Die Flüchtlinge
denken können.“
Sie legte sanft ihre Hand auf seinen Unterarm. „Schon gut, Jason. Vergeben.“
Jason befeuchtete seine Lippen. „Wirst du ihn nun heiraten?“
„Ich weiß es nicht.“ Quilla legte sich auf den Bauch und spielte mit dem Untergrund. „Menschen verändern sich. Dinge verändern sich. Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe. Vielleicht liebe ich ihn wirklich, aber nur nicht genug, um ihn zu heiraten. Ich hab keine Ahnung. Die Dinge verändern sich eben.“
„Manche Dinge verändern sich nie“, sagte Jason. Er kratzte eine Handvoll Erde zusammen. „Dies hier – das Land – verändert sich nicht. Man steckt Arbeit und Liebe hinein und bekommt dafür Nahrung, Früchte, Blumen und Schönheit. Die Dinge, die du mit deinen Händen, deinem Bewußtsein und deinem Körper erzeugst, verändern sich nicht. Sie wachsen, aber das, was sie ausmacht, ändert sich nicht. Ich meine, natürlich ändern sich die Dinge, gewiß, aber ihre Wichtigkeit, ihr Innerstes, bleibt fast gleich. Das Sonnenlicht, die Erde, das Wasser, die Kinder. Leben erzeugen.“
„Leben erzeugen“, wiederholte Quilla. Sie lächelte. „Ich glaube, das reicht für heute. Nun komm, wenn wir zum Essen nicht pünktlich sind, wird Laur meinen Kopf fordern.“
„Das ist auch so eine Sache, die sich nie ändern wird“, sagte Jason, und sie gingen zum Anwesen zurück.
Als er allein war, wurde ihm bewußt, daß er ihre Antwort noch immer nicht kannte. Er aß verdrossen seine Mahlzeit und dachte über Hochzeiten nach. Cault Tereth war ein beträchtliches Stück von ihnen entfernt.
„Raus mit dem Ding“, sagte Quilla. Hoku sah sie an und machte ein finsteres Gesicht.
„Bist du sicher?“
„Ja.“
„Heiratest du Tabor?“
„Weiß ich nicht.“
Hoku dachte einen Moment nach. „Willst du nicht darüber sprechen?“
„Nein. Ich will, daß Sie mir das Ding rausnehmen.“
„Nun, dann wirst du zumindest zuhören.“ Hoku stand auf und ging an das Fenster ihrer Praxis. Sie fegte die Vorhänge beiseite, sah hinaus und zog sie dann wieder vor. „Tabor möchte, daß du ihn heiratest, und Mish und Jason drängen dich, darin einzuwilligen.“
„Jason nicht. Na und?“
„Deswegen solltest du es vielleicht nicht tun.“ Hoku kehrte an den Schreibtisch zurück und sah Quilla eingehend an. „Es ist nichts dabei, wenn man alleine ist.“
„Außer, daß man einsam ist.“
„Das hat mit einer Ehe nichts zu tun. Man muß nicht unbedingt allein sein, um sich einsam zu fühlen.“
„Sie mögen Tabor nicht.“
„Ich mag ihn. Ich mag dich. Ich mag sogar Hetch, aber das bedeutet nicht, daß ich ihn heiraten will oder dich mit ihm verheiraten würde. Manche Leute passen einfach zusammen; andere hingegen nicht.“
Quilla spürte, daß ihre Nase rot wurde, aber sie schaute Hoku tapfer an.
„Und ich gehöre zu denen, von denen man erwartet, daß sie besser alleine bleiben, wie? Man erlaubt mir einfach nicht, einsam zu sein; man gesteht mir nicht einmal einen Versuch zu, sehe ich das richtig?“
Hoku schnaubte. „Hör auf! Ich habe geglaubt, du hättest dein Interesse an Melodramen schon vor Jahren verloren.“
„Verdammt noch mal, Hoku!“
„Du willst Tabor also heiraten, erzähl weiter. Er ist ein guter Mann und wird sein Bestes geben.“
„Das hört sich an, als sei er ein Biostat.“
„Ich würde einem Biostaten mehr vertrauen als einer Ehe.“
Quilla sprang auf. „Außerdem habe ich gar nicht gesagt, daß ich ihn heiraten will.“
„Aber du denkst darüber nach.“
„Ich kann über jedes verdammte Ding nachdenken, das mir paßt!“
„Denkst du mit der Mose?“
Quilla verschränkte die Arme vor der Brust und sah die Ärztin finster an.
„Sehe ich etwa aus wie Taine Alendreu? Hinter mir laufen die Männer nicht mit hängenden Zungen her. Wenn ich auf einen stoße, der blind genug ist, um mich für hübsch zu halten, werde ich sofort die Arme nach ihm ausstrecken. Vielleicht erhalte ich eine solche Chance nie wieder.“
„Ist das denn wichtig?“
„Ich weiß nicht.“ Quilla ließ sich auf den Stuhl fallen, legte die Beine auf Hokus Schreibtischplatte und schob die Hände in die Taschen. „Ich habe keine Lust, mich mit Ihnen zu streiten, Hoku. Ich will mich überhaupt mit niemandem streiten. Nicht mal mit mir selbst. Warum sollte ich Tabor nicht heiraten, wenn ich es möchte?“
„Möchtest du es denn?“
„Fangen Sie nicht schon wieder damit an. Warum sollte Tabor mich nicht heiraten?“
„Keine
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