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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Gegenstand einer Beschlagnahmung und umgehender Abschiebung war. So hatte beispielsweise bald nach meinem elften Geburtstag ein permanenter Kampf um meine Legosteine begonnen, weil meine Mutter damals entschieden hatte, dass ich nun für solche Dinge zu alt sei. Der Kampf endete erst in meinem vierzehnten Lebensjahr, als die gesamte Legosammlung eines Tages auf mysteriöse Weise verschwand, während ich auf einem Klassenausflug war.
    Ich zerrte mir die Schuhe von den Füßen, kroch unter die Bettdecke und war eingeschlafen, bevor ich mich auch nur hatte wundern können, was aus meinen Postern geworden war.
    Ein paar Stunden später wachte ich kurz auf, weil meine Tür vorsichtig geöffnet und wieder geschlossen wurde und ich die gedämpfte Stimme meines Vaters hörte. Meine Mutter antwortete etwas, worauf mein Vater lachte. Beruhigt, dass alles in Ordnung war, schlief ich wieder ein.
    Viel später wachte ich endgültig auf. Die Morgensonne schien durchs Fenster. Ich lag auf dem Rücken, fühlte mich ausgeruht und erfrischt, hatte eine ordentliche Erektion und eine vage Erinnerung an einen erotischenTraum, der sich um Beverley drehte. Was sollte ich im Hinblick auf Beverley Brooks unternehmen? Dass ich auf sie stand, war keine Frage, dass sie auch auf mich stand, war ebenfalls ziemlich klar, aber dass sie nicht ganz ein menschliches Wesen war, bot Anlass zu einer gewissen Besorgnis. Beverley wollte, dass ich mit ihr in ihrem Fluss schwamm; ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete, außer dass Isis mich davor gewarnt hatte. Aber ich hatte das starke Gefühl, dass man nicht einfach eine Tochter des Flusses Themse vögeln kann, ohne buchstäblich ins Schwimmen zu geraten und den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    »Ist ja nicht so, dass ich vor einer Bindung zurückschrecke«, erklärte ich der Zimmerdecke. »Nur wüsste ich gern, woran ich mich da binde.«
    »Du bist also wach, Peter?«, fragte eine leise Stimme vor meiner Tür   – mein Vater.
    »Ja, klar, bin wach, Dad.«
    »Deine Mutter hat dir was vom Mittagessen aufgehoben.«
    Mittagessen, dachte ich. Der Tag war also schon halb vorbei, und ich hatte bisher noch nichts unternommen und folglich nichts erreicht. Ich rollte mich aus dem Bett, quetschte mich zwischen den Kartons hindurch und stellte mich unter die Dusche.
    Wie alles andere in der Wohnung war auch das Bad für Hobbits gedacht, und nur dem äußerst kompetenten nachträglichen Umbau durch einen Polen hatten wir es zu verdanken, dass überhaupt eine Dusche mit Wasserdruckverstärker in die Ecke zwischen Waschbecken und Fenster gezwängt werden konnte. Ich hatte damals dasGeld dafür ausgespuckt und deshalb auch darauf bestanden, die Dusche so zu bauen, dass ich mich nicht zusammenkrümmen musste, um den Kopf unter den Brausekopf halten zu können. Neben der Dusche war ein neuer Seifenspender installiert worden, wie man sie in den Toiletten von hypermodernen Bürogebäuden findet, wahrscheinlich verbilligt von einem Großhändler für Reinigungsfirmen erworben oder als Dauerleihgabe beschafft. Außerdem fiel mir auf, dass das Toilettenpapier und die Dusch- und Handtücher von viel besserer Qualität waren als zu der Zeit, als ich noch hier wohnte   – Mum putzte jetzt offenbar nur noch in hochklassigen Büros.
    Ich trat aus der Dusche und trocknete mich mit einem großen, flauschigen Duschtuch ab, in dessen einer Ecke »Hier Ihr Firmenlogo« eingestickt stand. Dad gehörte noch zur »Männer-benutzen-keine-Feuchtigkeitscreme«-Generation, trockene Haut hin oder her, und meine Mutter besaß nur eine Familiendose Kakaobutter. Ich habe gar nichts gegen Kakaobutter, nur riecht man dann den ganzen Tag lang wie ein Riesenmarsriegel. Nachdem ich damit meine Haut versorgt hatte, lief ich in mein Zimmer zurück und riss auf der Suche nach ein paar frischen Klamotten einige Kartons auf. Einer meiner sehr entfernten Cousins musste jetzt eben auf neue Kleider verzichten.
    Die Küche war ein schmaler Schlauch und hätte ohne Weiteres als Ausbildungsstätte für die Kombüsen-Crew eines Trident- U-Boots dienen können, gerade mal groß genug für ein Spülbecken, einen Herd und eine Arbeitsplatte. Eine Tür am anderen Ende führte auf den ebenfalls winzigen Balkon, der aber wenigstens genug Sonne abbekam,dass man darauf fast das ganze Jahr über Wäsche aufhängen konnte. Von dort trieben kleine Rauchfahnen herein, was bedeutete, dass mein Vater draußen eine seiner kostbaren vier Selbstgedrehten am Tag

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