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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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der Treppe, und ich lauschte dem Tappen seines Spazierstocks, bis die nächste Wehe kam. Diesmal schrie ich.
    Die Geburt verlief ohne Komplikationen und ging vergleichsweise schnell vor sich. Am Nachmittag reichte mir Hoku mein Kind und drückte auf meinen Bauch, um die Nachgeburt herauszudrücken. Ich sah mir meine neue Tochter an und sah sie in einem Winter voller Elend und einem Frühling voller Schmerzen. Dann gab ich sie an Laur weiter und vergrub mein Gesicht in den Kissen.
    Als sie mich fragten, sagte ich, das Kind solle Meya heißen und man solle in der Ortschaft nach einer Amme für es suchen. Zwei Tage später kehrte Jason nach Hause zurück, entschuldigte sich für seine Verspätung und freute sich über seine Tochter. Sie lag still in seinen Armen und sah ihn mit riesengroßen, dunklen Augen und ihrem kleinen Gesichtchen an, während er sie wiegte und allerlei Albernheiten vollbrachte. Ich saß von ihnen getrennt und sah durch das Fenster nach Süden. Vor dem hellen Frühlingshimmel wirkten die Berge wie ein Häufchen schmutzigen Purpurs, und der Wind in den Kaedos erzeugte einen Klang, der mich an Flötenmusik erinnerte.
     

 
Zweiter Teil
 
1219
Neuer Zeitrechnung
 
Delta-Dreis Tod
     
    „Bringen Sie die Kanonen in Stellung.
    Es gibt etwas für uns zu tun.“
     
    Tri-Kapitän Delta-Drei
     

 
1
     
    Jes schlich sich näher an die Tür heran und lauschte mit angehaltenem Atem. Der Korridor war warm und dunkel, und das einzige Licht, das ihn erhellte, drang unter der geschlossenen Wohnzimmertür hervor.
    „Verflucht, Manny, du sagtest doch, sie seien zu sehr damit beschäftigt, sich selbst umzubringen, als daß sie sich um uns kümmern könnten.“ Jasons Stimme klang besorgt.
    „Ich habe mich geirrt. Sie sind noch verrückter, als ich dachte. Einige von ihnen reden jetzt doch von Evakuierungsmaßnahmen. Sie haben natürlich nicht vor, jeden mitzunehmen. Es geht nur um die Bonzen. Und sie wollen hierherkommen und den Planeten übernehmen. Sie haben Landkarten und Beobachtungsergebnisse und sind der Meinung, daß, wenn ihr schon alle auf To’an Cault seid, noch eine Menge anderer Inseln übrig sind. Sie werden Cault einfach links liegenlassen und sich anderswo auf Aerie breitmachen.“ Hetch hüstelte nervös. „Du weißt, daß ich mich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lasse, Jason, aber wenn ich nicht ernsthaft davon überzeugt wäre, hätte ich dir diese Nachricht gar nicht erst überbracht.“
    „Das glaube ich auch“, sagte Mish. Ihre Stimme klang gelassen. Jes fröstelte und schob die Hände unter seine Achseln. „Die Frage lautet also: Wie können wir das verhindern? Wir haben weder ein eigenes Schiff noch Waffen oder dergleichen. Und die Föderation …“
    „Die Föderation“, sagte Hetch, „wird sich den Teufel darum scheren. Sie ist nicht mehr als eine ordenbehangene Regulierungsbehörde, und solange Neuheim das Kommunikationsnetz oder die Transportwege in Frieden läßt, wird sie nicht einen Finger rühren. Selbst wenn sie bereit wäre, uns Hilfe zu leisten, könnten wir nichts damit anfangen. Nein, ich bin noch nicht fertig. Wenn ihr der Föderation berichten würdet, daß hier eine Invasion stattfindet, werden die Neuheimer behaupten, es handele sich lediglich um einen Vergeltungsschlag, weil ihr sie vor drei Jahren überfallen hättet. Du wirst dich daran erinnern, daß wir es waren, die den ersten Schritt machten!“
    „Aber sie brachten ihre eigenen Leute um!“ rief Jason aus.
    „Das tun sie immer noch. Aber das geht die Föderation nichts an. Jeder kann seinen verdammten Planeten so regieren, wie er es für richtig hält. Befugnisse hat die Föderation nur im Weltraum. Du hast Neuheim überfallen, bist mit einem Haufen von Bürgern dieser Welt wieder abgehauen, hast mehrere Regierungsbedienstete getötet, dich gegen ihr Rechtssystem vergangen und ihnen allerlei Schwierigkeiten bereitet, ohne daß sie dich irgendwie provoziert haben. Was meinst du, was ein Bericht dieser Art auf Althing Green für einen Eindruck macht? Abgesehen davon: Wenn du die Föderation in diese Geschichte hineinziehst, werden sie herausfinden, daß du für den Überfall mein Schiff benutzt hast, und dann werde ich meine Lizenz verlieren. Zum Teufel, ich werde alles verlieren, was ich habe, und dich kostet das deine Kontakte mit Albion-Drake. Möglicherweise brennt man dann sogar deine Pflanzung nieder, und die Neuheimer hast du dann obendrein am Hals.“ Hetch schnaubte empört.
    Jes hörte

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