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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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kommt überhaupt nicht in Frage!“
    Ich schüttelte sie ab und stieg die Treppe hinauf. Laur rang die Hände und rief Mim zu Hilfe. Ohne anzuklopfen stieß ich Tabors Tür auf. Er stand an seinem Bett und legte Kleidungsstücke zusammen. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und starrte ihn schweigend an. Er warf mir einen Blick zu, verschnürte sein Bündel und setzte sich mit einem Seufzer auf den Bettrand.
    „Und ich habe ihnen ausdrücklich gesagt, sie sollten dich erst dann einweihen, wenn ich gegangen bin“, sagte er schwach. Ich gab keine Antwort. „Es war sehr freundlich von euch, mich so lange in eurem Haus wohnen zu lassen.“ Diese Worte klangen mir zu formell. „Aber ich bin jetzt wieder gesund, und ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich mich etwas in der Gegend umsehe.“
    „Das ist doch absurd“, sagte ich. „Du weißt doch, daß du bei uns jederzeit willkommen warst. Und außerdem hast du uns geholfen, wo immer du nur konntest. Du hast dich immer nützlich gemacht. Was soll also der Unsinn, daß du uns jetzt verlassen willst? Wo willst du überhaupt hin?“
    „Nach Cault Tereth“, sagte er.
    „In die Berge? Dort liegt immer noch Schnee. Es gibt dort auch keine Äcker. Man kann kaum dort leben.“
    „Ich werde trotzdem hingehen.“
    Ich schüttelte den Kopf und nahm auf seinem einzigen Stuhl Platz.
    „Bitte, Tabor, sei vernünftig. Jason kann noch wer weiß wie lange fortbleiben, und ich werde bald für eine Weile aus dem Verkehr gezogen sein. Wir brauchen dich hier. Ich glaube, wir werden es ohne dich nicht schaffen.“
    Ich machte eine Pause, denn mich überkam schon wieder eine Wehe. Sie war noch stärker als die anderen, aber ich ließ mir nichts anmerken, und Tabor, der nun aus dem Fenster schaute, bemerkte es nicht.
    „Es tut mir leid“, sagte er schließlich, „aber ich werde meine Absicht nicht ändern.“
    Ich drehte durch. „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen“, sagte ich sarkastisch. „Wir haben dich zu uns genommen und uns um dich gekümmert, als du Hilfe brauchtest; und jetzt, wo es dir wieder gutgeht und wir jemanden nötig haben, der uns zur Hand gehen könnte, läufst du einfach weg. Du und deine verdammte Flöte! Du unterscheidest dich überhaupt nicht von den anderen. Wie sie bist du nur aufs Nehmen versessen. Du denkst nicht einmal daran, auch einmal etwas zu geben!“
    „Mish“, flehte er.
    „Na gut, dann geh. Zum Teufel mit dir. Wir kommen auch ohne dich zurecht. Das konnten wir schon, bevor du hierherkamst, und wir können es auch wieder tun.“ Ich fing an zu weinen, und der harte Stuhl tat meinem Rücken weh. Er kniete sich neben mich und hielt meine Hand. Ich drückte sie. Wieder kam eine Schmerzwelle. Ich wandte mein Gesicht zur Seite und kämpfte gegen die Wehe an. Natürlich wurde der Schmerz dadurch nur noch schlimmer.
    „Hör zu, Mish“, sagte Tabor. „Es wäre Jason und dir gegenüber nicht fair. Hör mir zu: Wenn ich eine Möglichkeit wüßte, bei euch zu bleiben, dann bliebe ich, das schwöre ich dir. Aber es geht nicht. Ich will im Grunde gar nicht gehen, aber mir bleibt keine andere Wahl. Weißt du was, Mish? Ich liebe dich.“
    „Mich?“ fragte ich dumm.
    Er beugte sich vor und hauchte einen Kuß auf meinen Bauch.
    „Verstehst du jetzt, daß es nicht recht wäre, wenn ich bliebe? Es würde nichts als Ärger daraus erwachsen. Es würde dich und mich unglücklich machen, und es wäre für Jason eine schreckliche Sache. Ich muß jetzt gehen, solange ich es noch kann. Verstehst du mich?“
    Ich verstand ihn nicht. Alles, was ich verstanden hatte, war, daß er mich liebte und mich in dem Augenblick verlassen wollte, wo ich ihn am meisten brauchte – wie Jason –, und daß ich wieder einmal mutterseelenallein war. Ich starrte ihn in meinem schweigenden Elend an, und er stand abrupt auf, nahm sein Bündel, packte seinen Spazierstock und humpelte zur Tür. In seinem Gürtel steckte die Flöte. Ich fühlte das Bedürfnis, ihn zu verletzen, ohne mich dagegen zur Wehr setzen zu können. Ich rief ihn beim Namen. Er blieb an der Tür stehen und wartete, ohne mich anzusehen. Plötzlich erschien er mir ebenso verwundbar wie eines der Kinder, und der Drang ihm weh tun zu wollen, erstarb in mir.
    „Wenn du nach Haven kommst, dann schick mir Hoku.“ Trotz ihrer Klarheit schienen meine Worte aus weiter Ferne zu kommen. „Das Baby wird bald kommen.“
    Er machte eine ungelenke, hilflose Geste und drehte sich beinahe um. Dann war er auch schon auf

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