sonnenlicht drang ihm in die Augen. Der Kirgon hatte sich bewußt so hingestellt, damit sie direkt in die Sonne blicken mußten, wenn sie ihn ansahen, und er flammte und glühte, als sei er aus geschmolzenem Metall.
„Ich hatte die blauen Tothäute lange genug auf den Fersen. Ich dulde es nicht, von Sklaven belästigt zu werden. Laßt ihn in Ruhe!“ befahl der Kirgon.
Dane fühlte, wie Rhomdas Körper in seinen Armen schlaff wurde. Erschöpfung, Schock und Entsetzen hatten schließlich doch die letzten eisernen Reserven aus dem Speermeister herausgepumpt. Vielleicht wäre es gnädiger gewesen, ihn zu töten. Ihm den gleichen, raschen, gnädigen Tod gegeben zu haben, den er mir angeboten hatte.
„Du hast uns hier überhaupt keine Befehle zu erteilen, Kirgon!“ schnaubte Dravash. „Mit dir sind wir fertig. Was wir tun, geht dich überhaupt nichts an.“ Sein Kopf deutete zum Pfad. „Geh, wohin es dir beliebt; wir haben nichts damit zu tun. Du hast unser Abkommen verletzt – und wir überlassen dich den Eingeborenen, und wenn sie dich lange genug am Leben lassen, dem Protektionsrat, wenn sie herkommen, um die Untersuchungen durchzuführen.“
Dane ließ den verkrüppelten Speermeister auf den Boden sinken und stand langsam, die Hand am Schwert, auf. Der Kirgon warf den Kopf zurück und lachte, ein klirrender Ton, grell wie die oszillierenden Flammen seines Haares.
„ Du bedrohst mich, Sh’fejj? Ihr dummen Untermenschen! Glaubt ihr wirklich, ich würde mich herablassen, mit euch ein Abkommen zu schließen? Ihr seid von Anbeginn an meine Gefangenen gewesen, und ihr wart zu dumm, es zu bemerken! Blöde Sklaven!“ Er machte eine drohende Geste gegenüber Dravash. „Hol die Landefähre runter, wenn du weiterleben willst. Du wirst es sein, der der Gnade der Eingeborenen überlassen wird – wenn ihr schnell seid und mich nicht weiter provoziert!“
Dravashs Stimme klang ruhig, beherrscht und sachlich.
„Was würde dir denn eine Landefähre nützen? Sie kann nicht einmal dieses System verlassen.“
„Nein“, antwortete der Kirgon, „aber sie wird eine Kommunikationsanlage haben, und wenn ich einmal von diesem infernalischen Planeten herunter bin, kann ich ein Notsignal nach Hause schicken. Mein Freund und ich können in der Kreisbahn warten und es warm haben, solange wir auf ein Schiff warten, ohne daß uns die Tothäute verfolgen. Man wird ein Kriegsschiff schicken, das uns abholt, und wir können uns noch rasch eine Ladung Sklaven schnappen und ein Loch in diesen Planeten schießen, damit man sich an uns erinnert – außerdem, unser Schiff liegt dort startbereit. Und jetzt sag deinen Vorgesetzten, sie sollen eine Fähre schicken, ehe ich die Geduld verliere. Da unten in der Schlucht ist genug Landefläche. Rasch!“
Langsam machte Dravash eine ablehnende Geste.
„Nein. Keine Landefähre wird kommen, ehe du dich nicht in angemessener Entfernung befindest. Weitsprecher hat dich und deinen Freund nun im Visier. Es hat keinen Zweck.“
„Dann“, meinte der Kirgon sanft, „wirst du das Vergnügen haben, meinen Freund beim Verzehr deiner Genossen zu beobachten, einen nach dem anderen. Er hat heute hart für uns gearbeitet, ohne bisher
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