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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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Stichwunden haben, oder weil man aggressive Betrunkene bändigen oder selbst zusammengeflickt werden muss. Das ist einer der Gründe, warum so viele Polizisten Krankenschwestern heiraten   – davon abgesehen haben Krankenschwestern auch mehr Verständnis für unzumutbare Schichtarbeitszeiten.
    Beverleys Akolythin war eine solche Krankenschwester, ein blasses dünnes Ding mit purpurrotem Haar und australischem Akzent. Sie starrte mich misstrauisch an.
    »Wer ist das?«, fragte sie Beverley.
    »Ein Freund«, sagte Beverley und legte ihr die Hand auf den Arm. »Wir erzählen ihm alles.«
    Die Frau entspannte sich und lächelte mich hoffnungsvoll an. Sie sah aus wie einer der Teenager aus der vorletzten Sekte, der meine Mutter eine Zeit lang angehört hatte. »Ist es nicht wundervoll, zu etwas zu gehören, das so   …
real
ist?«, sagte sie schwärmerisch.
    Ich bestätigte ihr, dass es tatsächlich wundervoll sei, zu etwas zu gehören, das so real war, dass es aber auch ganz prima wäre, wenn sie mir erklären könne, was sie gesehen habe. Das Wort »prima« benutzte ich tatsächlich, und sie zuckte dabei nicht mit der Wimper, was mich aus verschiedenen Gründen etwas beunruhigte.
    Wie sie erklärte, sei ein Fahrradkurier nach einem Verkehrsunfall mit dem Rettungswagen eingeliefert worden. Während er noch behandelt wurde, habe er plötzlich den Notarzt mitten ins Gesicht getreten. Der Angriff habe den Arzt völlig überrumpelt, aber nicht ernsthaft verletzt.Der Fahrradkurier sei von der Untersuchungsliege gesprungen und aus der Notaufnahme geflohen. Die Sicherheitsleute hätten ihn nicht aufhalten können.
    »Warum kommen Sie damit zu uns?«, fragte ich.
    »Na ja, sein Gelächter   …«, antwortete die Krankenschwester zögernd. »Ich wollte gerade etwas holen, als ich dieses kreischende Gelächter hörte, so ähnlich wie ein Eichelhäher. Dann hörte ich Eric brüllen, das ist Dr.   Framline, unser Notarzt, der verletzt war. Er fluchte wie ein Kesselflicker, und dann kam auch schon der Kurier aus seiner Untersuchungskabine gerannt und   … und   … mit seinem Gesicht stimmte was nicht.«
    »Mit seinem Gesicht stimmte was nicht? Wie meinen Sie das?«
    »Es stimmte eben etwas nicht«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. Solche Aussagen machen Augenzeugen wie diese Krankenschwester zu absoluten Höhepunkten der polizeilichen Ermittlungsarbeit. Ich seufzte. »Er raste so schnell an mir vorbei, dass ich nicht viel sehen konnte«, fügte sie hinzu, »aber trotzdem   … es sah eben irgendwie seltsam aus.«
    Sie führte mich in den Untersuchungsbereich der Notaufnahme, wo es passiert war, ein weiß und beige gestrichenes Abteil mit einer Untersuchungsliege, vom Rest des Raums durch Vorhänge abgetrennt. Kaum hatte ich das Abteil betreten, als mir auch schon das
Vestigium
, man beachte bitte die korrekte Verwendung des Singular, förmlich ins Gesicht sprang. Rohe Gewalt, irres Gelächter, getrockneter Schweiß, Leder. Genau wie beim armen William Skirmish, als er im Leichenschauhaus lag, nur fehlte hier ein lästiger kläffender Köter.
    Noch vor zwei Monaten wäre ich in diese Untersuchungskabine getreten, hätte vielleicht ein bisschen gefröstelt und gedacht, dass hier irgendwas seltsam sei, und wäre wieder gegangen.
    Beverley steckte den Kopf herein und wollte wissen, ob ich irgendwas entdeckt hätte.
    »Ich muss mal dein Handy ausleihen«, sagte ich.
    »Hast du kein eigenes?«
    »Ist bei einem schiefgelaufenen Zauberversuch explodiert«, erklärte ich. »Frag nicht.«
    Beverley zog einen Schmollmund und reichte mir ein erstaunlich klobiges Ericsson. Das Handy steckte in einer Latexhülle; die Tasten waren sehr groß und befanden sich unter einer durchsichtigen Plastikschutzfolie. »Es ist für den Unterwassereinsatz bestimmt«, sagte sie. »Frag nicht.«
    »Kannst du eure Akolythin dazu bringen, Dr.   Framlines Adresse rauszusuchen?«
    Beverley zuckte die Schultern. »Klar. Aber denk dran   – wer redet, zahlt.«
    Während Beverley durch ihre Aufgabe abgelenkt war, nahm ich ihr Handy mit nach draußen auf den Beaumont Place, eine stille Fußgängerpassage zwischen dem alten und dem neuen Teil des Krankenhauses, und rief Nightingale an. Ich beschrieb kurz den Zwischenfall und das
Vestigium
; er stimmte zu, dass es den Versuch wert war, nach dem Kurier zu fahnden.
    »Ich möchte gern ein Auge auf den Arzt haben«, sagte ich.
    »Interessant«, kommentierte er. »Warum?«
    »Ich denke an die Abfolge der

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