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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den sauberen Knochen des Granth und zerrte einen langen, scharfen Zahn hervor, löste ihn mit seinem Messer und betrachtete ihn stolz. Er war bläulich-weiß und leicht durchsichtig.
    Er drängte Rianna und Dane, sich auch einen Zahn mitzunehmen. „Das ist der Beweis, daß ihr gute Jäger seid“, sagte er. „Niemand würde mir jemals glauben, ich sei bei der Jagd auf ein Granth dabeigewesen, wenn ich ihm nicht einen Zahn zeigen könnte.“
    Rianna lächelte. „Das ist dein Granth, Joda. Nimm du den Zahn.“
    Doch er entgegnete: „Jeder Speer, der bei der Erlegung beteiligt ist, hat Anrecht auf einen Zahn …“
    Und schließlich gab Rianna nach, – nahm den Zahn, den er für sie löste, und verstaute ihn in ihrem Bündel. Dane fand, das Kind habe ein Recht darauf, ein wenig anzugeben. Das würde ihm guttun. Doch er wies es energisch von sich, ebenfalls einen Zahn zu nehmen, bis ihm schließlich der Gedanke kam, daß ihm niemand die Existenz eines solchen Tieres überhaupt glauben würde, daß er vielleicht eines Tages selbst vergessen würde, wie groß und wie grausam es war. Ein Granth war ein Tier, das man sich kaum vorstellen konnte.
    Rianna blickte zu den Felsen über ihnen hinauf. „Ich wünschte, wir könnten irgendwie eine Botschaft für Aratak und Dravash hinterlassen, wenn sie hier vielleicht entlangkommen …“
    „Warum hinterlassen wir ihnen keine Notiz?“ fragte Dane, und Rianna starrte ihn an. Sarkastisch fragte sie: „Du hast doch vielleicht nicht etwa einen Schreiber oder einen Recorder irgendwo in deinem Gepäck – entgegen den Vorschriften?“
    Jetzt war es an ihm, sie anzustarren. „Hölle, ich habe nicht einmal mehr Gepäck! Aber wir könnten ein paar Worte in den Sandstein kratzen“, sagte er. „Er ist weich genug, und mit Jodas Messer könnte es gut gehen.“
    Sie sagte: „Du meinst, dein Volk ist wirklich so primitiv? Ich dachte, das sei eine Kunst, die zur gleichen Zeit gepflegt wurde wie das Schaben von Feuersteinen.“
    „Es ist eine nützliche Kunst“, gab Dane zurück. „Schreibt dein Volk überhaupt nicht?“
    „Nein“, antwortete sie. „Ein Schreiber oder ein Stimmenaufzeichner ist doch viel praktischer, aber selbst wenn ich einen hätte, würde das tragbare Gerät dort in dem Sandstein keinen Abdruck hinterlassen.“
    Dane schnaubte. „Dann bleibt das wohl den Primitiven überlassen. Gib mir dein Messer. Ich kann mich gerade noch an das Piktogramm für ‚intelligentes Wesen’ erinnern. Das wird ihre Aufmerksamkeit fesseln. Ich kann meinen Namen in meiner eigenen Sprache schreiben und irgendein Symbol für mein Schwert einkratzen.“
    Als er das Zeichen für intelligentes Wesen in den Felsen gekratzt hatte, begann Rianna die Idee zu gefallen, und sie begann, ein paar Piktogramme des Universums mit dem Finger auf den Felsen zu malen, damit Dane sie kopieren konnte. Schließlich stand dort zu lesen: „Dane, Rianna, Freund sicher. Außerirdischer weißer Saurier gesichtet. Forschen weiter. Rendezvous.“
    „Hoffen wir, die weißen Ungeheuer können kein Universal lesen“, sagte sie. „Deshalb habe ich auch keine Richtung angegeben. Ob sie es nun können oder nicht, wahrscheinlich sind auch Kirgon auf diesem Planeten – und sie können es.“
    Sie machten sich auf den Weg durch das dichte Buschwerk. Winzige blaue Affen spielten in den rötlichen Blättern, und kleine Vögel, kleiner noch als Kolibris, schwirrten über die Büsche. Ein riesiges Insekt von der Größe einer Schwalbe schoß aus dem Himmel, stieß mit einem dieser Vögel zusammen, worauf beide zusammen zu Boden stürzten.
    In einiger Entfernung sahen sie eine Herde vermeintlich wilder Kühe. Dane kannte die Tiere nicht, erinnerte sich jedoch an die Eigenschaften der Büffel und näherte sich ihnen nicht. Einmal war er von einem Holsteiner Bullen verfolgt worden und wußte daher, daß auch die gezähmten Tiere gefährlich sein konnten.
    Ohne Schwierigkeiten erreichten sie die verlassene Lagerstätte. Die schwere alluviale Erde trug jede Menge guter Fußabdrücke, und die Spur von etwa einem Dutzend Eingeborenensandalen verlief so deutlich, daß selbst Rianna sie ausmachen konnte. Über dem Feuer war feuchte Erde angehäuft worden, und größere Flecken niedergedrückten Grases verrieten, wo die Männer genächtigt hatten. Dane ließ Rianna und Joda außerhalb des Lagers stehen und untersuchte die Abdrücke allein.
    Sorgfältig suchte er unter den verwischten Spuren der Menschen herum – fand dann auf

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