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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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jetzt kein weißer Nebel zu erkennen, nichts, was dem weißen Fleck ähneln konnte, den er gesehen hatte. Aber auf der anderen Seite ein Riesensaurier von Arataks Größe konnte sich nicht in Luft aufgelöst haben. Und um das Lager war kein Dschungel – auch die Männer dort waren auf der Hut vor den jagenden Rashas, und es gab nichts außer niedrigem Gras und Gebüsch. Darin konnte sich eine solche Gestalt nicht verbergen.
    „Nun, wenn es dort war, liegt es sicher jetzt sehr flach auf dem Boden“, sagte er versöhnlich. „Wir werden uns morgen das Lager ansehen. Laß uns nun schlafen.“
    Er war froh, daß Joda hinten in der Höhle sanft schnarchte. Er wollte Rianna nahe sein, sich ihrer wieder versichern nach den wiederholten Alpträumen, wollte, daß sie warm und lebendig bei ihm war. Er zog sie dicht an sich heran und erinnerte sich mit flüchtiger Ironie: Typisch Protosimianisch. Urtrieb angesichts von Tod und Gefahr. Warum auch nicht? Wenn Joda sie jetzt stören würde, würde er dem Jungen wirklich einmal einen Tritt ins Hinterteil geben, beschloß er.

 
12
     
    Dane erwachte in der Dunkelheit, als Jodas Hand ihn berührte. Sein Kopf tat weh, doch nicht mehr so stark, und seine Gedanken waren klar. Er war sogleich hellwach und hörte unter sich auf dem Felsen das Schaben von Klauen auf Felsen und ein ständiges Schnüffeln. Er rollte sich mit dem Schwert in der Hand herum, während Joda Rianna weckte, und trat an den Rand der Klippe.
    Der steile Hang vor ihm wurde von dem riesigen Schlußstein überschattet, der über das Sandgestein des Bodens weit hinausragte, so daß nur ein Teil der unzähligen Sterne ihn beleuchten konnten und auch das nur schwach, verglichen mit dem glitzernden Gestein um sie herum.
    In dieser Dunkelheit bewegte sich etwas. Ein Schatten, länger als ein Mensch, wand sich hinauf. Die Klauen des Wesens schabten über den Felsen, übertönte das rauhe Schnüffeln, mit dem es ihre Handabdrücke auf dem Stein untersuchte. Jetzt hob es die scharfe und häßliche Nase. Und dann schlängelte sich der unglaublich schmale Körper um den Felsen herum. Ein scharfgeschnittener, stromlinienförmiger Kopf, winzige, hungrige Augen, die im Sternenschein glitzerten, einen Augenblick lang, bevor der Kopf zurück in die Dunkelheit zuckte. Dunkles Fell tauchte im Felsenschatten unter.
    „Ein Granth“, flüsterte Joda.
    Mit unglaublicher Geschwindigkeit schwang sich der lange Körper über die letzten paar Meter und duckte sich von ihnen entfernt nieder, wich Jodas unbeholfenem Speerstoß aus, während es unnatürlich kleine Vorderfüße über den Rand hängen ließ und mit einer leichten Biegung des Rückens auf sie zu sprang.
    Dane hatte einmal ein Wiesel in einem Hühnerhaus beobachtet. In Geschwindigkeit und Blutrünstigkeit kam ihm dieses Ding hier gleich, doch dieses hier war sechs Meter lang! Es katapultierte sich mit einem zischenden Knurren auf Joda zu, bog aber im letzten Moment den Kopf beiseite, um nicht von dem Speer des Jungen aufgespießt zu werden. Winzige, zuschnappende Zähne klickten hinter Jodas Arm aufeinander. Er zog sich auf die Hinterpfoten zurück und wand sich wie eine Schlange zum Angriff zusammen. Plötzlich schoß es in voller Länge auf Danes Kehle zu.
    Danes Klinge sauste nieder. Das Wesen zuckte zurück, und Dane wußte plötzlich, wie sich eine Kobra fühlt, wenn ein Mungo unter ihrem Stoß zurückweicht. Riannas Speer schepperte über den Sandstein, als das Ding von einer Seite auf die andere huschte, und dann schoß der schmale Kopf mit den glitzernden Rattenaugen wieder nach vorn. Dane zielte auf ein Auge, und es gelang ihm, dem Tier die Klinge über den Kopf zu ziehen. Mit einem zischenden Schrei rollte es sich zusammen, und Jodas Speer versank in der Schulter. Dane sprang hinzu und hieb mit dem Schwert zu. Das Granth zerrte sich von der Speerspitze frei, wischte auf eine Seite, und der Hieb, der ihm den Kopf abschlagen sollte, riß lediglich einen langen Fellstreifen von der Seite. Dane mußte zurückspringen, um seine Beine vor den scharfen Zähnen in Sicherheit zu bringen.
    Aber jetzt kämpften die drei gemeinsam. Joda und Rianna trieben das Tier von zwei Seiten mit ihren Speeren, während Dane in der Mitte blieb. Das Tier wich zurück und wand sich fort, als Joda zustieß und Danes Schwert niedersauste. Es drehte sich herum, so daß die Klinge vom Schädel abglitt und ein Ohr abhieb.
    Guter Gott! Kann man so ein Tier überhaupt töten?
    Dann traf Jodas Speer

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