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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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man sie verwundet der ersten Jagdkatze überlassen? Oder hatten diese gemeinen Wilden Vergnügen daran gefunden, eine verwundete, sterbende Speermeisterin zu quälen, Vergnügen an dem Bewußtsein, sie schließlich doch überwältigt zu haben und ihrer Gnade ausgeliefert zu wissen? Dane spannte den Arm an. An den Gelenken bäumten sich die Muskeln auf, und die Fessel schnitt in die Haut ein.
    Rianna … tot unter den Dämonensternen von Belsar, ihr Leichnam den ekelhaften Raubtieren der Nacht vorgeworfen … Er würde ihnen das Lachen schon austreiben. Er würde ihnen zeigen, daß sie die Sternendämonen zu fürchten hatten!
    Zu seinen Füßen erkannte er nun tanzende Gestalten, die in und aus der Dunkelheit heraus zuckten. Die Männer des Suchtrupps gingen vor seinem Blickfeld hin und her, während sie die Decken für die Nacht ausbreiteten. Sie kauerten sich unter die zuckenden Flügel des Feuers, verborgen vor den Sternen. Ein einzelner Mann stand Wache, hielt den Speer bereit. Irgendwo draußen in der Nacht kreischte eine Rasha ihren Beuteschrei.
    Danes Arm schwoll an und spannte sich. Er versuchte, die Fessel um die Gelenke auseinanderzusprengen. Er biß vor Anstrengung die Zähne aufeinander, und seinen Kopf zerriß es fast. Vor seinen Augen flackerte es – oder war es das Feuerzucken? Er merkte vage, daß es zumindest teilweise an den Augen selber lag. Er mußte eine Gehirnerschütterung davongetragen haben. Erst der Hieb bei der Flucht aus der Stadt und jetzt Rhomdas Speer, der ihn zu Boden geschickt hatte.
    Er hatte einmal zuvor eine Gehirnerschütterung erlitten, an dem Tag vor dem Karateturnier. Damals hatte er sich ebenso gefühlt: krank, schwindelig, gepeinigt. Doch er war hingegangen und hatte gekämpft. Gewonnen hatte er nicht, aber einen guten Kampf geliefert. Das konnte er auch heute. Rhomdas Speer hatte ihn getötet, aber von einer solchen Kleinigkeit wie dem Tod ließ er sich nicht unterkriegen, oder?
    Schwarze Schatten schwebten über dem tanzenden Feuer, ließen die reglose Gestalt des Speermeisters über den Stoff tanzen. Ein Teil in Danes Hirn erkannte, daß er nicht wirklich da war, und er versuchte unter Mühe, seinen Blick und seine Gedanken zu konzentrieren.
    Seine Fingernägel gruben sich in die Handfläche. Mit kleinen, gezackten Zähnen schnitt sich das Seil in seine Handgelenke. Die Geister aller, die er nicht hatte beschützen können, blickten ihn aus den Schatten heraus vorwurfsvoll an. Cliffs gelbe Augen blickten spöttisch, Dalliths braune Augen wie die eines verwundeten Rehs, irgendwo in der Dunkelheit die kühlen, rationalen, grünen Augen Riannas. Ihr Gesicht war gleichmäßig dreckverschmiert, wodurch sie bis auf die Augen wie ein Bestandteil des Schattens selber wirkte. Sie wartete da draußen zusammen mit Cliff und Dallith auf ihn. Getötet, als sie das verdammte Kind zu beschützen versuchte. Noch ein Punkt gegen Joda. Er würde sich befreien und ein paar von den Barbaren töten, um sie zu rächen, und dann hinaus in die Dunkelheit zu ihr und Dallith gehen …
    Heftig zwinkerte Dane mit den Augen. Die Vision von Riannas kühlen grünen Augen sank in die Dunkelheit zurück. Vorwärts! Los, überlege! Benutze dein Hirn, nicht deine Muskeln! Deine Muskeln befinden sich in keinem sonderlich guten Zustand! Eine kleine, klagende Stimme in seinem Kopf sagte: Dein Hirn aber auch nicht! Doch das ignorierte er.
    Er zwang sich, die Arme zu entspannen und wand die Ellenbogen am Körper entlang, um sie fest gegen den Brustkorb zu pressen. Hebelwirkung, das war der Trick! Wieder ballten sich die Fäuste, und er drehte die Arme nach außen. Die Fesseln schnitten in die harten, angespannten Muskeln. Er ignorierte den hämmernden Schmerz im Kopf und ignorierte auch, wie ihm der Schein des Feuers die Sicht nahm und verzerrte, wie mit den Flammen seine Sehfähigkeit schwand und zurückkam, zusammen mit dem pochenden Blut in seinen Schläfen.
    Dann spürte er, wie ein einzelnes Seilstück riß und wegplatzte. Noch eins. Er starrte auf das Seil zwischen seinen Handgelenken, beobachtete, wie es sich dehnte, dünner wurde, sah einzelne Fäden brechen und sich auflösen. Sein Kopf pochte derart, daß er dachte, das Blut müsse emporspritzen und ins Feuer schießen, das flackernde Licht verlöschen …
    Ein lautes Knacken, und seine Hände fuhren auseinander. Das Seil um seine Brust löste sich mit einem Mal. Die Wache, die auf den Speer gelehnt gestanden hatte, hob den Kopf und rannte mit

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