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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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verließ Hart die Geräte und kniete sich neben sie.
    „Es sieht so aus, als wäre alles in Ordnung“, sagte er finster. „Ich kann keine Veränderungen feststellen. Ich glaube, es ist nichts passiert. Versuch dich zu erinnern, wie lange es her ist.“
    „Weiß nicht. Ich war eingeschlafen. Dann kam Drake herein und redete vor sich hin. Wollte den Behälter für sich haben. Ich versuchte ihn zu stoppen. Er hat mir etwas gegen den Kopf geworfen, und ich fiel um. Dann tat er etwas mit den Kontrollen. Ich schlug ihn nieder, dann bin ich wieder umgefallen.“ Wieder stieg Übelkeit in ihr hoch. „Ist er …“
    „Er ist tot. Der verdammte Hund, dabei hätte er nur noch zwei Wochen zu warten brauchen!“ Hart legte einen Finger unter Meyas Kinn, damit er sie besser ansehen konnte. „Du siehst nicht gut aus. Wir müssen etwas für deine Stirn tun. Er hat dir eine Platzwunde verpaßt.“
    „Und was … machen wir … mit ihm?“
    „Drake?“ Hart stand auf. Sein Gesicht war finster. „Wir schaffen ihn uns irgendwie vom Hals. Dann machen wir hier sauber. Scheiße. Er ist ein wichtiger Mann. Man wird ihn vermissen. Garantiert wird man nach ihm suchen.“
    Meya legte ihr Gesicht in beide Hände und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. „Was ist, wenn man ihn findet? Habe ich etwas zu befürchten?“
    „Ich weiß nicht. Schließlich war es Notwehr. Du hast Jason verteidigt. Aber er war ein reicher Mann, Meya. Ich kann mir kaum vorstellen, daß sie uns das Argument der Notwehr abkaufen werden. Sie werden dich deswegen nicht umbringen, aber es ist möglich, daß sie eine Stasis verlangen.“
    „Hart!“
    „Still. Ich habe nur laut gedacht. Natürlich werden sie ihn finden. Wir müssen ihn irgendwie loswerden und uns eine Geschichte ausdenken. Kannst du stehen?“
    Meya lehnte sich taumelnd gegen die Wand. Hart murmelte etwas, ging an den Medizinschrank und kam mit einer Ampulle und einer Spritze zurück.
    „Es ist ein Stimulans“, sagte er. „Damit du wieder einen klaren Kopf bekommst. Es wird dir eine Weile Auftrieb geben. Es tut nicht weh.“
    Sie sah ihn an und streckte den Arm aus. Hart legte ihren Ellbogen in seine Hand und hielt inne. Er sah ihr genau in die Augen.
    „Vertraust du mir?“ sagte er.
    Sie sah in seine kalten, blauen Augen und nickte.
     
    Es war immer noch früher Nachmittag. Das verwirrte sie; an sich hätte es schon später sein müssen. Tage später. Sie schlugen Drakes Leichnam in ein Laken, umhüllten ihn mit Plastik, trugen ihn die Treppe hinunter und brachten ihn durch Mims blitzende Küche in den Regen hinaus. Sie gingen den Hügel hinunter, ließen das Anwesen, den Stall und Haven hinter sich. Meya ließ Hart mit der Schaufel und Drake allein und kehrte zurück. Das Mittel, das er ihr gegeben hatte, ließ die Übelkeit schwinden und erhellte ihren Geist. Sie säuberte Jasons Zimmer, wischte Blut und Erbrochenes auf und auch das, das, wie sie wußte, Drakes Gehirn gewesen war. Obwohl die Reinigungsarbeit ihr nicht das Gefühl vermittelte, sich sauberer zu fühlen, tat die Bewegung ihr und ihrem Körper gut. Die Arbeit lenkte ab. Hart kam schließlich zurück und ging ihr zur Hand, dann brachte er sie ins Badehaus. Sie zogen sich aus und wuschen sich, dann legten sie sich ins Wasser. Dampf stieg von ihren Händen auf. Der Regen prasselte gegen das hölzerne Dach der kleinen Hütte, und die Hitze trieb ihnen den Schweiß auf die Stirn. Hart hob sie schließlich aus der Wanne, trug sie ins Haus zurück, brachte sie zu Bett und gab ihr noch eine Injektion. Meya berührte seine Hand, dann war die sie umgebende Welt auch schon verschwunden.
    Als sie erwachte, lag Ozchan neben ihr. Es war Nacht. Meya rückte von ihm ab und blieb wach liegen. Sie starrte in die Dunkelheit hinein. Am nächsten Morgen täuschte sie eine Unpäßlichkeit vor und blieb im Bett, was Ozchan natürlich beunruhigte und Mim mit allerlei Hausmittelchen auf den Plan brachte. Hart erzählte den Leuten beiläufig, daß Drake sich zur Abreise entschlossen und das gestrige Zubringerboot genommen habe. Niemand stellte seine Geschichte in Frage.
    Am Nachmittag, als es im Haus still wurde, stand Meya auf und zog sich an. Hart war nicht in seinem Zimmer. Sie zögerte, dann ging sie durch den Korridor auf Jasons Raum zu. Er wirkte sauber und aufgeräumt und unterschied sich nicht von vorher. Hart stand neben dem Glasbehälter und sah auf. Er kam auf sie zu, brachte sie zu einem Stuhl und nahm neben ihr Platz.
    „Du siehst

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