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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Norden wird der London Borough of Camden von zwei Hügeln begrenzt, der westliche Hügel heißt Hampstead, der östliche Highgate, und Hampstead Heath, einer der größten Parks in London, breitet sich zwischen ihnen aus. Von den Hügeln fällt das Land zur Themse und zu den Flussauen ab, die jedoch längst unter dem heutigen Zentrum Londons verschwunden sind.
    Dartmouth Park, wo William Skirmish gewohnt hatte, lag auf den unteren Hängen von Highgate Hill, und Hampstead Heath war von dort bequem zu Fuß zu erreichen. Er hatte die Erdgeschosswohnung eines umgebauten viktorianischen Reihenhauses bewohnt, das Eckhaus in einer von Bäumen gesäumten Straße, die man fast bis zur Bewusstlosigkeit verkehrsberuhigt hatte.
    Noch weiter hügelabwärts lagen Kentish Town, Leighton Road und das Viertel, in dem ich aufgewachsen war. Einige meiner Klassenkameraden hatten nicht weit von Skirmishs Wohnung gewohnt, deshalb kannte ich auch dieses Viertel recht gut.
    An einem der Fenster im Obergeschoss tauchte ein Gesicht hinter den Vorhängen auf, als wir unsere Ausweise dem uniformierten Polizisten zeigten, der an der Tür Wache stand. Wie in vielen umgebauten Reihenhäusern hatte man auch hier in den früher eleganten Vorraum eine Zwischenwand eingezogen und ihn so in zwei schmale, düstere Korridore geteilt. Statt einer gab es nun zwei Haustüren, die nebeneinander eingebaut worden waren. Die rechte Tür stand halb offen, war aber symbolisch mit einem Polizeiband versperrt. Die linke Tür führte vermutlich zu der Wohnung, in der jemand hinter den Vorhängen hervorgespäht hatte.
    Skirmishs Wohnung war ordentlich aufgeräumt. Die Möbel waren ein stilistisches Sammelsurium   – wie es meist der Fall ist bei ganz normalen Leuten, die nicht den Ehrgeiz verspüren, bei ihrer Wohnungseinrichtung jeden Modetrend der Möbelindustrie mitzumachen. Weniger Bücherregale, als ich bei einem Medienmenschen erwartet hätte. Dafür besaß er viele Fotos, aber bei den meisten Bildern, auf denen Kinder zu sehen waren, handelte es sich um Schwarz-Weiß-Fotos oder alte, verblassende Instamatic-Bilder.
    »Ein Leben in stiller Verzweiflung«, kommentierte Nightingale. Ich wusste, dass das ein Zitat war, wollte ihm aber nicht die Genugtuung verschaffen, nach dem Autor zu fragen.
    Was immer Chief Inspector Seawoll sein mochte, ein Idiot war er jedenfalls nicht. Wir sahen sofort, dass sein Ermittlungsteam gut und gründlich gearbeitet hatte. Auf dem Telefon, den Türknaufen und -zargen waren Puderreste der Spurensicherung zu sehen; Bücher warenvon den Regalen genommen und manche verkehrt herum wieder zurückgestellt worden. Dies schien Nightingale mehr zu ärgern, als eigentlich angebracht gewesen wäre. »Schlamperei«, brummte er. Schubladen waren herausgezogen, durchsucht und nicht mehr ganz zurückgeschoben worden, als Zeichen, dass sie bereits durchsucht worden waren. Garantiert war alles, was irgendwie bemerkenswert war, aufgezeichnet und in HOLMES eingegeben worden   – vermutlich von armen Schweinen wie Lesley. Aber das Ermittlungsteam wusste nichts von meinen übersinnlichen Kräften und dem
Vestigium
des bellenden Hundes.
    Und es gab tatsächlich einen Hund. Entweder das oder Skirmish hatte eine besondere Vorliebe für PA L-Fleisch brocken in Soße, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass sein stilles Leben dermaßen verzweifelt gewesen war.
    Ich wählte Lesleys Handynummer.
    »Befindet sich irgendwo in deiner Nähe ein HOLME S-Terminal ?«, fragte ich.
    »Seit ich hier angefangen habe, sitze ich ununterbrochen vor dem verdammten Ding! Sie haben mich für die Dateneingabe und den ganzen Scheiß mit der Aussagenüberprüfung eingeteilt.«
    »Echt?«, sagte ich und gab mir Mühe, nicht schadenfroh zu klingen. »Rate mal, wo ich grade bin?«
    »Du bist in Skirmishs verdammter Wohnung in Dartmouth Park«, sagte sie verbittert.
    »Woher weißt du das?«
    »Weil es DCI Seawoll hier gerade durch die ganze Etage brüllt. Wer ist Inspector Nightingale?«
    Ich schaute zu Nightingale hinüber, der mich ungeduldiganstarrte. »Erzähl ich dir später. Kannst du mal schnell etwas für mich nachprüfen?«
    »Klar doch«, sagte Lesley. »Was genau?«
    »Als das Ermittlungsteam die Wohnung durchsuchte, haben sie da einen Hund gefunden?«
    Ich hörte, wie sie auf die Tastatur hämmerte und einen Suchbefehl über die wichtigsten Dateien laufen ließ. »Im Bericht wird kein Hund erwähnt.«
    »Danke«, sagte ich. »Du hast soeben einen wertvollen

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