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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Euren Händen, Speermeister. Und ich befehle Euch, die Verantwortung …“ Er brach ab und schluckte herunter, was immer auch er sagen wollte, doch eine Sekunde lang sah Dane, wie ein schreckliches Flehen das alte, zornige Gesicht weich machte. Dann wusch die Wut es fort. Wut und dummer Stolz. „Kümmert Euch um die Ehrwürdige Mutter und ihre Ehrengäste, und sorgt dafür, daß die Männer nicht in Panik geraten!“ Seine Augen spritzten Gift über seinen Sohn, er wandte das Khostli und rief seine Männer zu sich. Hufe hämmerten über die Steinstraße.
    Joda hielt den Kopf gesenkt und starrte trotzig auf die Steine. Meister Rhomda berührte ihn sanft am Arm.
    „Joda, dein Vater …“ begann er, zuckte aber dann die Achseln. „Dafür haben wir nun keine Zeit, Junge. Kommt!“ Der knappe Befehl schloß sowohl Dane als auch Rianna mit ein. Immerhin akzeptiert er sie, wenn ich auch keine anderen kämpfenden Frauen in dieser Karawane sehe! Rhomda sprach zu den Männern, die sich in einer langen Reihe aufgestellt hatten, und schickte Joda fort, mit den anderen zu reden. Nach wenigen Augenblicken begannen die Ganjir-Glocken leise zu klingeln, als sich die lange Reihe der Tiere in Bewegung setzte. Sie schwankten unter der schweren Last der Bündel und Packen.
    Lauft in eine Falle und tut so, als wüßtet ihr von nichts. Dane versuchte zu pfeifen, doch sein Mund war zu trocken. Er befeuchtete die Lippen und versuchte es noch einmal. Ein paar Augenblicke später lachte er und merkte, daß er die ‚Petersburger Schlittenfahrt’ pfiff.
    Er rollte die Schultern und versuchte, sie zu lockern. Er dachte an die kurzen, tückischen Klingen, die diese Menschen trugen, und fragte sich, wie sie sie wohl einsetzten. Dravash hatte Dane alles gezeigt, an was er sich erinnerte, aber er konnte Dane nichts über die Feinheiten einer ganzen Welt mit unterschiedlichen Stilen und Waffenschulen verraten, der er gegenüberstehen würde.
    Er erinnerte sich an die Erzählungen von Freunden, die sich in Mittelamerika niedergelassen hatten, wonach die Mayas niemals den Versuch unternahmen, Fliegen totzuschlagen. Sie zerteilten sie einfach mit ihren Macheten in der Luft.
    Nun, Fliegen gab es hier genug, und er hatte noch nicht gesehen, daß einer dieser Burschen sie mit einer Machete tötete.
    Durch das Glockengeklingel hindurch hörte Dane Riannas Stimme an seiner Seite. Sie sprach rasch und leise.
    „Glaubst du, der Plan wird klappen?“
    „Wäre gut“, antwortete er kurz und unwillig. Er wollte nicht reden. Sie spürte es, lächelte ihm kurz zu und wandte sich ab.
    Ein langer Schatten erstreckte sich neben dem seinen auf dem Boden. Er blickte auf und sah Aratak neben sich hergehen. Beide sagten kein Wort, doch alle drei schien ein tröstender Strom zu durchziehen. Sie waren wieder zusammen …
    „Macht euch bereit!“ Rhomdas Warnung lief die Reihe entlang. Die Ganjir spürten das Unbehagen ihrer Treiber, und die Glocken klangen heftiger, als die Tiere sich schüttelten oder sich gegen die Leitseile wehrten.
    Jodas Finger glitten nervös über die helle, vorstehende Narbe. Ein weißer Hieb auf seiner schwarzen Haut. Er biß die Zähne aufeinander.
    „Wie bist du daran gekommen?“ fragte Rianna plötzlich. Der Junge blickte sie mit blanker Wut an.
    „Was glaubst du denn?“ knurrte er sie an. „Ich habe mir das Haar gekämmt, und der Kamm hat mich gebissen!“
    Empfindlicher Knabe, dachte Dane und wandte den Blick ab. Aber stolz ist er auf die Narbe nicht. Einige Jungen in seinem Alter wären das sehr wohl in einer solchen Kultur. Ich frage mich, wie er sie sich zugezogen hat.
    Dann riß wildes Geschrei aus dein Dschungel den Gedanken fort und zerrte an seinen Nerven. Das Gebüsch knackte, als Männer mit Speeren und Macheten schrill schreiend aus dem dichten Unterholz hervorbrachen.
    Rhomda brüllte irgend etwas und rannte auf die Banditen zu. Joda rannte mit entschlossenem und wütenden Gesicht hinter ihm her.
    Macheten zischten aus ihren Scheiden. Speerspitzen glitzerten in der Sonne, als die Treiber ihre Ganjir stehenließen und sich rasch in einer Verteidigungslinie aufstellten.
    Auch Dane rannte los, hatte das Schwert aber noch nicht gezückt. Er sah, wie ein halbes Dutzend Männer auf den blaugekleideten Speermeister zustürzten, sah Rhomdas Lanze gegen einen Körper zucken, dann zur Seite schlagen, wobei er die anderen Speere abwehrte, und wieder zustechen.
    Ein Mann mit einem Schwert rannte auf Joda zu. Die kurze Klinge

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