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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zerrte mit einer leichten Drehung an Handgelenk und Fingern, und als der Mann sich wieder erhob, stieß er einen gedämpften Schrei aus. Die Bewegung drückte gegen sein Handgelenk.
    „Ich lasse mich nicht anfassen“, sagte Rianna. Leicht drückte sie auf die Finger, rieb die Knöchel gegeneinander und dehnte die Sehnen, bis er schrie. „Ich möchte, daß das ganz klar ist. Also!“
    „Ich habe das doch nicht so gemeint!“ Er stöhnte unter den Schmerzen und wand sich. „Laß mich los! Ich tue es auch nicht wieder!“
    Einige Männer ließen ihre Ganjir wieder stehen und bewegten sich neugierig auf sie zu. Und einer murmelte nicht weit von Dane entfernt: „Die muß man zähmen. Wie ist es, sollen wir es ihr zeigen!“
    „Hm“, meinte sein Kollege, „das wäre ein Spaß. Vier oder fünf würden bestimmt mit ihr fertig.“
    Danes Hand berührte den Schwertknauf, doch er hörte die ruhige Stimme von Meister Rhomda:
    „Vier oder fünf absolute Dummköpfe. Habt ihr ihren Freund in Aktion gesehen, Dando? Den mit dem Schwert?“
    Einer der Treiber, ein untersetzter, muskulöser Mann mit einer gebrochenen Nase und Blumenkohlohren, verzog sein kaputtes Gesicht zu einer Grimasse. „Du wirst uns doch beschützen, nicht wahr, Speermeister?“
    „Ich?“ Rhomda schüttelte lächelnd den Kopf. „Mir ist meine Gesundheit lieber, als daß ich einen Dummkopf beschütze, der die Frau eines anderen belästigt. Es gibt in der Karawane genug Frauen. Warum suchst du dir auch eine aus, die sich so gut verteidigen kann?“
    Rianna hatte den tölpelhaften Treiber losgelassen. Er saß auf dem Boden und hielt sein beschädigtes Handgelenk. Sie nahm den Speer, den sie fallen lassen hatte, und ging zu den anderen. Dravash beobachtete sie mit einem in Zornesfalten gelegten Gesicht, und Dane konnte fast seine Gedanken lesen: Diese Protosimianer, schon wieder! Aratak sah ihnen mit verdutzter Sorge zu. Der Junge Joda hatte seine Augen die ganze Zeit nicht von Rianna abgewandt.
    „Folgt mir“, sagte Rhomda kurz. Die Episode war vorüber.
    Dane ging hinter dem Speermeister her. Seine Gedanken waren verwirrt von der Masse an Informationen in seinem Hirn. Speermeister. Aber alle trugen Speere, genau wie Rianna. Selbst einige der Treiber hatten Speere in das Geschirr ihrer Tiere gesteckt. Warum gab man nur dem Mann in der blauen Tunika diesen Titel?
    Rianna fing seinen Blick auf, und er fragte leise: „Alles in Ordnung. Liebling?“
    Sie nickte und lächelte. „Damit bin ich schon fertig geworden, noch ehe ich zehn war.“ Sie bedeutete ihm zu schweigen. „Still. Ich glaube, das hier ist der wirkliche Anführer der Karawane. Der Wagenmeister ist bloß der Anführer der Wachen.“
    Sie näherten sich vier Ganjir, die keine Lasten trugen, sondern an einen großen Karren mit Holzrädern angepflockt waren. Der Wagen war mit bunten, abstrakten Mustern bemalt, war muschelförmig und riesig. Dane starrte die Diener an, die sich um ihn scharten. Menschen, sicher, aber gewiß nicht von der gleichen Rasse wie Rianna oder er, anders als alle Protosimianer, die er bisher gesehen hatte. Gewiß nicht von der gleichen Rasse wie die Treiber, Rhomda oder der Junge Joda. Sie hatten kaum ein Kinn, kleine Köpfe und vorgewölbte Brauen, die Dane an Rekonstruktionen der Pithecanthropoiden von Java und Peking erinnerten. Dichte Strähnen tiefroten Haares bedeckten die Köpfe und Teile von Schultern und Rücken wie Mähnen.
    Auf der Erde hatte der Mensch im Verlauf seiner Evolution sämtliche niederen Verwandten getötet. Hier hatte die dominante Protosaurierrasse zumindest zwei verschiedene Spezies von Protosimianern erhalten.
    In dem Wagen saß zusammengerollt ein seidig schwarzer, reich gekleideter Protosaurier. Dane erkannte ihn an dem Kamm aus netzartigen Knochen auf dem Kopf als ein Weibchen und registrierte aufgrund von Rhomdas Ehrfurcht, daß es jemand Wichtiges sein mußte. Der Speermeister verbeugte sich fast bis zum Boden.
    „Edle, ich bringe hier Reisende aus Raife“, sagte er und wandte sich dann Dravash zu. „Ihr seht die Karosse der Ehrwürdigen Mutter OOa-nisha des Hauses Thefrassha aus Rahnalor.“ Mit einer weiteren tiefen Verbeugung trat er zurück und erlaubte Dravash und Aratak, sich der. Karosse zu nähern.
    „Glücklicher Zufall, Ehrwürdige“, sagte Dravash und stellte sich vor. Die Saurierdame verbeugte sich und redete Aratak als „Ehrenwerter Herr“ an, ein Titel, zu dem ihn seine Größe berechtigte. Auf ihre Einladung hin

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