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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Bad. Quilla nahm sich ein Bier aus der Küche und ging auf das umzäunte Badehaus zu.
    „Habt ihr noch Platz für ein Bier?“ fragte sie.
    „Quilla? Komm doch rein.“
    Jason und Mish lagen in dem heißen Wasser. Sie hatten Schweißtropfen auf der Stirn. Quilla reichte Mish das Bier und küßte sie. Jason küßte sie ebenfalls; gleichzeitig grapschte er nach dem Getränk.
    „Ihr seid beide verrückt“, sagte Quilla und zog sich an die Tür zurück. „Ein heißes Bad bei einem solchen Wetter?“
    „Ich versuche nur, meine Muskeln zu entkrampfen“, sagte Jason. „Denn deine Mutter ist der Ansicht, ein Spaziergang könne nur dann ein echtes Vergnügen sein, wenn man pro Tag achtzig Kilometer zurücklegt. Bergauf.“
    „Lügner“, sagte Mish wohlig.
    „Wie war es denn?“ sagte Quilla.
    „Gut. Weit. Heiß. Nett.“
    „Das sagt wohl alles“, meinte Jason.
    Quilla lachte.
    „Und wie war es hier?“
    Quilla trank einen Schluck Bier und informierte sie über das, was inzwischen auf der Farm, im Dorf und auf den Pflanzungen geschehen war.
    „Ved hat mir ziemlich zugesetzt, aber das überrascht wohl niemanden“, sagte sie abschließend. „Er reitet ewig auf seinen Gesetzen herum, und jedesmal, wenn ich versuche vernünftig mit ihm zu argumentieren, zieht er die Nase hoch und sagt, dann müsse er eben mit euch darüber reden. Allmählich hängt es mir zum Halse heraus, immer wie ein kleines Kind behandelt zu werden.“
    „Ich werde mich um ihn kümmern“, sagte Jason. „Und sonst?“
    „Nichts. Tabor ist hier.“
    Jason bewegte in dem Wasser seine Beine. Er nahm die Hälfte der Wanne ein. Mish wirkte neben ihm so klein wie ein Kind.
    „Er ist hier?“ fragte Mish. „Im Sommer? Weshalb?“
    Quilla zuckte die Achseln und trank das Bier aus. „Er kann die Berge nicht mehr sehen, nehme ich an. Kommt ihr heute abend zum Fest?“
    „Klar“, sagte Jason. „Wie könnte ich es versäumen, mir anzuhören, wie meine Frau und mein Sohn eine ganze Armada blutdürstiger Ausgeflippter zur Schnecke gemacht haben? Wird Ved in diesem Jahr die Festrede halten?“
    „Wer sonst? Oh, ja, Jes wird auch was sagen. Hetch hat uns sagen lassen, daß er ein paar Tage später kommt.“
    „Wie schade. Da wird ihm eine großartige Vorstellung entgehen.“
    „Sicher.“ Quilla grinste. „Voriges Jahr hat Ved aus der Flotte übrigens zwölf Schiffe und einen Schlachtkreuzer gemacht. Wollen wir wetten, daß es diesmal zwanzig und vier werden?“
    Jason zupfte an seinem Schnurrbart. „Damit wirst du wohl nicht auskommen. Es müßten mindestens zweiunddreißig Schiffe, drei Zerstörer und ein Föderationskreuzer sein.“
    Mish lachte. „Vielleicht wird er mir diesmal auch einen Blaster andichten. Ich hätte einen gehabt haben können. Wie steht’s mit noch einem Bier?“
    „Kommt sofort!“
    Als sie zum Badehaus zurückkehrte, hörte Quilla Jason sagen: „Glaubst du, er hat sie schon gefragt?“
    „Ich weiß nicht. Quilla würde es erwähnt haben.“
    „Vielleicht aber auch nicht. Sie ist ziemlich schweigsam, Mish.“
    Quilla befeuchtete ihre Lippen. Die Bierkrüge fühlten sich in ihren Händen kalt an.
    „Glaubst du, sie wird ja sagen?“ fragte Mish.
    „Du hast es ja auch nicht getan“, meinte Jason. „Glaubst du etwa, sie ist weniger stur als du?“
    „Mach keine Witze, Jase. Das war eine völlig andere Sache. Sie ist schon einundzwanzig.“
    „Dann laß ihr doch Zeit.“
    Quilla ging ein paar Meter zurück und lehnte sich mit der Stirn gegen einen Baum. Sie preßte einen der kalten Krüge gegen ihre Wangen, holte tief Luft und ging dann ins Badehaus zurück. Sie gab ihren Eltern das Bier, erfand eine Arbeit, die sie im Haus zu erledigen hatte und ging. Im Stall wimmelte es von Leuten, die Dekorationen bastelten, im Haus hallten Laurs Rufe und Mims Antwortschreie wider. Palen befand sich auf den Feldern. Quilla begab sich an den Halaeabaum, sah sich um und fing dann an, ihn zu besteigen. Die zahlreichen federartigen Blätter schirmten sie sowohl vom Haus als auch vom Rest des Tales ab. Sie nahm auf einem hohen Ast Platz, lehnte sich mit der Wange gegen die Borke und schaute in das gesprenkelte Licht. Aber es kam keine Heiterkeit in ihr auf.
    Die Stalltüren standen offen, auf dem sauberen Boden spiegelte sich das Licht von Laternen. Quilla wäre gern an einem Seil zur Tenne hinaufgeklettert, um sich in der stillen Umgebung des Daches zu verbergen, aber statt dessen mußte sie mit ihrer Familie vor dem offenen Tor

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