Die Flüchtlinge des roten Mondes
wirbelte in seiner Hand. Der Junge zögerte, hielt seinen Speer vor sich hin und versuchte, den Angreifer aufzuhalten. Die Klinge glitzerte hell. Silbern zuckte es auf. Der Speer traf, doch die kurze Klinge hieb den Schaft kurz vor der Spitze ab, und der Junge wich zurück und versuchte, mit dem geköpften Speer weiterzukämpfen.
Rhomda, der vergeblich versuchte, sich seiner Angreifer zu entledigen, stieß mit dem Speerschaft die eine Klinge beiseite und trieb die Spitze mit einem tänzelnden Schritt zur Seite in Fleisch, zog sie wieder heraus, wirbelte herum und hieb durch die Luft, um den Schlag von hinten abzuwehren.
Ein Speer zielte auf Danes Kehle. Er sprang zur Seite, und die Spitze sauste vorbei. Das Samuraischwert fuhr zischend aus der Scheide, und seine Spitze zog unter dem Ohr des Banditen eine blutrote Linie. Aus der Arterie schoß Blut, und der Leichnam sank zu Boden und vergrub den Speer unter sich.
Danes Linke vereinte sich nun am Schwertknauf mit der rechten Hand, und hinter sich sah er Riannas Speer zustoßen. Als sie sich bückte, um den Speer aus dem Körper des Gegners herauszuziehen, sah er, wie Aratak weit ausholte und drei Banditen enthauptet zu seinen Füßen niedersanken. Überall um sie herum schrien die Menschen und starben.
Flüchtig nahm er Rhomdas blaue Tunika wahr, sah, wie Joda zurückstolperte und unbeholfen eine Lanze abwehrte, was ihm mit der Klinge seiner Machete jedoch gelang. Dann kämpfte Dane um sein Leben, als sich eine Schneide auf sein Gesicht zu bewegte. Sein Schwert zuckte hoch, hieb sie beiseite und schnellte wieder herab, um ihr blutiges Geschäft zu erledigen. Darauf zerrte er es frei und warf es mit aller Kraft gegen einen Speerschaft, der auf seine Brust zielte. Er machte einen Ausfall an der Speerspitze vorbei und schlug kurz und heftig zu, durchtrennte etwas, und begrub die Spitze in dem Körper des Banditen.
Dessen Schrei verwandelte sich in ersticktes Gurgeln.
Als er zurücksprang und seine Klinge aus dem Körper des Angreifers zog, sah er Joda zurückstolpern. Er hörte ihn schreien und sah, wie Blut aus einem Loch in dem weißen Umhang, in dem etwas aufblitzte, schoß. Schreiend brach der Junge zusammen. Sein Schwert wirbelte nutzlos durch die Luft. Der Bandit hob das Schwert zum Todesstreich, doch Rianna, der das leuchtendblaue Halstuch herabgeglitten war, sprang dazwischen und bohrte ihre Lanze in die Brust des Mannes. Seine Augen quollen hervor, als er sie über die Klinge hinweg anstarrte. Blut tröpfelte aus seinem Mund, und er fiel über Joda zu Boden.
Dann war Dane an Riannas Seite, und sein Schwert wehrte eine Lanze ab, die auf sie zielte. Sie befreite ihren Speer und tötete den Angreifer. Eine kleine Gruppe der Banditen wich vor Arataks Riesengestalt zurück – und zögerte, als Hufschläge den Schlachtlärm übertönten.
Reiter auf Khostlis brachen laut rufend aus dem Buschwerk. Die Banditen hielten inne, gerieten in Panik und liefen davon. Braune und schwarze Khostlis verfolgten sie. Mit Triumphgeschrei rannten die Ganjir-Treiber hinter ihnen her. Rianna ließ den Speer fallen und begann den Leichnam des Banditen von Jodas Körper zu ziehen. Aratak bückte sich, hob ihn auf und warf den Toten ins Gebüsch.
Dann sprang ein weinrotes Khostli herbei. Der grauhaarige Wagenmeister sprang herab und lief auf sie zu. Joda stöhnte, setzte sich auf und umklammerte seine blutende Schulter. Rianna zog das auf die Schultern herabgefallene Halstuch ab, wickelte es zusammen und drückte das Bündel fest gegen Jodas blutenden Rücken.
Das Gesicht des alten Mannes, verzerrt aus Sorge und Entsetzen, verzog sich voller Wut und Verachtung.
„Wir haben genug Heilkundige, Felishtara“, spottete er. „Ihr braucht Euch nicht um diesen Waschlappen zu kümmern!“ Wütend starrte er seinen Sohn an. „Schon wieder verwundet also! Und dieses Mal ohne Zweifel im Rücken!“
„Er hat sich verteidigt und gekämpft, Wagenmeister.“ Das war Rhomdas tiefe Stimme. Der Speermeister des Anka’an-Ordens wirkte so ruhig, als habe er an einem Picknick teilgenommen und nicht an einem Kampf, wenn das blaue Hemd auch blutverkrustet war. „Er ist nicht der einzige Verwundete dieses Kampfes. Und der Speerkämpferin aus Raife habt Ihr zu danken, daß Ihr einen lebendigen Sohn, dem ihr Vorwürfe machen könnt, und keinen Leichnam zu bestatten habt.“
Die Augen des Alten zogen sich zu Schlitzen zusammen. „So! Selbst eine Frau kämpft besser als du, mein Sohn!“ Der Spott
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