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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Albion-Drake.“
    „Ihm gehören zweiundfünfzig Prozent der Gesellschaft. Das ist beinahe dasselbe.“
    In ihrem Inneren verfluchte Hoku die ganze Kennerin-Sippe. Warum hatte man Jes nicht die Wahrheit erzählt? Etwa aus Angst um Meya? Es war wahrscheinlich, daß Jes ihre Geschichte lediglich in groben Zügen mitbekommen hatte und sich gleich auf den Weg gemacht hatte, um Mish zu informieren. Vielleicht waren die anderen darüber so wütend gewesen, daß sie ihm keine Einzelheiten mehr mitgeteilt hatten. Möglicherweise hatten sie nicht einmal mehr mit ihm gesprochen. Diese verdammten Hitzköpfe!
    „Mish, glaubst du wirklich, deine Familie sei dazu in der Lage …“
    „Was soll ich denn sonst denken? Ich habe Jason nach Hause geschickt, damit er … damit er mit Würde sterben konnte. In relativem Frieden. Und sie haben ihn für ein Zirkusspiel mißbraucht, haben mit ihm gespielt. Sie haben ihn umgebracht – alle miteinander.“
    „Es war Jasons eigene Entscheidung.“
    „Das war es nicht! Er war gar nicht in der Lage, derartige Entscheidungen zu treffen. Und wenn es trotzdem so gewesen sein sollte – sie hätten ihn davon abhalten müssen. Sie haben ihn einfach gewähren lassen.“
    „Jetzt halt aber die Klappe!“ schrie Hoku. Mish sah sie überrascht an. „Willst du wissen, warum Jes dies denkt und nichts anderes? Weil er ebensowenig zuhören konnte wie jetzt du! Willst du wissen, was wirklich passiert ist, oder lieber damit fortfahren, jedermann zu hassen? Aber vielleicht macht es dir ja so viel Spaß, daß du gar nicht damit aufhören willst. Vielleicht gefällt dir der Gedanke, eine Bande von Mördern aufgezogen zu haben.“
    „Wie kannst du so was sagen?“
    „Ich sage es mit meinem Mund. Es ist ganz einfach. Worte erzeugt man mit dem Kehlkopf, den Lippen und der Zunge. Man stößt sie einfach aus.“
    „Hör auf damit!“
    „Du solltest besser damit aufhören! Glaubst du etwa, daß du momentan überhaupt denkst? Du machst nur den Mund auf und stößt Worte aus.“
    „Jason ist tot!“ Mish wirbelte herum, drehte das Gesicht zum Fenster und beugte die Stirn gegen die Scheibe. Hoku sah ihr einen Moment zu und hatte Angst, sie könne den Verstand verlieren.
    „Meya fand Drake in Jasons Zimmer. Sie versuchte ihn aufzuhalten, aber er schlug sie nieder. Und während sie auf dem Boden lag, pfuschte er an den Kontrollen herum. Sie riß sich zusammen, nahm einen Bettpfosten und schlug ihm den Schädel ein. Aber da war es schon zu spät. Als Hart sie fand, schaltete er die Maschinen wieder ein. Dann vergruben sie Drake und versteckten seine Sachen. Sie hatten Angst, daß man Meya auf die Spur kam und sie in die Stasis schicken würde. Sie hatten keine Ahnung, wie groß der angerichtete Schaden war. Meya ging zu den Eingeborenen, und während sie dort war, wurde die Behandlung fortgesetzt und beendet. Man versuchte Jason aufzuwecken. Als man begriff, was geschehen war, daß er keinerlei Bewußtsein mehr besaß, wandten die anderen sich gegen Hart und beschuldigten ihn, seinen Vater umgebracht zu haben.“ Hoku machte eine Pause. „Ich war dabei. Ich habe mich nicht anders verhalten als die anderen. Da wir ihm nicht zuhören wollten, nahm er reißaus – und verschwand, bevor wir ihn erwischten, mit dem Zubringer. Dann kam Meya zurück und zwang uns dazu, ihr zuzuhören. Wir gruben Drake wieder aus. Er liegt westlich von hier, in den Wäldern. Aber da war es schon zu spät, um Hart zu finden und sich bei ihm zu entschuldigen!“
    „Das ist eine sehr schöne Geschichte“, sagte Mish schleppend. „Aber Meya wäre niemals dazu fähig, jemanden umzubringen. Und außerdem befindet sich Drakes Name auf dieser Passagierliste!“
    „Zwei Wochen später nahm Hart den gleichen Zubringer. Wir nehmen an, daß er die Passagierliste gefälscht hat.“
    „Und warum?“
    „Um Meya zu schützen.“
    Mish sah Hoku finster an. „Du solltest eigentlich dazu in der Lage sein, bessere Märchen zu erfinden“, sagte sie.
    „Sollen wir Drake etwa noch einmal ausgraben?“
    „Und was würde das beweisen? Doch nicht mehr, als daß im Wald eine Leiche liegt. Na und?“
    Hoku langte nach ihrer Tasche. „Du glaubst mir, gib es doch zu. Irgendwo in diesem ganzen Durcheinander glaubst du mir.“
    „Gedankenleser“, sagte Mish bitter.
    „Ja“, sagte Hoku. „Und soll ich dir noch etwas erzählen? Irgend etwas ist in dir, über das du nicht nachdenken willst, weil du dich dessen schämst. Du versteckst es hinter einer

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