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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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in seiner Stimme war scharf. Er drehte sich halb herum und verbeugte sich vor Rianna, wobei er in dem formellen Singsang offizieller Sprache redete.
    „Edle Kriegsheldin, würdet Ihr mein Haus beehren und meinen nutzlosen Sohn unter Eure Fittiche nehmen, um ihn in der Kunst der Waffen zu unterrichten, damit er unter Eurer Leitung zu einem ehrenhaften Mann wird?“
    Dane merkte, daß es spöttisch gemeint war. Noch eine Prise Salz in die Wunde des Jungen. Die erwartete Ablehnung – denn an sich hätte eine Frau für einen solchen Schwächling noch mehr Verachtung als jeder Mann übrig haben müssen – war ein weiterer Peitschenhieb für den Jungen, den er bis zum Ende seines Lebens nicht vergessen würde.
    „Gut“, antwortete Rianna ruhig. „Ich nehme an.“
    Das erschütterte den Alten. Dane sah, wie der Zorn aus dem faltigen Gesicht wegschmolz, und sein spöttisches Grinsen verschwand, als ihm Riannas Worte schockartig bewußt wurden. Plötzlich tat der Alte Dane leid, wenn der Wagenmeister auch kein Mitleid verdiente. Sicher war das Angebot und seine Annahme oder Verweigerung in dieser Kultur eine ernsthafte Angelegenheit, vielleicht das wichtigste, was jemals zwischen einem Jungen und seinem Vater geschah, und ein unpassender Spott konnte das Glück eines Hauses ernsthaft beeinträchtigen.
    „ Felishtara …?“ Die Stimme des Alten klang plötzlich flehend, zitterte, doch Riannas Worte kamen bestimmt.
    „Ich akzeptiere Euren Sohn als Pflegesohn, um ihn in der Kunst der Waffenführung zu unterrichten. Ich bin eine Fremde aus Raife. Ich beherrsche Eure Sprache nur unzureichend. Gibt es eine offizielle Erklärung dafür, daß ich dies übernehme, die ich nicht kenne? Etwas, das ich sagen muß, damit Ihr es auch akzeptiert?“
    Der alte Mann schluckte schwer und schien zurückzuweichen. Lange Minuten vergingen, während Rianna sich über die Wunde des Jungen beugte und den Alten ignorierte.
    „Gut“, meinte der Wagenmeister endlich und zwang sich, aufrecht zu stehen. „Euch wünsche ich mehr Glück, als ich hatte, Felishtara .“ Er blickte auf Joda herab, der mit geschlossenen Augen und zusammengebissenen Zähnen dalag, während Rianna sich mit der klaffenden Wunde an seiner Schulter beschäftigte. Der unterdrückte Zorn des Alten brannte durch seine Worte hindurch.
    „Hast du das gehört, Junge? Sie ist jetzt deine Herrin! Von ihr wirst du lernen, ein Mann zu sein – etwas, was ich dir nicht beibringen konnte!“ Wütend schritt er fort, doch als er sich ein wenig entfernt hatte, sackten seine Schultern herab, als trüge er eine schwere Last auf den Schultern.
    „Gut“, sagte Meister Rhomda mit zustimmendem Nicken und ging fort.
    „Sehr merkwürdig“, meinte Aratak, der still zugehört hatte. „Gehe ich recht in der Annahme, daß der Wagenmeister von diesem Kind hier …“ Er zögerte bei dem Kharam-Wort und sprach es nicht ganz korrekt aus, „… der Vater ist?“
    In Danes Kehle echote die Translatorscheibe leise und gespenstisch „ Männliche Mutter? “
    Rianna nickte. Ein riesiger Protosaurier, offensichtlich ein Arzt, trat hinzu und übernahm die Aufgabe, die Wunde zu säubern und zu behandeln.
    „Sehr, sehr merkwürdig“, wiederholte Aratak. „Darüber muß ich meditieren. Bist du sicher, daß dies klug gehandelt war, meine Liebe?“
    „Jawohl“, sagte Dane. „Warum hast du dich da eingemischt?“ Er sah auf Joda herab, der bewußtlos geworden war. „Ich gebe ja zu, auch mir hat der Junge leid getan, aber das scheint mir doch ein wenig zu weit zu gehen.“
    Rianna lächelte schwach. „Das hatte nichts damit zu tun“, sagte sie, und zwar so leise, daß man es einen Schritt weiter nicht mehr gehört hätte. „Jetzt haben wir einen eingeborenen Führer, der durch seine Ehre verpflichtet ist, mir in allen Angelegenheiten zur Seite zu stehen und das Wissen um meine Handlungen für sich zu behalten, wie merkwürdig sie ihm auch immer erscheinen mögen. Erinnerst du dich …“ Sie hielt inne und blickte sich um. Niemand stand in ihrer Nähe, dennoch vermied sie den Ausdruck in der Sprache des Bundes.
    „Erinnerst du dich, daß dies hier als heiligere und festere Verpflichtung gilt als die Stammes- und Familienbande? Selbst wenn er die Wahrheit über uns herausfindet – von mir wird er sie nicht erfahren –, wird er mit seiner Ehre verpflichtet sein, uns gegenüber loyal zu bleiben. Und ich bin sicher, er wird uns nützen.“
    Dane zuckte die Achseln. Dieser Junge konnte

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