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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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stehen und die Aeriten und Kasiren, die um den Hügel herumkamen, willkommen heißen. Große Menschenansammlungen erzeugten in ihr ein ungutes Gefühl. Tabor nahm ihre Hand und drückte sie beruhigend. Ohne aufzusehen nickte sie ihm zu und ging woanders hin.
    „Meya, sieh zu, daß du nicht wieder in fünf Minuten schmutzig bist“, sagte sie. Meya verbarg die Hände hinter dem Rücken und lächelte. Jes, der seine besten Kleider trug, schien sich seiner Rolle als Held von Aerie wohl bewußt zu sein. Neben Mish stand Hart. Der Gesichtsausdruck, den er zur Schau trug, war undurchdringlich. Quilla beobachtete ihn und fragte sich, warum er gekommen war. Bisher hatte er sich jedenfalls stets geweigert, an solchen Festlichkeiten teilzunehmen. Man bekam ihn nicht einmal an den Jahresbeginn- oder -endfeiern zu Gesicht. Und doch war er diesmal anwesend, auch wenn er so tat, als ginge ihn das alles nichts an. Quilla nahm an, daß er sich schlußendlich doch dazu entschieden hatte, ein Teil von Aerie und den örtlichen Ritualen und Mythen zu werden.
    „Hetch ist nicht da“, sagte Ved, als er eintrat.
    Jason schüttelte den Kopf. „Quilla hat vor drei Tagen eine Meldung bekommen. Er wird später kommen.“
    „Ich weiß. Ich habe veranlaßt, daß Jes eine Rede halten wird, obwohl ich es, offen gestanden, bevorzugt hätte, wenn der Kapitän an diesem Abend präsent gewesen wäre. Es ist allerdings offensichtlich, daß es ihm unmöglich sein wird, ein paar Worte an das Publikum zu richten, wenn er nicht einmal dazu in der Lage ist, pünktlich zu erscheinen, nicht wahr? Hast du noch irgendwelche Ratschläge?“
    „Entscheide das ruhig allein“, sagte Jason. „Ich bin sicher, du wirst alles bestens hinkriegen.“
    Ved zupfte an seiner Lippe und ging in den Stall. Als er nicht hinsah, streckte Meya ihm die Zunge heraus. Laur drohte ihr mit erhobener Hand. Immer mehr Aeriten kamen jetzt. Sie betraten den Stall, unterhielten sich und trugen Töpfe mit Essen und Krüge mit selbstgekeltertem Wein. Jes und Tabor kletterten auf eine der unteren Tennen und spielten ein Flötenduett. Sie ließen die Beine nach unten baumeln, was sie zum Zielobjekt einiger mit Früchten werfender Kinder aus Meyas Altersgruppe machte. Schließlich bekamen sie es mit Mim zu tun, die sich wie ein Racheengel zwischen die Kinder warf und sie in eine andere Stallecke scheuchte. Jason saß neben Ved in der Nähe des Getränketisches und begutachtete dessen Rede. Schließlich kamen auch die Eingeborenen.
    Quilla, die gerade zwei Kuchen auf den Händen transportierte, nickte Palen zu und setzte ihre Fracht auf einem langen Tisch ab. Die Kapelle kam und begann damit, die Instrumente zu stimmen. Jes und Tabor kamen von der Tenne. Quilla versteckte sich im Schatten und beobachtete Tabor, der sich umsah. Dann ging er zu Mish. Ihre Mutter und ihr Liebhaber blieben an der Tür stehen und unterhielten sich. Tabor berührte Mish an der Schulter, und sie legte ihre Hand auf die seine und lächelte. Quilla wandte sich ab.
    Obwohl Ved stets den Versuch unternahm, seine Rede zu halten, bevor die anderen das Tanzbein schwangen, wurde er immer niedergestimmt, weil man annahm, daß die Kapelle, wenn er fertig war, längst schlief. Hoku nahm auf einem Stuhl Platz, von dem aus sie die Vorbereitungen übersehen konnte, und ermahnte die vorbeigehenden Kinder. Bald herrschte zwischen ihrem Platz und den Eßtischen ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Jes lungerte mit ein paar anderen jungen Männern an einem Stützbalken herum. Quilla sah Taine mit den roten Haaren. Mish tanzte mit Jason, und Tabor sah ihr gedankenverloren zu. Mish wird in diesem Jahr vierundvierzig, dachte Quilla. Und ich bin schon einundzwanzig. Aber das heißt wohl nichts.
    Hart kam aus der Dunkelheit herein, nahm sich einen Becher Wein und ging wieder zur Tür. Er trank und beobachtete den Himmel. Wartete er auf Hetch? Quilla bezweifelte es. Sie ging an der Stallwand entlang und stellte sich neben ihn.
    „Gibst du mir ’n Schluck?“ fragte sie.
    Hart sah sie an und reichte ihr den Becher. Sie trank.
    „Bäh! Warum trinkst du nicht lieber Kaea? Das schmeckt doch besser als dieses Gesöff?“
    „Ich mag diesen kasirischen Scheißdreck nicht“, sagte Hart freundlich. Quilla wollte ihm eine Antwort geben, doch dann sah sie sein Lächeln und schwieg. Sie war verwirrt. Sie hatte in den letzten fünf Jahren zunehmend weniger mit ihrem Bruder zu tun gehabt und konnte jetzt kaum noch unterscheiden, ob er etwas

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