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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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abgehauen.“
    „Hetch, haben Sie etwa die ganze verdammte Kennerin-Sippschaft auf Ihrem Kahn? Geh mit der Geschwindigkeit runter, du Bastard, oder ich …“
    „Aber nicht mit mir, Großmaul“, sagte Hetch.
    Jes starrte verwirrt auf den Lautsprecher.
    „Jes“, sagte Mish jetzt. „Sprich Kasiri.“
    „Ich bin abgehauen. Sie hatten mich geschnappt. Tham hat mir gezeigt, wie man mit dem Rettungsboot umgeht.“
    „Gut, Jes, sehr gut. Bleib dran.“
    „Wenn Sie nicht runtergehen, Hetch, knallen wir den Jungen ab.“
    „Im Tau geht so was nicht, Avila. Ja, ja, die alten Zeiten. Und jetzt halt die Klappe.“
    „In Ordnung, Jessie“, sagte Mish. „Hör mir gut zu. Ich möchte, daß du aufstehst und einen Schutzanzug anziehst. Weißt du, wie man ihn anzieht?“
    „Ich habe es mir angesehen. Auf Avilas Schiff.“
    „Gut. Zieh ihn an und warte am Bug. Siehst du einen Anzug?“
    „Ja. Aber …“
    „Hör zu! Wenn wir uns dem Greifer nähern, werden wir ein wenig abbremsen. Wenn du Hetch rufen hörst, springst du über Bord. Du wirst in den Greifer hineinfallen und müßtest, bevor er wieder frei wird, in unseren Sog geraten. Hetch wird ein Netz für dich ausbreiten. Hast du alles verstanden?“
    „Ich kann mich … nicht bewegen.“
    „Ich weiß, Jessie. Versuch es. Du hast eineinhalb Zeit. Das ist mehr als du brauchst.“
    Jes sah auf die Positionstafel. Die Grafit Eins kam näher, aber sie war noch immer weit hinter ihm. Die Folly schien ihm näher zu sein. Er zog sich hoch und fiel zu Boden. Er mußte sich mit aller Macht dagegen wehren, sich nicht zu erbrechen, denn der Gedanke, daß er daran ersticken würde, entsetzte ihn.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Jes mußte sich an der Wand hochziehen, um den Schutzanzug zu erreichen. Er fiel wieder hin. Dann zog er sich die Hülle über den Leib. Der Beschleunigungsdruck hielt immer noch an. Er hatte einige Schwierigkeiten mit den Verschlüssen, und dann stellte er fest, daß er den Helm vergessen hatte. Er hing immer noch an der Wand.
    Bei den Armaturen begann eine Sirene zu heulen. Jes zog sich an der Wand hoch und warf einen Blick nach vorne. Der Geschwindigkeitsanzeiger stand im Rot. Mit dem Helm in den Händen ließ er sich zu Boden sinken. Er brauchte beinahe all seine Kraft, um ihn sich über den Kopf zu stülpen, und als der Verschluß sich klickend von selbst versiegelte, hatte er nicht einmal mehr die Kraft, Erleichterung zu verspüren. Jes kroch auf die vordere Notluke zu. Als er dabei an der Armaturenbank vorbeikam, stellte er fest, daß der blaue Strich, der die Grafit Eins symbolisierte, viel zu nahe herangekommen war. Die Folly hatte den Greifer beinahe erreicht. Er legte eine Hand auf den Öffnungsmechanismus. In seinem Helmlautsprecher knisterte und knackte es.
    „Jetzt!“ brüllte Hetch ihm in die Ohren. Jes warf sich gegen den Öffnungsmechanismus und wurde aus dem Rettungsboot geschleudert. Wie ein Fetzen Papier fiel er durch die Dichte des Tau und fühlte sich gewichtslos und frei. Die leuchtenden Bänder der Spiralen umschlossen ihn, und eine Sekunde später kehrten die vereinzelten Sterne zurück, und er fiel in eine unendliche Schwärze.
    „Mish!“ schrie er auf.
    „Es ist alles in Ordnung! Du hast es geschafft! Es ist alles in Ordnung!“
    Jes sah, wie das Heck der Folly an ihm vorbeiglitt. Die Sonne Eagle tanzte vor seiner Gesichtsscheibe. Ein großes, enggewebtes Netz wirbelte an ihm vorbei und packte ihn. Dann explodierte der Himmel in einem hellen Lichtblitz. Er wurde hin und her geschleudert. Sein Kopf knallte gegen die Helmscheibe, und er schrie wieder auf.
    Schließlich verlangsamten sich seine Bewegungen. Über das Netz hinweg kletterte eine Gestalt auf ihn zu und kam näher. Sie wirkte wie eine riesige Weltraumspinne. Schließlich erreichte sie ihn und packte seinen Arm. Durch die Helmscheibe gewahrte Jes eine seltsam aussehende Frau, die ihn anlachte.
    „Hallo, Raumfahrer“, sagte sie. „Ich bin Merkit. Du kannst uns jetzt reinziehen, Hetch.“
    Jes wandte sich um und warf einen Blick auf den Greifer. Das Licht war jetzt erloschen, und er sah nun nichts anderes mehr als das schwarze Nichts und die funkelnden Sterne der Galaxis. Der Greifer war verschwunden.
     
    „Ich hatte gehofft, er würde nur blockieren, wenn er mit zwei Objekten gleichzeitig fertig werden müßte“, sagte Hetch, „aber offenbar sind die Reaktoren des Rettungsbootes hochgegangen und haben ihn in den Orkus geblasen.“
    Jes nickte schläfrig.

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