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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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lag in Riannas Armen, zitterte und schlief schließlich ein.
     
    Bei Sonnenaufgang wurde der Himmel über ihnen fahl; ein Hauch von Rosa kroch langsam über die westliche Klippe, während der Grund der Schlucht, wo sie lagen, sich noch im Schatten befand. Dane beobachtete reglos das Licht und fragte sich, wo in diesem riesigen Tal Aratak und Dravash wohl Zuflucht gefunden hatten. Joda schlief den tiefen, halb bewußtlosen Schlaf des Jungen und hatte sich in Riannas Arm gekuschelt. Danes Mund preßte sich zusammen, als er die beiden betrachtete. Rianna bewegte sich im Schlaf, um das Gewicht des gegen sie gelehnten Jünglings besser auffangen zu können. So jung war Joda doch nicht mehr. Schließlich blickte Belsar über den östlichen Rand der Klippe und goß scharlachrotes Licht über die glasartigen Schichten der Felsen.
    Dane streckte die Hand aus und berührte Rianna an der Schulter. „Wir müssen weiter.“
    Der Grund der Schlucht war uneben und felsig, mit riesigen Massen jenes glasigen Gesteins darin, die sich aus der dicht mit schilfartigem Gras und dicken Dombüschen bewachsenen alluvialen Erde erhoben. Es war kühl so früh am Morgen, und sie hüllten sich in ihre dünnen Gewänder ein, bis gegen Mittag die Sonne den Boden des Tales erreichte. Dann legten sie die Kleidungsstücke über die Köpfe und schwitzten.
    In der sengenden Mittagshitze fühlte Dane sich schwach und schwindelig. Sein Kopf tat weh, aber er wußte, er brauchte den Schmerz nicht allzu ernstzunehmen. Doch das machte es nicht besser. Seine Gehirnerschütterung würde von selber heilen müssen. Er wollte den Kopf zwischen den Schultern behalten, ob verletzt oder nicht.
    Aus dem Boden ragten rundgewachsene Felsbrocken, abgeflachte Türme, umgedrehte Kegel, Pyramiden, flache Tischlandschaften, von glitzerndem Glas bedeckt, die auf dunklen Schieferfelsen ruhten. Rianna war fasziniert von diesen Zeichen einer vergangenen Katastrophe und deutete auf dicke Schichten Sedimentgesteins unter zusammengepreßten, homogenen Felsen. Wären sie nicht auf der Flucht gewesen, hätte sie sich gern damit beschäftigt, das wußte Dane.
    Dreimal mußten sie sich im dichten Unterholz verbergen, während Gruppen von Männern auf der Suche nach ihnen vorbeistreiften. An dem ganzen langen Nachmittag entdeckten sie keinerlei Anzeichen, wo Aratak und Dravash vielleicht vorbeigekommen sein mochten.
    Die Sonne überquerte den Canyon und kroch an der östlichen Felswand hoch. Belsar verschwand hinter der hochaufgetürmten Wand, und sie sahen sich nach einem Lagerplatz um. Ein Feuer würde ihre Position allzu deutlich verraten, wie Rianna zu bedenken gab.
    „Aber wenn wir ein Lager ohne Feuer machen, dann wäre das so, als eröffneten wir ein Gasthaus – für die Rashas“, entgegnete Joda. „Und wenn sie uns alle für Sternendämonen halten“, sagte er trotzig, „werden sie sich von unserem Feuer fernhalten.“
    „Und ein Feuer könnte Aratak und Dravash unsere Richtung weisen“, meinte Dane laut denkend, schüttelte dann aber den Kopf und wünschte, er hätte dies nicht ausgesprochen. Gott, wie sehr wünschte er sich, diese Leute hätten schon das Aspirin entwickelt!
    „Zu riskant! Ich habe den Eindruck, Meister Rhomda glaubt nicht an Sternendämonen. Er hat jedenfalls gesagt, er hielte mich nicht für einen. Und er ist direkt hinaus in die Nacht gegangen, trotz der Sterne. Den Mann möchte ich nicht noch einmal auf meiner Fährte haben.“
    Und dennoch war er paradoxerweise froh, daß er Meister Rhomda nicht hatte töten müssen …
    Rianna machte eine Handbewegung. „Vielleicht brauchen wir kein Feuer“, sagte sie. „Seht mal.“ An der hellen Felsenwand entdeckten sie hoch über einem steilen, aufragenden Felsturm den Eingang einer Höhle.
    „Ich bezweifle bei allen Teufeln, daß eine Rasha dort hinaufgelangen kann“, sagte Dane. „Los.“
    Der Felsen hatte genügend Vorsprünge, so daß auch Dane leicht hinaufklettern konnte; und Joda, der sich vorsichtig hinter ihm hertastete, half Rianna hinauf.
    Die Höhlendecke bestand, wie sie in dem letzten schwachen Licht erkennen konnten, aus festem, glasigen Stein, während der Boden aus Sandstein war, wie er sich nach Riannas Erklärung auf dem Grund flacher Seen bildete. An der Decke hingen überraschenderweise kleine Vorsprünge wie Stalaktiten, doch Rianna erzählte ihm später, daß es sich um Tropfen des glasigen Gesteins handelte, die im geschmolzenen Zustand in Hohlräume und Luftlöcher des

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