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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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produzierte ein schnelles Lächeln. Was Laur anging, so konnte man sagen, daß es ihr gutging, so lange sie sich noch beschweren konnte. Er fragte sich, was sie wohl machen würde, wenn es nichts gäbe, über das sie sich hätte aufregen können, und erinnerte sich an eine Zeit, in der er zu ihrem absoluten Entsetzen ihre Nörgeleien ernst genommen und eine Versammlung einberufen hatte, um ihre Vorbehalte gegen gewisse Auswüchse öffentlich zu diskutieren. Laur hatte sich geweigert zu erscheinen. Mim war der Ansicht, daß Laur so lange leben würde, wie es noch etwas gab, über das sie sich beschweren konnte. Und Jason stimmte ihr darin zu.
    Das für diese Jahreszeit viel zu heiße Wetter hatte sich noch nicht geändert, aber im Morgengrauen war es einigermaßen erträglich. Quilla kam herunter. Sie trug Shorts und einen Büstenhalter. Sie lächelte müde, schenkte sich eine Tasse Tee ein und lehnte Mims Angebot, ihr etwas zu essen zu servieren, ab.
    „Wenn du nichts ißt, fällst du noch ganz vom Fleisch“, prophezeite Laur.
    „Keinen Hunger, Laur, wirklich. Ich nehm1 mir aber was für heute mittag mit.“
    „Dann aber eine ordentliche Portion“, sagte Laur und fing an, Mim aufzutragen, was sie Quilla alles mitgeben sollte. Wie üblich reduzierte Mim alles auf die Hälfte.
    Jason stand auf.
    „Wenn du schon nichts ißt – wie wäre es, wenn du mir die Farm zeigst?“ sagte er. „Ich habe in den letzten drei Wochen sicher eine Menge verpaßt.“
    „Klar.“ Quilla trank ihren Tee und erhob sich.
    „Quilla Kennerin, so wie du angezogen bist, wirst du dieses Haus nicht verlassen“, sagte Laur. „Du bist ja fast nackt! Du gehst sofort rauf und ziehst dir etwas an, bevor dich jemand so sieht!“
    „Laur“, sagte Quilla verzweifelt, „ich liebe dich wirklich so sehr wie mein Leben, aber draußen ist es tagsüber so heiß wie in der Hölle, und ich habe nicht vor, an einem Hitzschlag zu sterben, bloß weil es dir nicht paßt, wie ich angezogen bin. Es würde meiner Gesundheit schaden.“
    „Und was hältst du von Würde? Und davon, daß mich kein Schlag trifft? Und was dich angeht, Jason, so bist du auch nicht besser, wenn du zuläßt, daß deine Kinder halbnackt herumlaufen! Barbaren seid ihr! Was würde eure Großmutter dazu sagen?“
    „Nichts“, gab Jason zurück. „Sie ist nämlich schon seit fünfzig Jahren tot. Erinnerst du dich nicht? Sag Mish, daß ich auf der Farm bin.“
    „Ich bin in diesem Hause nichts anderes als eine wandelnde Nachrichtensäule“, brummelte Laur und ging in die Küche zurück.
    Das Tageslicht überdeckte den Tod Neuheims, aber die beiden hellen Nächte hatten die vierflügeligen Vögel ganz schön durcheinandergebracht. Mißtrauisch saßen sie auf den Ästen der Bäume und erweckten den Eindruck, an einem gewaltigen Kater zu leiden. Jason musterte sie und schüttelte den Kopf.
    „Wie hat Tabor es aufgenommen?“
    Quilla versteifte sich und zuckte die Achseln. „Es geht. Aber es war schlimm genug. Ich glaube, er erinnert sich an mehr als die anderen. Alpträume.“
    „Hält das Licht ihn wach?“
    Quilla nickte.
    „Ved meint, daß die Nova für das heiße Wetter verantwortlich ist“, sagte Jason.
    „Es war schon eine Woche vorher so heiß. Ved ist ein Tölpel. Komm, ich zeige dir die Winterfelder. Die neue Saat, die Hetch beim letztenmal mitgebracht hat, soll sich gut an unser Winterklima anpassen. Ich kann es kaum noch abwarten, bis es endlich losgeht.“
    Der fruchtbare schwarze Boden war umgegraben worden und wartete auf die Saat. Quilla sprach über die Ausnutzung des Landes, den Kompost, das Bewässerungssystem und über die Pumpe, die sie gerne gehabt hätte, um die Sprenger zu betreiben. Jason entledigte sich seiner Schuhe und schritt barfuß über die weiche Erde. Der Boden unter seinen Füßen schien zu leben. Quilla sprach über Alkaloide und Säuren. Die Sonne stieg höher. Sie liefen durch noch nicht abgeerntete Felder, wo die Kasiren damit beschäftigt waren, etwas aufzuziehen. Das Land strömte einen fruchtbaren Geruch aus und schien ihn willkommen zu heißen. Jason hatte das Verlangen zu singen.
    „Krieg ich nun meine Pumpe?“ fragte Quilla schließlich. Sie hielten unter einer Ansammlung von Kaedos an, setzten sich hin und lehnten sich gegen die Strünke.
    „Klar. Ich halte es für eine gute Idee. Kann Dene dir nicht eine machen?“
    „Nein. Ich habe sie schon gefragt. Sie sagt aber, man habe so was auf Hogarths Müllplatz entwickelt; etwas

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