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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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nur noch an einem Faden. Die abscheulichen Hände berührten die Schaltungen.
    „Aufhören!“ schrie Meya.
    Drake wirbelte herum. Meya schrie, als sie sein Gesicht erblickte. Sie machte einen Satz zurück und umklammerte die Bandspule, als handele es sich dabei um eine Waffe. Drake lachte.
    „Dummes Balg. Willst du mich mit Geschrei und einem Roman aufhalten? Aber schreien kannst du ganz gut, wie? Ich habe es gehört, wenn du dich nachts in deinem Bett herumwälzt. Macht Spaß, was? Leg das Ding weg. Wenn du verschwindest, tue ich dir nichts.“
    „Bleiben Sie von meinem Vater weg!“
    „Wie melodramatisch!“ Drake schien zu lächeln. „Denk dir heute mal was Neues aus, Mädchen. Etwas, das mich amüsiert.“
    Er verließ den Behälter und kam auf sie zu. Meya ging weiter zurück und stieß gegen die Ausrüstungsgegenstände, die Ozchan mitgebracht hatte. Irgend etwas fiel scheppernd zu Boden. Drake zuckte zusammen.
    „Macht nichts“, sagte er dann. „Außer dir und mir ist sowieso niemand im Haus. Nun schlag schon Lärm, Mädchen. Schrei noch ein bißchen. Es macht mir Spaß.“
    Meya tastete hinter sich. Arzneiflaschen. Eine Bettpfanne. Leinentücher. Dann etwas, das kühl und abgerundet war. Ein Seitenpfosten von Jasons altem Bett. Sie packte fester zu.
    „Verlassen Sie dieses Zimmer“, sagte sie. „Gehen Sie hinaus, dann erzähle ich niemandem, daß Sie hier waren.“
    „Welch großzügiges Angebot. Nun komm schon aus der Ecke, aber ein bißchen plötzlich. Ich habe keine Zeit, mit dir ein Spielchen zu spielen.“
    „Verlassen Sie diesen Raum!“
    Drake hielt inne. „Was würde dir denn gefallen, Kleine? Ein eigener Planet? Ein kleines Schiff, mit dem man die ganze Welt umfahren kann? Oder einfach Erfolg? Ich kann dir alles geben; alles, was du willst. Denk darüber nach. Dann könntest du hingehen, wohin du willst. Du könntest so reich werden, daß der ganze Planet dir gehören würde, mitsamt den Leuten, die darauf leben. Wäre das nichts? Na komm, sag mir, was du willst. Ich gebe es dir. Und dann kannst du gehen.“ Er kam noch näher.
    „Ich will, daß Sie meinen Vater in Ruhe lassen.“
    „Oh, das gilt nicht. Was würde ich denn davon haben? Wer etwas gibt, kann dafür auch etwas verlangen, meine Kleine. Sag mir deinen Preis.“
    „Ich habe keinen Preis. Hinaus!“
    Drake fluchte und sprang auf sie zu. Meya riß den Bettpfosten hoch. Drake duckte sich und warf ihr die am Boden liegende Bandspule an den Kopf. Meya fiel um, es wurde rot und schwarz um sie. Drake trat ihr in die Seite, ohne daß sie sich dagegen wehren konnte. Schließlich hörte sie einen lauten Knall, der trotz der Betäubung zu ihr durchdrang. Als sie die Augen öffnete, konnte sie zuerst nichts sehen. Dann wurden die sie umgebenden Dinge allmählich wieder klarer. Drake stand nicht mehr über ihr. Jemand sprach. Es hörte sich an wie ein Singsang, aber die Worte konnte sie nicht verstehen. Meya stützte sich auf einem Ellbogen ab und versuchte die Betäubung abzuschütteln.
    Drake stand an den Kontrollen, seine abscheulichen Hände waren mit irgend etwas beschäftigt. Sie griff nach dem Bettpfosten, packte ihn und zog sich langsam hoch. Drake drehte sich nicht um. Er redete und redete, und die Haut seiner Hände flappte hin und her. Der Fingernagel fiel zu Boden. Meya taumelte an dem Glasbehälter vorbei auf ihn zu, hob den Pfosten und ließ ihn mit voller Wucht auf seinen Hinterkopf krachen. Und noch einmal. Drake fiel um. Sie schlug ein drittes Mal zu. Er fiel weiter. Und noch einmal. Und noch einmal.
    Irgend etwas floß aus seinem Kopf heraus. Meya fiel neben dem Behälter auf die Knie und übergab sich.
     
    „Meya!“
    Hände packten ihre Schultern und zogen sie hoch. Sie hob den Kopf und starrte in Harts Gesicht.
    „Drake“, keuchte sie. „Wollte Jason töten. Hat irgendwas mit den Maschinen gemacht.“
    Hart ließ sie wieder zu Boden sinken. Als sie mit dem Gesicht auf den Dielen lag, hörte sie ihn fluchen. Er machte etwas mit den Geräten, dann fluchte er erneut. Dann riß er sie wieder hoch.
    „Wie lange ist es her? Wie lange ist es her, seit er die Maschinen berührt hat?“
    Meya schüttelte den Kopf.
    Hart lehnte sie gegen die Wand und kehrte an die Kontrollen zurück. Seine Finger tanzten über Schalter und Knöpfe. Er wandte sich um und justierte sie auf den Glasbehälter ein. Meya hob langsam den Kopf und musterte ihren Vater. Er sah nicht anders aus als vorher. Sie schloß die Augen.
    Schließlich

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